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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

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Umsetzung der Gebilde.
den. Angenommen nun, der Schwefel trete mit Wasserstoff
aus, so würde das Protein 0,0225 pCt. Wasserstoff weni-
ger enthalten, wie das Fibrin, anstatt den mittleren Gehalt
von 7,062 pCt. Wasserstoff würde man im Protein also
7,04 pCt. bekommen müssen. In einer ähnlichen Weise
würde durch das Austreten vom Sauerstoff mit dem Phos-
phor der Sauerstoffgehalt des Fibrins von 22,715 pCt.
oder 22,00 auf 22,5 oder 21,8 pCt. in dem Protein zurück-
geführt werden. Die Fehlergrenzen unserer Analysen sind
aber im Durchschnitt größer als ein Zehntel Procent in der
Wasserstoffbestimmung, und über 4/10 pCt. in der Sauerstoff-
bestimmung; in den angegebenen Fällen würde der Unterschied
in dem Wasserstoffgehalte nur 1/48 pCt. betragen.

Wenn man zuletzt bedenkt, daß das Austreten von Sauer-
stoff und Wasserstoff mit dem Phosphor und Schwefel ein
Hinzutreten der Bestandtheile des Wassers nicht ausschließt,
wenn wir annehmen, daß mit den organischen Bestandtheilen
des Albumins und Fibrins eine gewisse Menge Wasser in
Verbindung tritt, um Protein zu bilden, so hört alle Wahr-
scheinlichkeit völlig auf, durch die chemische Analyse darüber
zu einer bestimmten Ansicht zu gelangen.

Man hat von der Bildung des Schwefelkaliums rück-
wärts Schlüsse auf das Vorhandensein von nicht oxydirtem
Phosphor in dem Fibrin und Albumin gezogen, indem man
annahm, daß der Sauerstoff des Kalis dazu gedient habe,
um mit dem Phosphor Phosphorsäure zu bilden; allein das
Casein, in welchem kein Phosphor zugegen ist, verhält sich

Umſetzung der Gebilde.
den. Angenommen nun, der Schwefel trete mit Waſſerſtoff
aus, ſo würde das Protein 0,0225 pCt. Waſſerſtoff weni-
ger enthalten, wie das Fibrin, anſtatt den mittleren Gehalt
von 7,062 pCt. Waſſerſtoff würde man im Protein alſo
7,04 pCt. bekommen müſſen. In einer ähnlichen Weiſe
würde durch das Austreten vom Sauerſtoff mit dem Phos-
phor der Sauerſtoffgehalt des Fibrins von 22,715 pCt.
oder 22,00 auf 22,5 oder 21,8 pCt. in dem Protein zurück-
geführt werden. Die Fehlergrenzen unſerer Analyſen ſind
aber im Durchſchnitt größer als ein Zehntel Procent in der
Waſſerſtoffbeſtimmung, und über 4/10 pCt. in der Sauerſtoff-
beſtimmung; in den angegebenen Fällen würde der Unterſchied
in dem Waſſerſtoffgehalte nur 1/48 pCt. betragen.

Wenn man zuletzt bedenkt, daß das Austreten von Sauer-
ſtoff und Waſſerſtoff mit dem Phosphor und Schwefel ein
Hinzutreten der Beſtandtheile des Waſſers nicht ausſchließt,
wenn wir annehmen, daß mit den organiſchen Beſtandtheilen
des Albumins und Fibrins eine gewiſſe Menge Waſſer in
Verbindung tritt, um Protein zu bilden, ſo hört alle Wahr-
ſcheinlichkeit völlig auf, durch die chemiſche Analyſe darüber
zu einer beſtimmten Anſicht zu gelangen.

Man hat von der Bildung des Schwefelkaliums rück-
wärts Schlüſſe auf das Vorhandenſein von nicht oxydirtem
Phosphor in dem Fibrin und Albumin gezogen, indem man
annahm, daß der Sauerſtoff des Kalis dazu gedient habe,
um mit dem Phosphor Phosphorſäure zu bilden; allein das
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[125/0149] Umſetzung der Gebilde. den. Angenommen nun, der Schwefel trete mit Waſſerſtoff aus, ſo würde das Protein 0,0225 pCt. Waſſerſtoff weni- ger enthalten, wie das Fibrin, anſtatt den mittleren Gehalt von 7,062 pCt. Waſſerſtoff würde man im Protein alſo 7,04 pCt. bekommen müſſen. In einer ähnlichen Weiſe würde durch das Austreten vom Sauerſtoff mit dem Phos- phor der Sauerſtoffgehalt des Fibrins von 22,715 pCt. oder 22,00 auf 22,5 oder 21,8 pCt. in dem Protein zurück- geführt werden. Die Fehlergrenzen unſerer Analyſen ſind aber im Durchſchnitt größer als ein Zehntel Procent in der Waſſerſtoffbeſtimmung, und über 4/10 pCt. in der Sauerſtoff- beſtimmung; in den angegebenen Fällen würde der Unterſchied in dem Waſſerſtoffgehalte nur 1/48 pCt. betragen. Wenn man zuletzt bedenkt, daß das Austreten von Sauer- ſtoff und Waſſerſtoff mit dem Phosphor und Schwefel ein Hinzutreten der Beſtandtheile des Waſſers nicht ausſchließt, wenn wir annehmen, daß mit den organiſchen Beſtandtheilen des Albumins und Fibrins eine gewiſſe Menge Waſſer in Verbindung tritt, um Protein zu bilden, ſo hört alle Wahr- ſcheinlichkeit völlig auf, durch die chemiſche Analyſe darüber zu einer beſtimmten Anſicht zu gelangen. Man hat von der Bildung des Schwefelkaliums rück- wärts Schlüſſe auf das Vorhandenſein von nicht oxydirtem Phosphor in dem Fibrin und Albumin gezogen, indem man annahm, daß der Sauerſtoff des Kalis dazu gedient habe, um mit dem Phosphor Phosphorſäure zu bilden; allein das Caſein, in welchem kein Phosphor zugegen iſt, verhält ſich

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/149>, abgerufen am 24.11.2024.