Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

Der chemische Proceß der
mehr durch die Schwierigkeit bedingt ist, gewisse stickstoff-
freie Nahrungsmittel (Gummi? stärkemehlartige Faser?)
löslich und geschickt zu machen, an den vitalen Processen
Antheil zu nehmen, als die Ueberführung und Verwandlung
des Pflanzen-Fibrins, -Albumins und -Caseins in Blut zu
bewirken, denn für diesen Zweck finden wir die minder zu-
sammengesetzten Apparate der Carnivoren vollkommen aus-
reichend.

69. Wenn in dem Körper des Menschen, der an gemischte
Nahrung gewöhnt ist, das Amylon eine ähnliche Rolle über-
nimmt, wie in dem Körper der Gras- und Körner-fressen-
den Thiere, wenn also vorausgesetzt wird, daß ihre Ele-
mente an der Bildung ihrer Galle einen ebenso bestimmten
Antheil nehmen, so folgt hieraus von selbst, daß ein Theil
der stickstoffhaltigen Producte der Umsetzung ihrer Organe,
ehe sie durch die Harnblase austreten, von der Leber aus, in
der Form von Galle, in den Kreislauf zurückkehren und erst
als letztes Product des Respirationsprocesses durch die Nie-
ren von dem Blute geschieden werden.

70. Beim Mangel an stickstofffreien Substanzen in der
Nahrung des Menschen wird diese Form der Gallenbildung
nicht stattfinden können, die Secrete müssen in diesem Fall eine
andere Beschaffenheit besitzen, und das Erscheinen von Harn-
säure im Harn in gewissen Krankheiten, die Ablagerung von
Harnsäure in den Gliedern und in der Harnblase, sowie der
Einfluß, den ein Ueberfluß von Fleischnahrung, der als
gleichbedeutend angesehen werden muß einem Mangel an

Der chemiſche Proceß der
mehr durch die Schwierigkeit bedingt iſt, gewiſſe ſtickſtoff-
freie Nahrungsmittel (Gummi? ſtärkemehlartige Faſer?)
löslich und geſchickt zu machen, an den vitalen Proceſſen
Antheil zu nehmen, als die Ueberführung und Verwandlung
des Pflanzen-Fibrins, -Albumins und -Caſeins in Blut zu
bewirken, denn für dieſen Zweck finden wir die minder zu-
ſammengeſetzten Apparate der Carnivoren vollkommen aus-
reichend.

69. Wenn in dem Körper des Menſchen, der an gemiſchte
Nahrung gewöhnt iſt, das Amylon eine ähnliche Rolle über-
nimmt, wie in dem Körper der Gras- und Körner-freſſen-
den Thiere, wenn alſo vorausgeſetzt wird, daß ihre Ele-
mente an der Bildung ihrer Galle einen ebenſo beſtimmten
Antheil nehmen, ſo folgt hieraus von ſelbſt, daß ein Theil
der ſtickſtoffhaltigen Producte der Umſetzung ihrer Organe,
ehe ſie durch die Harnblaſe austreten, von der Leber aus, in
der Form von Galle, in den Kreislauf zurückkehren und erſt
als letztes Product des Reſpirationsproceſſes durch die Nie-
ren von dem Blute geſchieden werden.

70. Beim Mangel an ſtickſtofffreien Subſtanzen in der
Nahrung des Menſchen wird dieſe Form der Gallenbildung
nicht ſtattfinden können, die Secrete müſſen in dieſem Fall eine
andere Beſchaffenheit beſitzen, und das Erſcheinen von Harn-
ſäure im Harn in gewiſſen Krankheiten, die Ablagerung von
Harnſäure in den Gliedern und in der Harnblaſe, ſowie der
Einfluß, den ein Ueberfluß von Fleiſchnahrung, der als
gleichbedeutend angeſehen werden muß einem Mangel an

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0194" n="170"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der chemi&#x017F;che Proceß der</hi></fw><lb/>
mehr durch die Schwierigkeit bedingt i&#x017F;t, gewi&#x017F;&#x017F;e &#x017F;tick&#x017F;toff-<lb/>
freie Nahrungsmittel (Gummi? &#x017F;tärkemehlartige Fa&#x017F;er?)<lb/>
löslich und ge&#x017F;chickt zu machen, an den vitalen Proce&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Antheil zu nehmen, als die Ueberführung und Verwandlung<lb/>
des Pflanzen-Fibrins, -Albumins und -Ca&#x017F;eins in Blut zu<lb/>
bewirken, denn für die&#x017F;en Zweck finden wir die minder zu-<lb/>
&#x017F;ammenge&#x017F;etzten Apparate der Carnivoren vollkommen aus-<lb/>
reichend.</p><lb/>
          <p>69. Wenn in dem Körper des Men&#x017F;chen, der an gemi&#x017F;chte<lb/>
Nahrung gewöhnt i&#x017F;t, das Amylon eine ähnliche Rolle über-<lb/>
nimmt, wie in dem Körper der Gras- und Körner-fre&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
den Thiere, wenn al&#x017F;o vorausge&#x017F;etzt wird, daß ihre Ele-<lb/>
mente an der Bildung ihrer Galle einen eben&#x017F;o be&#x017F;timmten<lb/>
Antheil nehmen, &#x017F;o folgt hieraus von &#x017F;elb&#x017F;t, daß ein Theil<lb/>
der &#x017F;tick&#x017F;toffhaltigen Producte der Um&#x017F;etzung ihrer Organe,<lb/>
ehe &#x017F;ie durch die Harnbla&#x017F;e austreten, von der Leber aus, in<lb/>
der Form von Galle, in den Kreislauf zurückkehren und er&#x017F;t<lb/>
als letztes Product des Re&#x017F;pirationsproce&#x017F;&#x017F;es durch die Nie-<lb/>
ren von dem Blute ge&#x017F;chieden werden.</p><lb/>
          <p>70. Beim Mangel an &#x017F;tick&#x017F;tofffreien Sub&#x017F;tanzen in der<lb/>
Nahrung des Men&#x017F;chen wird die&#x017F;e Form der Gallenbildung<lb/>
nicht &#x017F;tattfinden können, die Secrete mü&#x017F;&#x017F;en in die&#x017F;em Fall eine<lb/>
andere Be&#x017F;chaffenheit be&#x017F;itzen, und das Er&#x017F;cheinen von Harn-<lb/>
&#x017F;äure im Harn in gewi&#x017F;&#x017F;en Krankheiten, die Ablagerung von<lb/>
Harn&#x017F;äure in den Gliedern und in der Harnbla&#x017F;e, &#x017F;owie der<lb/>
Einfluß, den ein Ueberfluß von Flei&#x017F;chnahrung, der als<lb/>
gleichbedeutend ange&#x017F;ehen werden muß einem Mangel an<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0194] Der chemiſche Proceß der mehr durch die Schwierigkeit bedingt iſt, gewiſſe ſtickſtoff- freie Nahrungsmittel (Gummi? ſtärkemehlartige Faſer?) löslich und geſchickt zu machen, an den vitalen Proceſſen Antheil zu nehmen, als die Ueberführung und Verwandlung des Pflanzen-Fibrins, -Albumins und -Caſeins in Blut zu bewirken, denn für dieſen Zweck finden wir die minder zu- ſammengeſetzten Apparate der Carnivoren vollkommen aus- reichend. 69. Wenn in dem Körper des Menſchen, der an gemiſchte Nahrung gewöhnt iſt, das Amylon eine ähnliche Rolle über- nimmt, wie in dem Körper der Gras- und Körner-freſſen- den Thiere, wenn alſo vorausgeſetzt wird, daß ihre Ele- mente an der Bildung ihrer Galle einen ebenſo beſtimmten Antheil nehmen, ſo folgt hieraus von ſelbſt, daß ein Theil der ſtickſtoffhaltigen Producte der Umſetzung ihrer Organe, ehe ſie durch die Harnblaſe austreten, von der Leber aus, in der Form von Galle, in den Kreislauf zurückkehren und erſt als letztes Product des Reſpirationsproceſſes durch die Nie- ren von dem Blute geſchieden werden. 70. Beim Mangel an ſtickſtofffreien Subſtanzen in der Nahrung des Menſchen wird dieſe Form der Gallenbildung nicht ſtattfinden können, die Secrete müſſen in dieſem Fall eine andere Beſchaffenheit beſitzen, und das Erſcheinen von Harn- ſäure im Harn in gewiſſen Krankheiten, die Ablagerung von Harnſäure in den Gliedern und in der Harnblaſe, ſowie der Einfluß, den ein Ueberfluß von Fleiſchnahrung, der als gleichbedeutend angeſehen werden muß einem Mangel an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/194
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/194>, abgerufen am 23.11.2024.