Erinnert man sich zuletzt an die tödtlichen Zufälle, die in Weinländern so häufig durch den Genuß von sogenanntem federweißen Wein veranlaßt werden, so kann man nicht den geringsten Zweifel hegen, daß Gase jeder Art, im Was- ser lösliche oder unlösliche, das Vermögen besitzen, die thie- rischen Gewebe zu durchdringen, ähnlich wie Wasser von un- geleimtem Papier durchgelassen wird. Der federweiße Wein ist in Gährung begriffener Wein, welche durch die Tempera- tur des Magens gesteigert wird; das entwickelte kohlensaure Gas dringt durch die Wände des Magens, des Zwerchfelles, durch alle Häute in die Lungenzellen, und verdrängt aus die- sen die atmospärische Luft. Der Mensch stirbt mit allen Zei- chen der Erstickung in einem irrespirablen Gase, und der sicherste Beweis für ihr Vorhandensein in der Lunge ist un- streitig der Umstand, daß das Einathmen von Ammoniakgas als das beste Gegenmittel gegen diesen Krankheitszustand anerkannt ist.
Die Kohlensäure der moussirenden Weine, welche in den Magen gelangt, die Kohlensäure, die man im Wasser, was damit gesättigt ist, in der Form eines Klystiers zu sich nimmt, sie treten durch Haut und Lunge wieder aus, und in glei- chem Grade muß dies von dem Stickgas gelten, was durch den Speichel in den Magen gelangt.
Gewiß mag ein Theil dieser Gase durch das Saug- und Lymphgefäßsystem in das venöse Blut und von da in die Lunge gelangen, wo sie abdunsten, allein ihrem directen Ein- dringen in die Brusthöhle und Lunge steht in den Membranen
Der chemiſche Proceß der
Erinnert man ſich zuletzt an die tödtlichen Zufälle, die in Weinländern ſo häufig durch den Genuß von ſogenanntem federweißen Wein veranlaßt werden, ſo kann man nicht den geringſten Zweifel hegen, daß Gaſe jeder Art, im Waſ- ſer lösliche oder unlösliche, das Vermögen beſitzen, die thie- riſchen Gewebe zu durchdringen, ähnlich wie Waſſer von un- geleimtem Papier durchgelaſſen wird. Der federweiße Wein iſt in Gährung begriffener Wein, welche durch die Tempera- tur des Magens geſteigert wird; das entwickelte kohlenſaure Gas dringt durch die Wände des Magens, des Zwerchfelles, durch alle Häute in die Lungenzellen, und verdrängt aus die- ſen die atmoſpäriſche Luft. Der Menſch ſtirbt mit allen Zei- chen der Erſtickung in einem irreſpirablen Gaſe, und der ſicherſte Beweis für ihr Vorhandenſein in der Lunge iſt un- ſtreitig der Umſtand, daß das Einathmen von Ammoniakgas als das beſte Gegenmittel gegen dieſen Krankheitszuſtand anerkannt iſt.
Die Kohlenſäure der mouſſirenden Weine, welche in den Magen gelangt, die Kohlenſäure, die man im Waſſer, was damit geſättigt iſt, in der Form eines Klyſtiers zu ſich nimmt, ſie treten durch Haut und Lunge wieder aus, und in glei- chem Grade muß dies von dem Stickgas gelten, was durch den Speichel in den Magen gelangt.
Gewiß mag ein Theil dieſer Gaſe durch das Saug- und Lymphgefäßſyſtem in das venöſe Blut und von da in die Lunge gelangen, wo ſie abdunſten, allein ihrem directen Ein- dringen in die Bruſthöhle und Lunge ſteht in den Membranen
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Der chemiſche Proceß der
Erinnert man ſich zuletzt an die tödtlichen Zufälle, die in
Weinländern ſo häufig durch den Genuß von ſogenanntem
federweißen Wein veranlaßt werden, ſo kann man nicht
den geringſten Zweifel hegen, daß Gaſe jeder Art, im Waſ-
ſer lösliche oder unlösliche, das Vermögen beſitzen, die thie-
riſchen Gewebe zu durchdringen, ähnlich wie Waſſer von un-
geleimtem Papier durchgelaſſen wird. Der federweiße Wein
iſt in Gährung begriffener Wein, welche durch die Tempera-
tur des Magens geſteigert wird; das entwickelte kohlenſaure
Gas dringt durch die Wände des Magens, des Zwerchfelles,
durch alle Häute in die Lungenzellen, und verdrängt aus die-
ſen die atmoſpäriſche Luft. Der Menſch ſtirbt mit allen Zei-
chen der Erſtickung in einem irreſpirablen Gaſe, und der
ſicherſte Beweis für ihr Vorhandenſein in der Lunge iſt un-
ſtreitig der Umſtand, daß das Einathmen von Ammoniakgas
als das beſte Gegenmittel gegen dieſen Krankheitszuſtand
anerkannt iſt.
Die Kohlenſäure der mouſſirenden Weine, welche in den
Magen gelangt, die Kohlenſäure, die man im Waſſer, was
damit geſättigt iſt, in der Form eines Klyſtiers zu ſich nimmt,
ſie treten durch Haut und Lunge wieder aus, und in glei-
chem Grade muß dies von dem Stickgas gelten, was durch
den Speichel in den Magen gelangt.
Gewiß mag ein Theil dieſer Gaſe durch das Saug- und
Lymphgefäßſyſtem in das venöſe Blut und von da in die
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/142>, abgerufen am 22.11.2024.
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