Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

im Thierorganismus.
sich vermindert, daß mit der kommenden Nacht ein Gleich-
gewichtszustand eintritt und bei völliger Abwesenheit des
Lichts alle Theile der Pflanze, die während des Tages die
Fähigkeit besaßen, den Sauerstoff aus chemischen Verbin-
dungen auszuscheiden oder seiner Einwirkung Widerstand zu
leisten, diese Fähigkeit völlig verlieren.

Eine ganz ähnliche Erscheinung beobachten wir bei den
Thieren.

Nur in gewissen Temperaturen zeigt der belebte Thierkör-
per die ihm zukommenden Lebensäußerungen. Einem be-
stimmten Kältegrade ausgesetzt, hören sie völlig auf.

Eine Entziehung von Wärme muß deshalb völlig gleich-
bedeutend angesehen werden, einer Verminderung der Lebens-
thätigkeit; der Widerstand, den die Lebenskraft belebten Kör-
pertheilen gegen äußere Ursachen von Störungen verleiht,
muß in gewissen Temperaturen in dem nämlichen Verhältniß
abnehmen, wie die Fähigkeit ihrer Elementartheile zunimmt,
sich mit dem Sauerstoff der Luft zu verbinden.

Durch die Verbindung des Sauerstoffs mit den Bestand-
theilen der Gebilde, die sich umgesetzt haben, wird bei den
fleischfressenden Thieren die zur Aeußerung der Lebensthätig-
keit nöthige Temperatur erzeugt. Bei den grasfressenden
Thieren wird eine gewisse Menge Wärme durch die Be-
standtheile ihrer stickstofffreien Nahrungsmittel entwickelt,
welche die Fähigkeit haben, eine Verbindung mit dem Sauer-
stoff einzugehen.

Es ist klar, daß die Temperatur eines Thierkörpers sich

im Thierorganismus.
ſich vermindert, daß mit der kommenden Nacht ein Gleich-
gewichtszuſtand eintritt und bei völliger Abweſenheit des
Lichts alle Theile der Pflanze, die während des Tages die
Fähigkeit beſaßen, den Sauerſtoff aus chemiſchen Verbin-
dungen auszuſcheiden oder ſeiner Einwirkung Widerſtand zu
leiſten, dieſe Fähigkeit völlig verlieren.

Eine ganz ähnliche Erſcheinung beobachten wir bei den
Thieren.

Nur in gewiſſen Temperaturen zeigt der belebte Thierkör-
per die ihm zukommenden Lebensäußerungen. Einem be-
ſtimmten Kältegrade ausgeſetzt, hören ſie völlig auf.

Eine Entziehung von Wärme muß deshalb völlig gleich-
bedeutend angeſehen werden, einer Verminderung der Lebens-
thätigkeit; der Widerſtand, den die Lebenskraft belebten Kör-
pertheilen gegen äußere Urſachen von Störungen verleiht,
muß in gewiſſen Temperaturen in dem nämlichen Verhältniß
abnehmen, wie die Fähigkeit ihrer Elementartheile zunimmt,
ſich mit dem Sauerſtoff der Luft zu verbinden.

Durch die Verbindung des Sauerſtoffs mit den Beſtand-
theilen der Gebilde, die ſich umgeſetzt haben, wird bei den
fleiſchfreſſenden Thieren die zur Aeußerung der Lebensthätig-
keit nöthige Temperatur erzeugt. Bei den grasfreſſenden
Thieren wird eine gewiſſe Menge Wärme durch die Be-
ſtandtheile ihrer ſtickſtofffreien Nahrungsmittel entwickelt,
welche die Fähigkeit haben, eine Verbindung mit dem Sauer-
ſtoff einzugehen.

Es iſt klar, daß die Temperatur eines Thierkörpers ſich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0263" n="239"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">im Thierorganismus</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;ich vermindert, daß mit der kommenden Nacht ein Gleich-<lb/>
gewichtszu&#x017F;tand eintritt und bei völliger Abwe&#x017F;enheit des<lb/>
Lichts alle Theile der Pflanze, die während des Tages die<lb/>
Fähigkeit be&#x017F;aßen, den Sauer&#x017F;toff aus chemi&#x017F;chen Verbin-<lb/>
dungen auszu&#x017F;cheiden oder &#x017F;einer Einwirkung Wider&#x017F;tand zu<lb/>
lei&#x017F;ten, die&#x017F;e Fähigkeit völlig verlieren.</p><lb/>
          <p>Eine ganz ähnliche Er&#x017F;cheinung beobachten wir bei den<lb/>
Thieren.</p><lb/>
          <p>Nur in gewi&#x017F;&#x017F;en Temperaturen zeigt der belebte Thierkör-<lb/>
per die ihm zukommenden Lebensäußerungen. Einem be-<lb/>
&#x017F;timmten Kältegrade ausge&#x017F;etzt, hören &#x017F;ie völlig auf.</p><lb/>
          <p>Eine Entziehung von Wärme muß deshalb völlig gleich-<lb/>
bedeutend ange&#x017F;ehen werden, einer Verminderung der Lebens-<lb/>
thätigkeit; der Wider&#x017F;tand, den die Lebenskraft belebten Kör-<lb/>
pertheilen gegen äußere Ur&#x017F;achen von Störungen verleiht,<lb/>
muß in gewi&#x017F;&#x017F;en Temperaturen in dem nämlichen Verhältniß<lb/>
abnehmen, wie die Fähigkeit ihrer Elementartheile zunimmt,<lb/>
&#x017F;ich mit dem Sauer&#x017F;toff der Luft zu verbinden.</p><lb/>
          <p>Durch die Verbindung des Sauer&#x017F;toffs mit den Be&#x017F;tand-<lb/>
theilen der Gebilde, die &#x017F;ich umge&#x017F;etzt haben, wird bei den<lb/>
flei&#x017F;chfre&#x017F;&#x017F;enden Thieren die zur Aeußerung der Lebensthätig-<lb/>
keit nöthige Temperatur erzeugt. Bei den grasfre&#x017F;&#x017F;enden<lb/>
Thieren wird eine gewi&#x017F;&#x017F;e Menge Wärme durch die Be-<lb/>
&#x017F;tandtheile ihrer &#x017F;tick&#x017F;tofffreien Nahrungsmittel entwickelt,<lb/>
welche die Fähigkeit haben, eine Verbindung mit dem Sauer-<lb/>
&#x017F;toff einzugehen.</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t klar, daß die Temperatur eines Thierkörpers &#x017F;ich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[239/0263] im Thierorganismus. ſich vermindert, daß mit der kommenden Nacht ein Gleich- gewichtszuſtand eintritt und bei völliger Abweſenheit des Lichts alle Theile der Pflanze, die während des Tages die Fähigkeit beſaßen, den Sauerſtoff aus chemiſchen Verbin- dungen auszuſcheiden oder ſeiner Einwirkung Widerſtand zu leiſten, dieſe Fähigkeit völlig verlieren. Eine ganz ähnliche Erſcheinung beobachten wir bei den Thieren. Nur in gewiſſen Temperaturen zeigt der belebte Thierkör- per die ihm zukommenden Lebensäußerungen. Einem be- ſtimmten Kältegrade ausgeſetzt, hören ſie völlig auf. Eine Entziehung von Wärme muß deshalb völlig gleich- bedeutend angeſehen werden, einer Verminderung der Lebens- thätigkeit; der Widerſtand, den die Lebenskraft belebten Kör- pertheilen gegen äußere Urſachen von Störungen verleiht, muß in gewiſſen Temperaturen in dem nämlichen Verhältniß abnehmen, wie die Fähigkeit ihrer Elementartheile zunimmt, ſich mit dem Sauerſtoff der Luft zu verbinden. Durch die Verbindung des Sauerſtoffs mit den Beſtand- theilen der Gebilde, die ſich umgeſetzt haben, wird bei den fleiſchfreſſenden Thieren die zur Aeußerung der Lebensthätig- keit nöthige Temperatur erzeugt. Bei den grasfreſſenden Thieren wird eine gewiſſe Menge Wärme durch die Be- ſtandtheile ihrer ſtickſtofffreien Nahrungsmittel entwickelt, welche die Fähigkeit haben, eine Verbindung mit dem Sauer- ſtoff einzugehen. Es iſt klar, daß die Temperatur eines Thierkörpers ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/263
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/263>, abgerufen am 22.11.2024.