Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

Bild:
<< vorherige Seite

Wir hatten uns allmählig dem Ziele genähert. Halt!
Drei Hundert Schritte kaum lag das Wäldchen vor uns,
bestanden mit wenigen Bäumen, durch deren dünne Stämme
der Lichtstreifen des Horizontes freigelegt ward. Die vor-
liegende ebene Wiese war wie zur Attacke gemacht.

Nun zogen wir die Husaren dicht heran. Ein Klingen-
blitz und Vorwärts, vorwärts!

Die Attacke.
Platz da, und Zieten aus dem Busch,
Mit Hurrah drauf in Flusch und Husch,
Und vorgebeugten Leibes rasen,
In einem Strich die Pferdenasen,
Wir zwei weit voran den Husaren,
So sind wir in den Feind gefahren.
Die roten Jungen hinterher
In todesbringender Carriere,
Daß wild die Spitzen der Chabracken
Den Grashalm fegen wie der Wind.
Und hussah, hep, die bunten Jacken,
Sind wir am Waldesrand geschwind.
Geknatter, dann ein tolles Laufen,
Wir konnten kaum mit ihnen raufen,
So rissen die Gascogner aus
Vor unserm Säbelschnittgesaus.
Doch hinter einer schmalen Erle
Stand einer dieser kleinen Kerle
Und macht auf mich recht schlechte Witze,
Und schoß mir ab die Helmturmspitze.
Ei, du verfluchter gelber Lümmel,
Ich treffe gleich dich im Getümmel.
Und "Hieb zur Erde tief", saß ihm
Im Schädel eine forsche Prim.

Wir hatten uns allmählig dem Ziele genähert. Halt!
Drei Hundert Schritte kaum lag das Wäldchen vor uns,
beſtanden mit wenigen Bäumen, durch deren dünne Stämme
der Lichtſtreifen des Horizontes freigelegt ward. Die vor-
liegende ebene Wieſe war wie zur Attacke gemacht.

Nun zogen wir die Huſaren dicht heran. Ein Klingen-
blitz und Vorwärts, vorwärts!

Die Attacke.
Platz da, und Zieten aus dem Buſch,
Mit Hurrah drauf in Fluſch und Huſch,
Und vorgebeugten Leibes raſen,
In einem Strich die Pferdenaſen,
Wir zwei weit voran den Huſaren,
So ſind wir in den Feind gefahren.
Die roten Jungen hinterher
In todesbringender Carriere,
Daß wild die Spitzen der Chabracken
Den Grashalm fegen wie der Wind.
Und huſſah, hep, die bunten Jacken,
Sind wir am Waldesrand geſchwind.
Geknatter, dann ein tolles Laufen,
Wir konnten kaum mit ihnen raufen,
So riſſen die Gascogner aus
Vor unſerm Säbelſchnittgeſaus.
Doch hinter einer ſchmalen Erle
Stand einer dieſer kleinen Kerle
Und macht auf mich recht ſchlechte Witze,
Und ſchoß mir ab die Helmturmſpitze.
Ei, du verfluchter gelber Lümmel,
Ich treffe gleich dich im Getümmel.
Und „Hieb zur Erde tief“, ſaß ihm
Im Schädel eine forſche Prim.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0154" n="146"/>
          <p>Wir hatten uns allmählig dem Ziele genähert. Halt!<lb/>
Drei Hundert Schritte kaum lag das Wäldchen vor uns,<lb/>
be&#x017F;tanden mit wenigen Bäumen, durch deren dünne Stämme<lb/>
der Licht&#x017F;treifen des Horizontes freigelegt ward. Die vor-<lb/>
liegende ebene Wie&#x017F;e war wie zur Attacke gemacht.</p><lb/>
          <p>Nun zogen wir die Hu&#x017F;aren dicht heran. Ein Klingen-<lb/>
blitz und Vorwärts, vorwärts!</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Die Attacke.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Platz da, und Zieten aus dem Bu&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Mit Hurrah drauf in Flu&#x017F;ch und Hu&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Und vorgebeugten Leibes ra&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>In einem Strich die Pferdena&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Wir zwei weit voran den Hu&#x017F;aren,</l><lb/>
              <l>So &#x017F;ind wir in den Feind gefahren.</l><lb/>
              <l>Die roten Jungen hinterher</l><lb/>
              <l>In todesbringender Carriere,</l><lb/>
              <l>Daß wild die Spitzen der Chabracken</l><lb/>
              <l>Den Grashalm fegen wie der Wind.</l><lb/>
              <l>Und hu&#x017F;&#x017F;ah, hep, die bunten Jacken,</l><lb/>
              <l>Sind wir am Waldesrand ge&#x017F;chwind.</l><lb/>
              <l>Geknatter, dann ein tolles Laufen,</l><lb/>
              <l>Wir konnten kaum mit ihnen raufen,</l><lb/>
              <l>So ri&#x017F;&#x017F;en die Gascogner aus</l><lb/>
              <l>Vor un&#x017F;erm Säbel&#x017F;chnittge&#x017F;aus.</l><lb/>
              <l>Doch hinter einer &#x017F;chmalen Erle</l><lb/>
              <l>Stand einer die&#x017F;er kleinen Kerle</l><lb/>
              <l>Und macht auf mich recht &#x017F;chlechte Witze,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;choß mir ab die Helmturm&#x017F;pitze.</l><lb/>
              <l>Ei, du verfluchter gelber Lümmel,</l><lb/>
              <l>Ich treffe gleich dich im Getümmel.</l><lb/>
              <l>Und &#x201E;Hieb zur Erde tief&#x201C;, &#x017F;aß ihm</l><lb/>
              <l>Im Schädel eine for&#x017F;che Prim.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0154] Wir hatten uns allmählig dem Ziele genähert. Halt! Drei Hundert Schritte kaum lag das Wäldchen vor uns, beſtanden mit wenigen Bäumen, durch deren dünne Stämme der Lichtſtreifen des Horizontes freigelegt ward. Die vor- liegende ebene Wieſe war wie zur Attacke gemacht. Nun zogen wir die Huſaren dicht heran. Ein Klingen- blitz und Vorwärts, vorwärts! Die Attacke. Platz da, und Zieten aus dem Buſch, Mit Hurrah drauf in Fluſch und Huſch, Und vorgebeugten Leibes raſen, In einem Strich die Pferdenaſen, Wir zwei weit voran den Huſaren, So ſind wir in den Feind gefahren. Die roten Jungen hinterher In todesbringender Carriere, Daß wild die Spitzen der Chabracken Den Grashalm fegen wie der Wind. Und huſſah, hep, die bunten Jacken, Sind wir am Waldesrand geſchwind. Geknatter, dann ein tolles Laufen, Wir konnten kaum mit ihnen raufen, So riſſen die Gascogner aus Vor unſerm Säbelſchnittgeſaus. Doch hinter einer ſchmalen Erle Stand einer dieſer kleinen Kerle Und macht auf mich recht ſchlechte Witze, Und ſchoß mir ab die Helmturmſpitze. Ei, du verfluchter gelber Lümmel, Ich treffe gleich dich im Getümmel. Und „Hieb zur Erde tief“, ſaß ihm Im Schädel eine forſche Prim.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/154
Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/154>, abgerufen am 22.12.2024.