Nach der so eben entwickelten Vorstellung geben die Blutkörperchen des arteriellen Blutes, bei ihrem Durchgang durch die Capillargefäße, Sauerstoff an gewisse Bestand- theile des Thierkörpers ab. Ein kleiner Theil dieses Sauer- stoffs dient zur Hervorbringung des Stoffwechsels und be- dingt das Austreten belebter Körpertheile, so wie die Bil- dung und Erzeugung der Secrete, der größte Theil dieses Sauerstoffs wird zur Verwandlung der, den belebten Kör- pertheilen nicht mehr angehörenden Substanzen, in Sauer- stoffverbindungen verwendet.
Auf ihrem Wege nach dem Herzen hin, verbinden sich die Blutkörperchen, welche ihren Sauerstoff abgegeben haben, mit Kohlensäuregas zu venösen Blut, in der Lunge ange- langt, findet ein Austausch statt.
Die organische Eisenverbindung des venösen Blutes nimmt in der Lunge und der Luft den verlornen Sauerstoff wieder auf, und in Folge dieser Sauerstoffaufnahme scheidet sich alle damit verbundene Kohlensäure wieder ab.
Alle in dem venösen Blute vorhandenen Materien, welche Verwandtschaft zum Sauerstoff besitzen, verwandeln sich in der Lunge, ähnlich wie die Blutkörperchen, in höhere Sauer- stoffverbindungen, es entsteht eine gewisse Quantität Kohlen- säure, von der stets ein Theil in der Blutflüssigkeit gelös't bleibt.
Die Quantität der gelös'ten (oder der an Natron ge- bundenen) Kohlensäure muß in beiden Blutarten, da sie ei- nerlei Temperatur besitzen, gleich sein, allein das arterielle
Die Bewegungserſcheinungen
Nach der ſo eben entwickelten Vorſtellung geben die Blutkörperchen des arteriellen Blutes, bei ihrem Durchgang durch die Capillargefäße, Sauerſtoff an gewiſſe Beſtand- theile des Thierkörpers ab. Ein kleiner Theil dieſes Sauer- ſtoffs dient zur Hervorbringung des Stoffwechſels und be- dingt das Austreten belebter Körpertheile, ſo wie die Bil- dung und Erzeugung der Secrete, der größte Theil dieſes Sauerſtoffs wird zur Verwandlung der, den belebten Kör- pertheilen nicht mehr angehörenden Subſtanzen, in Sauer- ſtoffverbindungen verwendet.
Auf ihrem Wege nach dem Herzen hin, verbinden ſich die Blutkörperchen, welche ihren Sauerſtoff abgegeben haben, mit Kohlenſäuregas zu venöſen Blut, in der Lunge ange- langt, findet ein Austauſch ſtatt.
Die organiſche Eiſenverbindung des venöſen Blutes nimmt in der Lunge und der Luft den verlornen Sauerſtoff wieder auf, und in Folge dieſer Sauerſtoffaufnahme ſcheidet ſich alle damit verbundene Kohlenſäure wieder ab.
Alle in dem venöſen Blute vorhandenen Materien, welche Verwandtſchaft zum Sauerſtoff beſitzen, verwandeln ſich in der Lunge, ähnlich wie die Blutkörperchen, in höhere Sauer- ſtoffverbindungen, es entſteht eine gewiſſe Quantität Kohlen- ſäure, von der ſtets ein Theil in der Blutflüſſigkeit gelöſ’t bleibt.
Die Quantität der gelöſ’ten (oder der an Natron ge- bundenen) Kohlenſäure muß in beiden Blutarten, da ſie ei- nerlei Temperatur beſitzen, gleich ſein, allein das arterielle
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Die Bewegungserſcheinungen
Nach der ſo eben entwickelten Vorſtellung geben die
Blutkörperchen des arteriellen Blutes, bei ihrem Durchgang
durch die Capillargefäße, Sauerſtoff an gewiſſe Beſtand-
theile des Thierkörpers ab. Ein kleiner Theil dieſes Sauer-
ſtoffs dient zur Hervorbringung des Stoffwechſels und be-
dingt das Austreten belebter Körpertheile, ſo wie die Bil-
dung und Erzeugung der Secrete, der größte Theil dieſes
Sauerſtoffs wird zur Verwandlung der, den belebten Kör-
pertheilen nicht mehr angehörenden Subſtanzen, in Sauer-
ſtoffverbindungen verwendet.
Auf ihrem Wege nach dem Herzen hin, verbinden ſich
die Blutkörperchen, welche ihren Sauerſtoff abgegeben haben,
mit Kohlenſäuregas zu venöſen Blut, in der Lunge ange-
langt, findet ein Austauſch ſtatt.
Die organiſche Eiſenverbindung des venöſen Blutes
nimmt in der Lunge und der Luft den verlornen Sauerſtoff
wieder auf, und in Folge dieſer Sauerſtoffaufnahme ſcheidet
ſich alle damit verbundene Kohlenſäure wieder ab.
Alle in dem venöſen Blute vorhandenen Materien, welche
Verwandtſchaft zum Sauerſtoff beſitzen, verwandeln ſich in
der Lunge, ähnlich wie die Blutkörperchen, in höhere Sauer-
ſtoffverbindungen, es entſteht eine gewiſſe Quantität Kohlen-
ſäure, von der ſtets ein Theil in der Blutflüſſigkeit gelöſ’t
bleibt.
Die Quantität der gelöſ’ten (oder der an Natron ge-
bundenen) Kohlenſäure muß in beiden Blutarten, da ſie ei-
nerlei Temperatur beſitzen, gleich ſein, allein das arterielle
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/302>, abgerufen am 16.02.2025.
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