Zeit in seinen Organismus aufgenommen wurde, höchst be- trächtlich.
Nach Lavoisier's Versuchen werden von einem erwach- senen Manne in einem Jahre 746 Pfd., nach Menzies 837 Pfd. Sauerstoffgas aus der Atmosphäre in seinen Kör- per aufgenommen, und dennoch finden wir sein Gewicht zu Anfang und Ende des Jahres entweder ganz unverändert, der die Ab- und Zunahme bewegt sich um wenige Pfunde 1).
Wo ist, kann man fragen, dieses enorme Gewicht an Sauerstoff hingekommen, was ein Individuum im Verlaufe eines Jahres in sich aufnimmt?
Diese Frage ist mit befriedigender Sicherheit gelös't; kein Theil des aufgenommenen Sauerstoffs bleibt im Körper, sondern er tritt in der Form einer Kohlenstoff- oder einer Wasserstoffverbindung wieder aus.
Der Kohlenstoff und Wasserstoff von gewissen Bestand- theilen des Thierkörpers haben sich mit dem durch die Haut und Lunge aufgenommenen Sauerstoff verbunden, sie sind als Kohlensäure und Wasserdampf wieder ausgetreten.
Mit jedem Athemzuge, in jedem Lebensmomente trennen sich von dem Thierorganismus gewisse Mengen seiner Be- standtheile, nachdem sie mit dem Sauerstoff der atmosphäri- schen Luft eine Verbindung in dem Körper selbst eingegan- gen sind.
Wenn wir, um einen Anhaltspunkt zu einer Rechnung zu haben, mit Lavoisier und Seguin annehmen, daß der erwachsene Mensch täglich 65 Loth Sauerstoff (46037 Cu-
Reſpiration und Ernährung.
Zeit in ſeinen Organismus aufgenommen wurde, höchſt be- trächtlich.
Nach Lavoiſier’s Verſuchen werden von einem erwach- ſenen Manne in einem Jahre 746 Pfd., nach Menzies 837 Pfd. Sauerſtoffgas aus der Atmoſphäre in ſeinen Kör- per aufgenommen, und dennoch finden wir ſein Gewicht zu Anfang und Ende des Jahres entweder ganz unverändert, der die Ab- und Zunahme bewegt ſich um wenige Pfunde 1).
Wo iſt, kann man fragen, dieſes enorme Gewicht an Sauerſtoff hingekommen, was ein Individuum im Verlaufe eines Jahres in ſich aufnimmt?
Dieſe Frage iſt mit befriedigender Sicherheit gelöſ’t; kein Theil des aufgenommenen Sauerſtoffs bleibt im Körper, ſondern er tritt in der Form einer Kohlenſtoff- oder einer Waſſerſtoffverbindung wieder aus.
Der Kohlenſtoff und Waſſerſtoff von gewiſſen Beſtand- theilen des Thierkörpers haben ſich mit dem durch die Haut und Lunge aufgenommenen Sauerſtoff verbunden, ſie ſind als Kohlenſäure und Waſſerdampf wieder ausgetreten.
Mit jedem Athemzuge, in jedem Lebensmomente trennen ſich von dem Thierorganismus gewiſſe Mengen ſeiner Be- ſtandtheile, nachdem ſie mit dem Sauerſtoff der atmoſphäri- ſchen Luft eine Verbindung in dem Körper ſelbſt eingegan- gen ſind.
Wenn wir, um einen Anhaltspunkt zu einer Rechnung zu haben, mit Lavoiſier und Seguin annehmen, daß der erwachſene Menſch täglich 65 Loth Sauerſtoff (46037 Cu-
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Reſpiration und Ernährung.
Zeit in ſeinen Organismus aufgenommen wurde, höchſt be-
trächtlich.
Nach Lavoiſier’s Verſuchen werden von einem erwach-
ſenen Manne in einem Jahre 746 Pfd., nach Menzies
837 Pfd. Sauerſtoffgas aus der Atmoſphäre in ſeinen Kör-
per aufgenommen, und dennoch finden wir ſein Gewicht zu
Anfang und Ende des Jahres entweder ganz unverändert,
der die Ab- und Zunahme bewegt ſich um wenige Pfunde 1).
Wo iſt, kann man fragen, dieſes enorme Gewicht an
Sauerſtoff hingekommen, was ein Individuum im Verlaufe
eines Jahres in ſich aufnimmt?
Dieſe Frage iſt mit befriedigender Sicherheit gelöſ’t;
kein Theil des aufgenommenen Sauerſtoffs bleibt im Körper,
ſondern er tritt in der Form einer Kohlenſtoff- oder einer
Waſſerſtoffverbindung wieder aus.
Der Kohlenſtoff und Waſſerſtoff von gewiſſen Beſtand-
theilen des Thierkörpers haben ſich mit dem durch die Haut
und Lunge aufgenommenen Sauerſtoff verbunden, ſie ſind als
Kohlenſäure und Waſſerdampf wieder ausgetreten.
Mit jedem Athemzuge, in jedem Lebensmomente trennen
ſich von dem Thierorganismus gewiſſe Mengen ſeiner Be-
ſtandtheile, nachdem ſie mit dem Sauerſtoff der atmoſphäri-
ſchen Luft eine Verbindung in dem Körper ſelbſt eingegan-
gen ſind.
Wenn wir, um einen Anhaltspunkt zu einer Rechnung
zu haben, mit Lavoiſier und Seguin annehmen, daß der
erwachſene Menſch täglich 65 Loth Sauerſtoff (46037 Cu-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/37>, abgerufen am 17.02.2025.
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