hältnisse der Analysen vom Fibrin und Albumin nicht von einander abweichen, und wir erschließen hieraus die gleiche Zusammensetzung. Dieser Schluß verliert von seiner Wahr- heit nichts, obwohl wir die Anzahl der Atome ihrer Ele- mente nicht kennen, welche zu dem zusammengesetzten Atome sich vereinigt haben.
15. Eine Formel für Protein ist für uns nichts weiter wie der genaueste und nächste Ausdruck der Analyse, einer Er- fahrung, über die wir alle Zweifel als beseitigt betrachten. Dies allein hat vorläufig Werth für uns.
Wenn wir uns nun denken, daß aus dem Albumin und Fibrin im Blute alle andern Gebilde entsprungen sind, so ist vollkommen sicher, daß dies nur auf zwei Weisen ge- schehen kann. Es sind nämlich entweder gewisse Elemente hinzu-, oder es sind von ihren Bestandtheilen gewisse Mengen ausgetreten.
Suchen wir nun z. B. für die Zellen und leimgebenden Gebilde, Sehnen, Haare, Horn und die übrigen, einen analytischen Ausdruck auf, in welchem die Anzahl der Atome des Kohlenstoffs als eine unveränderliche Größe festgesetzt wird, so giebt sich auf den ersten Blick zu erkennen, in welcher Art und Weise sich das Verhältniß der andern Ele- mente geändert hat; dies umfaßt aber alles, was die Phy- siologie bedarf, um Einsicht in das Wesen des Bildungs- und Ernährungsprocesses im Thierkörper zu erlangen.
16. Aus den Untersuchungen von Mulder und Sche- rer28) ergeben sich folgende empirische Formeln:
Umſetzung der Gebilde.
hältniſſe der Analyſen vom Fibrin und Albumin nicht von einander abweichen, und wir erſchließen hieraus die gleiche Zuſammenſetzung. Dieſer Schluß verliert von ſeiner Wahr- heit nichts, obwohl wir die Anzahl der Atome ihrer Ele- mente nicht kennen, welche zu dem zuſammengeſetzten Atome ſich vereinigt haben.
15. Eine Formel für Protein iſt für uns nichts weiter wie der genaueſte und nächſte Ausdruck der Analyſe, einer Er- fahrung, über die wir alle Zweifel als beſeitigt betrachten. Dies allein hat vorläufig Werth für uns.
Wenn wir uns nun denken, daß aus dem Albumin und Fibrin im Blute alle andern Gebilde entſprungen ſind, ſo iſt vollkommen ſicher, daß dies nur auf zwei Weiſen ge- ſchehen kann. Es ſind nämlich entweder gewiſſe Elemente hinzu-, oder es ſind von ihren Beſtandtheilen gewiſſe Mengen ausgetreten.
Suchen wir nun z. B. für die Zellen und leimgebenden Gebilde, Sehnen, Haare, Horn und die übrigen, einen analytiſchen Ausdruck auf, in welchem die Anzahl der Atome des Kohlenſtoffs als eine unveränderliche Größe feſtgeſetzt wird, ſo giebt ſich auf den erſten Blick zu erkennen, in welcher Art und Weiſe ſich das Verhältniß der andern Ele- mente geändert hat; dies umfaßt aber alles, was die Phy- ſiologie bedarf, um Einſicht in das Weſen des Bildungs- und Ernährungsproceſſes im Thierkörper zu erlangen.
16. Aus den Unterſuchungen von Mulder und Sche- rer28) ergeben ſich folgende empiriſche Formeln:
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Umſetzung der Gebilde.
hältniſſe der Analyſen vom Fibrin und Albumin nicht von
einander abweichen, und wir erſchließen hieraus die gleiche
Zuſammenſetzung. Dieſer Schluß verliert von ſeiner Wahr-
heit nichts, obwohl wir die Anzahl der Atome ihrer Ele-
mente nicht kennen, welche zu dem zuſammengeſetzten Atome
ſich vereinigt haben.
15. Eine Formel für Protein iſt für uns nichts weiter wie
der genaueſte und nächſte Ausdruck der Analyſe, einer Er-
fahrung, über die wir alle Zweifel als beſeitigt betrachten.
Dies allein hat vorläufig Werth für uns.
Wenn wir uns nun denken, daß aus dem Albumin
und Fibrin im Blute alle andern Gebilde entſprungen ſind,
ſo iſt vollkommen ſicher, daß dies nur auf zwei Weiſen ge-
ſchehen kann. Es ſind nämlich entweder gewiſſe Elemente
hinzu-, oder es ſind von ihren Beſtandtheilen gewiſſe Mengen
ausgetreten.
Suchen wir nun z. B. für die Zellen und leimgebenden
Gebilde, Sehnen, Haare, Horn und die übrigen, einen
analytiſchen Ausdruck auf, in welchem die Anzahl der Atome
des Kohlenſtoffs als eine unveränderliche Größe feſtgeſetzt
wird, ſo giebt ſich auf den erſten Blick zu erkennen, in
welcher Art und Weiſe ſich das Verhältniß der andern Ele-
mente geändert hat; dies umfaßt aber alles, was die Phy-
ſiologie bedarf, um Einſicht in das Weſen des Bildungs-
und Ernährungsproceſſes im Thierkörper zu erlangen.
16. Aus den Unterſuchungen von Mulder und Sche-
rer 28) ergeben ſich folgende empiriſche Formeln:
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/151>, abgerufen am 16.02.2025.
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