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Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

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Du hast ein flüchtig Glück.
Um Gotteswillen!
Verrat' es nicht und zeig' es keiner Seele.
Der Neid, ein arger Dieb, hat scharfe Brillen,
Er weiß, es ist die kostbarste Juwele,
Und wird nicht eher seinen Hunger stillen,
Bis er's geraubt dir hat mit heißer Kehle.
Sag', wenn du willst, es brennten die Antillen,
Du rittest hin auf einsamem Kamele.
(Mittsommer.)
Das weiße Häuschen, das ich flimmern sehe,
Wie liegt's abseits in Sonn' und Sonntagsruh.
Der Rosenstrauch am Dach schwillt im Gewehe,
Als wär's der Kamm von einem Kakadu.
Heut Nachmittag, wenn ich spazieren gehe,
Kehr' dort ich ein zu einem Rendezvous.
Wir sind allein. Doch ja daß nichts geschehe,
Spielt Mütterchen dann mit uns Blindekuh.
(Im Marschgarten.)
Nach Osten beugt sich Baum und Beerenflur,
Denn ewig zerrt der West in Sturm und Regen.
Ein dürftig Birnenbäumchen stemmt sich nur
Mit aller Macht dem bösen Wind entgegen.
Des umgeklappten Regenschirms Figur,
Streckt es die Ärmchen aus wie strittige Degen.
Neulich, bei dir, that ich den Fahnenschwur:
Trotzig wie du lass' ich die Stirn mir fegen.

Du haſt ein flüchtig Glück.
Um Gotteswillen!
Verrat’ es nicht und zeig’ es keiner Seele.
Der Neid, ein arger Dieb, hat ſcharfe Brillen,
Er weiß, es iſt die koſtbarſte Juwele,
Und wird nicht eher ſeinen Hunger ſtillen,
Bis er’s geraubt dir hat mit heißer Kehle.
Sag’, wenn du willſt, es brennten die Antillen,
Du ritteſt hin auf einſamem Kamele.
(Mittſommer.)
Das weiße Häuschen, das ich flimmern ſehe,
Wie liegt’s abſeits in Sonn’ und Sonntagsruh.
Der Roſenſtrauch am Dach ſchwillt im Gewehe,
Als wär’s der Kamm von einem Kakadu.
Heut Nachmittag, wenn ich ſpazieren gehe,
Kehr’ dort ich ein zu einem Rendezvous.
Wir ſind allein. Doch ja daß nichts geſchehe,
Spielt Mütterchen dann mit uns Blindekuh.
(Im Marſchgarten.)
Nach Oſten beugt ſich Baum und Beerenflur,
Denn ewig zerrt der Weſt in Sturm und Regen.
Ein dürftig Birnenbäumchen ſtemmt ſich nur
Mit aller Macht dem böſen Wind entgegen.
Des umgeklappten Regenſchirms Figur,
Streckt es die Ärmchen aus wie ſtrittige Degen.
Neulich, bei dir, that ich den Fahnenſchwur:
Trotzig wie du laſſ’ ich die Stirn mir fegen.

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[134/0142] Du haſt ein flüchtig Glück. Um Gotteswillen! Verrat’ es nicht und zeig’ es keiner Seele. Der Neid, ein arger Dieb, hat ſcharfe Brillen, Er weiß, es iſt die koſtbarſte Juwele, Und wird nicht eher ſeinen Hunger ſtillen, Bis er’s geraubt dir hat mit heißer Kehle. Sag’, wenn du willſt, es brennten die Antillen, Du ritteſt hin auf einſamem Kamele. (Mittſommer.) Das weiße Häuschen, das ich flimmern ſehe, Wie liegt’s abſeits in Sonn’ und Sonntagsruh. Der Roſenſtrauch am Dach ſchwillt im Gewehe, Als wär’s der Kamm von einem Kakadu. Heut Nachmittag, wenn ich ſpazieren gehe, Kehr’ dort ich ein zu einem Rendezvous. Wir ſind allein. Doch ja daß nichts geſchehe, Spielt Mütterchen dann mit uns Blindekuh. (Im Marſchgarten.) Nach Oſten beugt ſich Baum und Beerenflur, Denn ewig zerrt der Weſt in Sturm und Regen. Ein dürftig Birnenbäumchen ſtemmt ſich nur Mit aller Macht dem böſen Wind entgegen. Des umgeklappten Regenſchirms Figur, Streckt es die Ärmchen aus wie ſtrittige Degen. Neulich, bei dir, that ich den Fahnenſchwur: Trotzig wie du laſſ’ ich die Stirn mir fegen.

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Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/142>, abgerufen am 27.11.2024.