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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Umsetzung der Gebilde.
wird. Die zweite Klasse (ätherische Oele, Camphor, empy-
reumatische Materien, Antiseptica etc.) besitzt die Eigenschaft,
den Zustand der Umsetzung ihrer Elementartheile, welchen ge-
wisse sehr zusammengesetzte, organische Atome zu erleiden
vermögen (Umsetzungsprocesse, die man, wenn sie außerhalb
des Thierkörpers vor sich gehen, gewöhnlich mit Gährung
und Fäulniß bezeichnet) zu hindern oder zu verlangsamen.

Die dritte Klasse von Arzneistoffen nimmt durch ihre
Elemente an den im Thierkörper vor sich gehenden Verän-
derungen einen directen Antheil; dem Organismus zugeführt,
steigern und erhöhen sie die vitale Thätigkeit einzelner oder
mehrerer Organe, sie bringen im gesunden Körper Krank-
heitserscheinungen hervor; alle üben schon in verhältnißmä-
ßig sehr kleinen Gaben eine bemerkbare Wirkung aus, viele
wirken in größeren Massen als Gifte. Von keinem dieser
Körper läßt sich behaupten, daß er in dem Ernährungspro-
cesse eine entschiedene Rolle spiele, daß er von dem Orga-
nismus zur Blutbildung verwendet werden könne, theils,
weil ihre Zusammensetzung von der der Blutbestandtheile
abweicht, theils, weil die Masse, in der sie die Wirkung äu-
ßern, gegen die Blutmasse verschwindend klein ist.

In die Blutcirculation aufgenommen, ändern sie, wie
man gewöhnlich sagt, die Qualität des Bluts, und um durch
den Magen in die Blutgefäße mit ihrer ganzen Wirksamkeit
überzugehen, muß vorausgesetzt werden, daß sie durch die
organische Thätigkeit, welche dieses Organ besitzt, keine Ver-
änderung in ihrer Zusammensetzung erfahren, sie werden im

Umſetzung der Gebilde.
wird. Die zweite Klaſſe (ätheriſche Oele, Camphor, empy-
reumatiſche Materien, Antiſeptica ꝛc.) beſitzt die Eigenſchaft,
den Zuſtand der Umſetzung ihrer Elementartheile, welchen ge-
wiſſe ſehr zuſammengeſetzte, organiſche Atome zu erleiden
vermögen (Umſetzungsproceſſe, die man, wenn ſie außerhalb
des Thierkörpers vor ſich gehen, gewöhnlich mit Gährung
und Fäulniß bezeichnet) zu hindern oder zu verlangſamen.

Die dritte Klaſſe von Arzneiſtoffen nimmt durch ihre
Elemente an den im Thierkörper vor ſich gehenden Verän-
derungen einen directen Antheil; dem Organismus zugeführt,
ſteigern und erhöhen ſie die vitale Thätigkeit einzelner oder
mehrerer Organe, ſie bringen im geſunden Körper Krank-
heitserſcheinungen hervor; alle üben ſchon in verhältnißmä-
ßig ſehr kleinen Gaben eine bemerkbare Wirkung aus, viele
wirken in größeren Maſſen als Gifte. Von keinem dieſer
Körper läßt ſich behaupten, daß er in dem Ernährungspro-
ceſſe eine entſchiedene Rolle ſpiele, daß er von dem Orga-
nismus zur Blutbildung verwendet werden könne, theils,
weil ihre Zuſammenſetzung von der der Blutbeſtandtheile
abweicht, theils, weil die Maſſe, in der ſie die Wirkung äu-
ßern, gegen die Blutmaſſe verſchwindend klein iſt.

In die Blutcirculation aufgenommen, ändern ſie, wie
man gewöhnlich ſagt, die Qualität des Bluts, und um durch
den Magen in die Blutgefäße mit ihrer ganzen Wirkſamkeit
überzugehen, muß vorausgeſetzt werden, daß ſie durch die
organiſche Thätigkeit, welche dieſes Organ beſitzt, keine Ver-
änderung in ihrer Zuſammenſetzung erfahren, ſie werden im

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[175/0199] Umſetzung der Gebilde. wird. Die zweite Klaſſe (ätheriſche Oele, Camphor, empy- reumatiſche Materien, Antiſeptica ꝛc.) beſitzt die Eigenſchaft, den Zuſtand der Umſetzung ihrer Elementartheile, welchen ge- wiſſe ſehr zuſammengeſetzte, organiſche Atome zu erleiden vermögen (Umſetzungsproceſſe, die man, wenn ſie außerhalb des Thierkörpers vor ſich gehen, gewöhnlich mit Gährung und Fäulniß bezeichnet) zu hindern oder zu verlangſamen. Die dritte Klaſſe von Arzneiſtoffen nimmt durch ihre Elemente an den im Thierkörper vor ſich gehenden Verän- derungen einen directen Antheil; dem Organismus zugeführt, ſteigern und erhöhen ſie die vitale Thätigkeit einzelner oder mehrerer Organe, ſie bringen im geſunden Körper Krank- heitserſcheinungen hervor; alle üben ſchon in verhältnißmä- ßig ſehr kleinen Gaben eine bemerkbare Wirkung aus, viele wirken in größeren Maſſen als Gifte. Von keinem dieſer Körper läßt ſich behaupten, daß er in dem Ernährungspro- ceſſe eine entſchiedene Rolle ſpiele, daß er von dem Orga- nismus zur Blutbildung verwendet werden könne, theils, weil ihre Zuſammenſetzung von der der Blutbeſtandtheile abweicht, theils, weil die Maſſe, in der ſie die Wirkung äu- ßern, gegen die Blutmaſſe verſchwindend klein iſt. In die Blutcirculation aufgenommen, ändern ſie, wie man gewöhnlich ſagt, die Qualität des Bluts, und um durch den Magen in die Blutgefäße mit ihrer ganzen Wirkſamkeit überzugehen, muß vorausgeſetzt werden, daß ſie durch die organiſche Thätigkeit, welche dieſes Organ beſitzt, keine Ver- änderung in ihrer Zuſammenſetzung erfahren, ſie werden im

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/199>, abgerufen am 22.11.2024.