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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Der chemische Proceß der
[Tabelle]

46. Wenn nun in der That, woran man kaum zweifeln
kann, die Bestandtheile der stickstofffreien Nahrungsmittel an
der Bildung der Galle in dem Körper der Gras-fressenden
Thiere Antheil nehmen, so steht dieser Ansicht, in der Zu-
sammensetzung der Hauptbestandtheile der Galle, nach dem
gegenwärtigen Zustande unserer Kenntnisse, kein Hinderniß
entgegen.

Wenn das Amylon hierbei die Hauptrolle übernimmt, so
kann dies in keiner andern Weise geschehen, als daß sich,
ganz ähnlich wie bei seinem Uebergang in Fett, von seinen
Elementen eine gewisse Quantität Sauerstoff trennt, denn
es enthält auf die gleiche Anzahl an Kohlenstoffatomen (auf
72 At.) fünfmal so viel Sauerstoff wie die Choloidinsäure.

Ohne ein Austreten von Sauerstoff, von den Elementen
des Amylon's, ist hiernach sein Uebergang in Galle nicht denk-
bar und, dies vorausgesetzt, ist die chemische Entwickelung
seiner Verwandlung in eine zwischen seiner eignen und der Zu-
sammensetzung der fetten Säuren stehenden Verbindung keiner-
lei Schwierigkeit unterworfen.

47. Um diese Auseinandersetzung nicht zu einem müssigen
Spiele mit Formeln zu machen und um den Hauptzweck
nicht aus den Augen zu verlieren, führt also die Betrachtung
des quantitativen Verhältnisses der in dem Körper der Gras-
fressenden Thiere abgesonderten Galle zu folgenden Schlüssen:

Die Hauptbestandtheile der Galle der Gras-fressenden

Der chemiſche Proceß der
[Tabelle]

46. Wenn nun in der That, woran man kaum zweifeln
kann, die Beſtandtheile der ſtickſtofffreien Nahrungsmittel an
der Bildung der Galle in dem Körper der Gras-freſſenden
Thiere Antheil nehmen, ſo ſteht dieſer Anſicht, in der Zu-
ſammenſetzung der Hauptbeſtandtheile der Galle, nach dem
gegenwärtigen Zuſtande unſerer Kenntniſſe, kein Hinderniß
entgegen.

Wenn das Amylon hierbei die Hauptrolle übernimmt, ſo
kann dies in keiner andern Weiſe geſchehen, als daß ſich,
ganz ähnlich wie bei ſeinem Uebergang in Fett, von ſeinen
Elementen eine gewiſſe Quantität Sauerſtoff trennt, denn
es enthält auf die gleiche Anzahl an Kohlenſtoffatomen (auf
72 At.) fünfmal ſo viel Sauerſtoff wie die Choloidinſäure.

Ohne ein Austreten von Sauerſtoff, von den Elementen
des Amylon’s, iſt hiernach ſein Uebergang in Galle nicht denk-
bar und, dies vorausgeſetzt, iſt die chemiſche Entwickelung
ſeiner Verwandlung in eine zwiſchen ſeiner eignen und der Zu-
ſammenſetzung der fetten Säuren ſtehenden Verbindung keiner-
lei Schwierigkeit unterworfen.

47. Um dieſe Auseinanderſetzung nicht zu einem müſſigen
Spiele mit Formeln zu machen und um den Hauptzweck
nicht aus den Augen zu verlieren, führt alſo die Betrachtung
des quantitativen Verhältniſſes der in dem Körper der Gras-
freſſenden Thiere abgeſonderten Galle zu folgenden Schlüſſen:

Die Hauptbeſtandtheile der Galle der Gras-freſſenden

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[152/0176] Der chemiſche Proceß der 46. Wenn nun in der That, woran man kaum zweifeln kann, die Beſtandtheile der ſtickſtofffreien Nahrungsmittel an der Bildung der Galle in dem Körper der Gras-freſſenden Thiere Antheil nehmen, ſo ſteht dieſer Anſicht, in der Zu- ſammenſetzung der Hauptbeſtandtheile der Galle, nach dem gegenwärtigen Zuſtande unſerer Kenntniſſe, kein Hinderniß entgegen. Wenn das Amylon hierbei die Hauptrolle übernimmt, ſo kann dies in keiner andern Weiſe geſchehen, als daß ſich, ganz ähnlich wie bei ſeinem Uebergang in Fett, von ſeinen Elementen eine gewiſſe Quantität Sauerſtoff trennt, denn es enthält auf die gleiche Anzahl an Kohlenſtoffatomen (auf 72 At.) fünfmal ſo viel Sauerſtoff wie die Choloidinſäure. Ohne ein Austreten von Sauerſtoff, von den Elementen des Amylon’s, iſt hiernach ſein Uebergang in Galle nicht denk- bar und, dies vorausgeſetzt, iſt die chemiſche Entwickelung ſeiner Verwandlung in eine zwiſchen ſeiner eignen und der Zu- ſammenſetzung der fetten Säuren ſtehenden Verbindung keiner- lei Schwierigkeit unterworfen. 47. Um dieſe Auseinanderſetzung nicht zu einem müſſigen Spiele mit Formeln zu machen und um den Hauptzweck nicht aus den Augen zu verlieren, führt alſo die Betrachtung des quantitativen Verhältniſſes der in dem Körper der Gras- freſſenden Thiere abgeſonderten Galle zu folgenden Schlüſſen: Die Hauptbeſtandtheile der Galle der Gras-freſſenden

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/176>, abgerufen am 27.11.2024.