andere Bestandtheile des Bluts zur Bildung von Kohlensäure in der Lunge Veranlassung geben können; allein alles dies steht in keiner Beziehung zu dem vitalen Proceß, durch wel- chen in allen Theilchen des Körpers die zu seinem Bestehen nöthige Wärme erzeugt wird. Dies allein kann aber vor- läufig nur als ein würdiger Gegenstand der Untersuchung betrachtet werden; warum dunkelrothes Blut durch Salpeter, Kochsalz etc. hellroth wird, ist eine nicht uninteressante Frage, die aber mit dem Athmungsproceß in keinem Zusammenhange steht.
Die furchtbare Wirkung des Schwefelwasserstoffs, der Blausäure, welche beim Einathmen in wenigen Secunden allen Bewegungserscheinungen im Thierkörper eine Grenze setzen, erklären sich aus den bekannten Veränderungen, welche alle Eisenverbindungen bei Gegenwart von Alkalien, die im Blute nicht fehlen, durch diese Stoffe erleiden, auf eine un- gezwungene Weise.
Denken wir uns, daß die Blutkörperchen ihre Fä- higkeit verlieren, Sauerstoff aufzunehmen, diesen Sauer- stoff wieder abzugeben und die gebildete Kohlensäure fort- zuführen, so wird ein solcher hypothetischer Krankheits- zustand augenblicklich an der Temperatur und den Bewe- gungserscheinungen im Thierkörper erkennbar sein. Es wird nämlich kein Stoffwechsel stattfinden, ohne daß damit die Bewegungen selbst eine unmittelbare Grenze finden.
Die Leiter der Kraft werden den Eingeweiden, dem Her- zen, nach wie vor, die zu ihren Functionen nöthige Kraft
im Thierorganismus.
andere Beſtandtheile des Bluts zur Bildung von Kohlenſäure in der Lunge Veranlaſſung geben können; allein alles dies ſteht in keiner Beziehung zu dem vitalen Proceß, durch wel- chen in allen Theilchen des Körpers die zu ſeinem Beſtehen nöthige Wärme erzeugt wird. Dies allein kann aber vor- läufig nur als ein würdiger Gegenſtand der Unterſuchung betrachtet werden; warum dunkelrothes Blut durch Salpeter, Kochſalz ꝛc. hellroth wird, iſt eine nicht unintereſſante Frage, die aber mit dem Athmungsproceß in keinem Zuſammenhange ſteht.
Die furchtbare Wirkung des Schwefelwaſſerſtoffs, der Blauſäure, welche beim Einathmen in wenigen Secunden allen Bewegungserſcheinungen im Thierkörper eine Grenze ſetzen, erklären ſich aus den bekannten Veränderungen, welche alle Eiſenverbindungen bei Gegenwart von Alkalien, die im Blute nicht fehlen, durch dieſe Stoffe erleiden, auf eine un- gezwungene Weiſe.
Denken wir uns, daß die Blutkörperchen ihre Fä- higkeit verlieren, Sauerſtoff aufzunehmen, dieſen Sauer- ſtoff wieder abzugeben und die gebildete Kohlenſäure fort- zuführen, ſo wird ein ſolcher hypothetiſcher Krankheits- zuſtand augenblicklich an der Temperatur und den Bewe- gungserſcheinungen im Thierkörper erkennbar ſein. Es wird nämlich kein Stoffwechſel ſtattfinden, ohne daß damit die Bewegungen ſelbſt eine unmittelbare Grenze finden.
Die Leiter der Kraft werden den Eingeweiden, dem Her- zen, nach wie vor, die zu ihren Functionen nöthige Kraft
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im Thierorganismus.
andere Beſtandtheile des Bluts zur Bildung von Kohlenſäure
in der Lunge Veranlaſſung geben können; allein alles dies
ſteht in keiner Beziehung zu dem vitalen Proceß, durch wel-
chen in allen Theilchen des Körpers die zu ſeinem Beſtehen
nöthige Wärme erzeugt wird. Dies allein kann aber vor-
läufig nur als ein würdiger Gegenſtand der Unterſuchung
betrachtet werden; warum dunkelrothes Blut durch Salpeter,
Kochſalz ꝛc. hellroth wird, iſt eine nicht unintereſſante Frage,
die aber mit dem Athmungsproceß in keinem Zuſammenhange
ſteht.
Die furchtbare Wirkung des Schwefelwaſſerſtoffs, der
Blauſäure, welche beim Einathmen in wenigen Secunden
allen Bewegungserſcheinungen im Thierkörper eine Grenze
ſetzen, erklären ſich aus den bekannten Veränderungen, welche
alle Eiſenverbindungen bei Gegenwart von Alkalien, die im
Blute nicht fehlen, durch dieſe Stoffe erleiden, auf eine un-
gezwungene Weiſe.
Denken wir uns, daß die Blutkörperchen ihre Fä-
higkeit verlieren, Sauerſtoff aufzunehmen, dieſen Sauer-
ſtoff wieder abzugeben und die gebildete Kohlenſäure fort-
zuführen, ſo wird ein ſolcher hypothetiſcher Krankheits-
zuſtand augenblicklich an der Temperatur und den Bewe-
gungserſcheinungen im Thierkörper erkennbar ſein. Es wird
nämlich kein Stoffwechſel ſtattfinden, ohne daß damit die
Bewegungen ſelbſt eine unmittelbare Grenze finden.
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/305>, abgerufen am 16.02.2025.
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