Hätten wir das verzehrte Thier in einem Ofen verbrannt, so würde die vorgegangene Veränderung nur der Form der Stickstoffverbindungen nach eine andere gewesen sein.
Den Stickstoff würden wir als kohlensaures Ammoniak, den übrigen Kohlenstoff als Kohlensäure, den übrigen Was- serstoff als Wasser wiederbekommen haben. Es würden die unverbrennlichen Theile als Asche, die unverbrannten als Ruß übrig geblieben sein. Die festen Excremente sind aber nichts anders als die im Thierkörper unverbrennlichen, oder unvollkommen verbrannten Theile der Nahrung.
In dem Vorhergehenden ist angenommen worden, daß die Bestandtheile der von dem Thiere genossenen Nahrungs- mittel in seinem Organismus, in Folge des durch Lunge und Haut aufgenommenen Sauerstoffs, ihr Kohlenstoff in Kohlensäure, ihr Wasserstoff und ihr Stickstoff in eine chemi- sche Verbindung, welche die Elemente des kohlensauren Am- moniaks enthält, übergehen.
Diese Voraussetzung ist nur der äußeren Erscheinung nach wahr, in der That erlangt nach einer gewissen Zeit der Thierkörper sein ursprüngliches Gewicht wieder, sein Ge- halt an Kohlenstoff und den andern Elementen hat in seinem Körper nicht zugenommen, es ist genau so viel Kohlenstoff, Stickstoff, Wasserstoff etc. wieder ausgetreten, als ihm davon in der Speise zugeführt wurde. Aber nichts kann gewisser sein, als daß der ausgetretene Kohlenstoff, Stickstoff und Wasserstoff nicht von der Speise herrührt, wenn sie auch, der Quantität nach, den dadurch zugeführten gleich waren.
Reſpiration und Ernährung.
Hätten wir das verzehrte Thier in einem Ofen verbrannt, ſo würde die vorgegangene Veränderung nur der Form der Stickſtoffverbindungen nach eine andere geweſen ſein.
Den Stickſtoff würden wir als kohlenſaures Ammoniak, den übrigen Kohlenſtoff als Kohlenſäure, den übrigen Waſ- ſerſtoff als Waſſer wiederbekommen haben. Es würden die unverbrennlichen Theile als Aſche, die unverbrannten als Ruß übrig geblieben ſein. Die feſten Excremente ſind aber nichts anders als die im Thierkörper unverbrennlichen, oder unvollkommen verbrannten Theile der Nahrung.
In dem Vorhergehenden iſt angenommen worden, daß die Beſtandtheile der von dem Thiere genoſſenen Nahrungs- mittel in ſeinem Organismus, in Folge des durch Lunge und Haut aufgenommenen Sauerſtoffs, ihr Kohlenſtoff in Kohlenſäure, ihr Waſſerſtoff und ihr Stickſtoff in eine chemi- ſche Verbindung, welche die Elemente des kohlenſauren Am- moniaks enthält, übergehen.
Dieſe Vorausſetzung iſt nur der äußeren Erſcheinung nach wahr, in der That erlangt nach einer gewiſſen Zeit der Thierkörper ſein urſprüngliches Gewicht wieder, ſein Ge- halt an Kohlenſtoff und den andern Elementen hat in ſeinem Körper nicht zugenommen, es iſt genau ſo viel Kohlenſtoff, Stickſtoff, Waſſerſtoff ꝛc. wieder ausgetreten, als ihm davon in der Speiſe zugeführt wurde. Aber nichts kann gewiſſer ſein, als daß der ausgetretene Kohlenſtoff, Stickſtoff und Waſſerſtoff nicht von der Speiſe herrührt, wenn ſie auch, der Quantität nach, den dadurch zugeführten gleich waren.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0081"n="57"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Reſpiration und Ernährung</hi>.</fw><lb/><p>Hätten wir das verzehrte Thier in einem Ofen verbrannt,<lb/>ſo würde die vorgegangene Veränderung nur der Form<lb/>
der Stickſtoffverbindungen nach eine andere geweſen ſein.</p><lb/><p>Den Stickſtoff würden wir als kohlenſaures Ammoniak,<lb/>
den übrigen Kohlenſtoff als Kohlenſäure, den übrigen Waſ-<lb/>ſerſtoff als Waſſer wiederbekommen haben. Es würden die<lb/>
unverbrennlichen Theile als Aſche, die unverbrannten als<lb/>
Ruß übrig geblieben ſein. Die feſten Excremente ſind aber<lb/>
nichts anders als die im Thierkörper unverbrennlichen, oder<lb/>
unvollkommen verbrannten Theile der Nahrung.</p><lb/><p>In dem Vorhergehenden iſt angenommen worden, daß<lb/>
die Beſtandtheile der von dem Thiere genoſſenen Nahrungs-<lb/>
mittel in ſeinem Organismus, in Folge des durch Lunge<lb/>
und Haut aufgenommenen Sauerſtoffs, ihr Kohlenſtoff in<lb/>
Kohlenſäure, ihr Waſſerſtoff und ihr Stickſtoff in eine chemi-<lb/>ſche Verbindung, welche die Elemente des kohlenſauren Am-<lb/>
moniaks enthält, übergehen.</p><lb/><p>Dieſe Vorausſetzung iſt nur der äußeren Erſcheinung<lb/>
nach wahr, in der That erlangt nach einer gewiſſen Zeit<lb/>
der Thierkörper ſein urſprüngliches Gewicht wieder, ſein Ge-<lb/>
halt an Kohlenſtoff und den andern Elementen hat in ſeinem<lb/>
Körper nicht zugenommen, es iſt genau ſo viel Kohlenſtoff,<lb/>
Stickſtoff, Waſſerſtoff ꝛc. wieder ausgetreten, als ihm davon<lb/>
in der Speiſe zugeführt wurde. Aber nichts kann gewiſſer<lb/>ſein, als daß der ausgetretene Kohlenſtoff, Stickſtoff und<lb/>
Waſſerſtoff nicht von der Speiſe herrührt, wenn ſie auch, der<lb/>
Quantität nach, den dadurch zugeführten gleich waren.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[57/0081]
Reſpiration und Ernährung.
Hätten wir das verzehrte Thier in einem Ofen verbrannt,
ſo würde die vorgegangene Veränderung nur der Form
der Stickſtoffverbindungen nach eine andere geweſen ſein.
Den Stickſtoff würden wir als kohlenſaures Ammoniak,
den übrigen Kohlenſtoff als Kohlenſäure, den übrigen Waſ-
ſerſtoff als Waſſer wiederbekommen haben. Es würden die
unverbrennlichen Theile als Aſche, die unverbrannten als
Ruß übrig geblieben ſein. Die feſten Excremente ſind aber
nichts anders als die im Thierkörper unverbrennlichen, oder
unvollkommen verbrannten Theile der Nahrung.
In dem Vorhergehenden iſt angenommen worden, daß
die Beſtandtheile der von dem Thiere genoſſenen Nahrungs-
mittel in ſeinem Organismus, in Folge des durch Lunge
und Haut aufgenommenen Sauerſtoffs, ihr Kohlenſtoff in
Kohlenſäure, ihr Waſſerſtoff und ihr Stickſtoff in eine chemi-
ſche Verbindung, welche die Elemente des kohlenſauren Am-
moniaks enthält, übergehen.
Dieſe Vorausſetzung iſt nur der äußeren Erſcheinung
nach wahr, in der That erlangt nach einer gewiſſen Zeit
der Thierkörper ſein urſprüngliches Gewicht wieder, ſein Ge-
halt an Kohlenſtoff und den andern Elementen hat in ſeinem
Körper nicht zugenommen, es iſt genau ſo viel Kohlenſtoff,
Stickſtoff, Waſſerſtoff ꝛc. wieder ausgetreten, als ihm davon
in der Speiſe zugeführt wurde. Aber nichts kann gewiſſer
ſein, als daß der ausgetretene Kohlenſtoff, Stickſtoff und
Waſſerſtoff nicht von der Speiſe herrührt, wenn ſie auch, der
Quantität nach, den dadurch zugeführten gleich waren.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/81>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.