Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Maria Magdalenentag, Mittsommersonnenschein, Gelärm auf Schild und Eisendach, Die Lanzen rasseln drein. Doch allzuscharf die Sonne sticht Dem Holstenvolk ins Treugesicht, Die Reihen werden klein. Wie Blatt und Zweig im Bachgespül, So treibt manch blond Gesell. Graf Adolf nur im Kampfgewühl, Er treibt nicht von der Stell'. Und bald aus Bach wird Strom und Schaum, Nimmt Blumen mit und Ast und Baum, Wie treibt die Woge schnell! "Maria Magdalena, hilf, Dämm' ab die Dänenflut, Du hebst zerknicktes Rohr und Schilf, Gieb uns den alten Mut, Am Himmel zeig' dein Siegpanier, Auf immer will ich dienen dir In Hulden treu und gut." Der Graf packt fest in Zeug und Riem, Sieg oder untergehn. Da sieh! am Himmel zeigt sich ihm Maria Magdalen, Und breitet ihren Mantel aus, Die Sonne zieht ins Wolkenhaus, Und kühle Winde wehn. Maria Magdalenentag, Mittſommerſonnenſchein, Gelärm auf Schild und Eiſendach, Die Lanzen raſſeln drein. Doch allzuſcharf die Sonne ſticht Dem Holſtenvolk ins Treugeſicht, Die Reihen werden klein. Wie Blatt und Zweig im Bachgeſpül, So treibt manch blond Geſell. Graf Adolf nur im Kampfgewühl, Er treibt nicht von der Stell’. Und bald aus Bach wird Strom und Schaum, Nimmt Blumen mit und Aſt und Baum, Wie treibt die Woge ſchnell! „Maria Magdalena, hilf, Dämm’ ab die Dänenflut, Du hebſt zerknicktes Rohr und Schilf, Gieb uns den alten Mut, Am Himmel zeig’ dein Siegpanier, Auf immer will ich dienen dir In Hulden treu und gut.“ Der Graf packt feſt in Zeug und Riem, Sieg oder untergehn. Da ſieh! am Himmel zeigt ſich ihm Maria Magdalen, Und breitet ihren Mantel aus, Die Sonne zieht ins Wolkenhaus, Und kühle Winde wehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0045" n="37"/> <lg n="5"> <l>Maria Magdalenentag,</l><lb/> <l>Mittſommerſonnenſchein,</l><lb/> <l>Gelärm auf Schild und Eiſendach,</l><lb/> <l>Die Lanzen raſſeln drein.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Doch allzuſcharf die Sonne ſticht</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Dem Holſtenvolk ins Treugeſicht,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Die Reihen werden klein.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Wie Blatt und Zweig im Bachgeſpül,</l><lb/> <l>So treibt manch blond Geſell.</l><lb/> <l>Graf Adolf nur im Kampfgewühl,</l><lb/> <l>Er treibt nicht von der Stell’.</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und bald aus Bach wird Strom und Schaum,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Nimmt Blumen mit und Aſt und Baum,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Wie treibt die Woge ſchnell!</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>„Maria Magdalena, hilf,</l><lb/> <l>Dämm’ ab die Dänenflut,</l><lb/> <l>Du hebſt zerknicktes Rohr und Schilf,</l><lb/> <l>Gieb uns den alten Mut,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Am Himmel zeig’ dein Siegpanier,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Auf immer will ich dienen dir</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">In Hulden treu und gut.“</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Der Graf packt feſt in Zeug und Riem,</l><lb/> <l>Sieg oder untergehn.</l><lb/> <l>Da ſieh! am Himmel zeigt ſich ihm</l><lb/> <l>Maria Magdalen,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und breitet ihren Mantel aus,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Die Sonne zieht ins Wolkenhaus,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und kühle Winde wehn.</hi> </l> </lg><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [37/0045]
Maria Magdalenentag,
Mittſommerſonnenſchein,
Gelärm auf Schild und Eiſendach,
Die Lanzen raſſeln drein.
Doch allzuſcharf die Sonne ſticht
Dem Holſtenvolk ins Treugeſicht,
Die Reihen werden klein.
Wie Blatt und Zweig im Bachgeſpül,
So treibt manch blond Geſell.
Graf Adolf nur im Kampfgewühl,
Er treibt nicht von der Stell’.
Und bald aus Bach wird Strom und Schaum,
Nimmt Blumen mit und Aſt und Baum,
Wie treibt die Woge ſchnell!
„Maria Magdalena, hilf,
Dämm’ ab die Dänenflut,
Du hebſt zerknicktes Rohr und Schilf,
Gieb uns den alten Mut,
Am Himmel zeig’ dein Siegpanier,
Auf immer will ich dienen dir
In Hulden treu und gut.“
Der Graf packt feſt in Zeug und Riem,
Sieg oder untergehn.
Da ſieh! am Himmel zeigt ſich ihm
Maria Magdalen,
Und breitet ihren Mantel aus,
Die Sonne zieht ins Wolkenhaus,
Und kühle Winde wehn.
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