Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.Respiration und Ernährung. organische Kraft, durch welche die Bestandtheile des Blutszu Membranen und Zellen werden, im Zustand der Krank- heit nothwendig abgenommen haben; die Intensität der Le- benskraft, ihre Fähigkeit, Metamorphosen überhaupt zu be- wirken, sie nimmt im Kranken, in seinem Magen sowohl, wie in allen Theilen seines Körpers ab. In diesem Zustande zeigt die practische Medizin, daß die löslich gemachten leim- gebenden Gebilde einen ganz entschiedenen Einfluß auf das Befinden des Körpers äußern; in einer Form dargeboten, in der sie sich zur Assimilation eignen, dienen sie zur Erspa- rung von Kraft, ähnlich so wie es für den Magen durch zweckmäßig zubereitete Speise geschieht. Die Knochenbrü- chigkeit bei den grasfressenden Thieren ist offenbar die Folge einer Schwäche in denjenigen Theilen des Organismus, welche bestimmt sind, die Metamorphosen der Blutbestand- theile in Zellensubstanz zu bewirken, und wenn die Angaben von Aerzten, die sich im Oriente aufgehalten haben, Ver- trauen verdienen, so haben die türkischen Weiber in der Reisnahrung und in den häufigen Klystieren von Fleisch- brühe die Bedingungen vereinigt zur Zellen- und Fettbil- dung. Reſpiration und Ernährung. organiſche Kraft, durch welche die Beſtandtheile des Blutszu Membranen und Zellen werden, im Zuſtand der Krank- heit nothwendig abgenommen haben; die Intenſität der Le- benskraft, ihre Fähigkeit, Metamorphoſen überhaupt zu be- wirken, ſie nimmt im Kranken, in ſeinem Magen ſowohl, wie in allen Theilen ſeines Körpers ab. In dieſem Zuſtande zeigt die practiſche Medizin, daß die löslich gemachten leim- gebenden Gebilde einen ganz entſchiedenen Einfluß auf das Befinden des Körpers äußern; in einer Form dargeboten, in der ſie ſich zur Aſſimilation eignen, dienen ſie zur Erſpa- rung von Kraft, ähnlich ſo wie es für den Magen durch zweckmäßig zubereitete Speiſe geſchieht. Die Knochenbrü- chigkeit bei den grasfreſſenden Thieren iſt offenbar die Folge einer Schwäche in denjenigen Theilen des Organismus, welche beſtimmt ſind, die Metamorphoſen der Blutbeſtand- theile in Zellenſubſtanz zu bewirken, und wenn die Angaben von Aerzten, die ſich im Oriente aufgehalten haben, Ver- trauen verdienen, ſo haben die türkiſchen Weiber in der Reisnahrung und in den häufigen Klyſtieren von Fleiſch- brühe die Bedingungen vereinigt zur Zellen- und Fettbil- dung. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0125" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Reſpiration und Ernährung</hi>.</fw><lb/> organiſche Kraft, durch welche die Beſtandtheile des Bluts<lb/> zu Membranen und Zellen werden, im Zuſtand der Krank-<lb/> heit nothwendig abgenommen haben; die Intenſität der Le-<lb/> benskraft, ihre Fähigkeit, Metamorphoſen überhaupt zu be-<lb/> wirken, ſie nimmt im Kranken, in ſeinem Magen ſowohl,<lb/> wie in allen Theilen ſeines Körpers ab. In dieſem Zuſtande<lb/> zeigt die practiſche Medizin, daß die löslich gemachten leim-<lb/> gebenden Gebilde einen ganz entſchiedenen Einfluß auf das<lb/> Befinden des Körpers äußern; in einer Form dargeboten,<lb/> in der ſie ſich zur Aſſimilation eignen, dienen ſie zur Erſpa-<lb/> rung von Kraft, ähnlich ſo wie es für den Magen durch<lb/> zweckmäßig zubereitete Speiſe geſchieht. Die Knochenbrü-<lb/> chigkeit bei den grasfreſſenden Thieren iſt offenbar die Folge<lb/> einer Schwäche in denjenigen Theilen des Organismus,<lb/> welche beſtimmt ſind, die Metamorphoſen der Blutbeſtand-<lb/> theile in Zellenſubſtanz zu bewirken, und wenn die Angaben<lb/> von Aerzten, die ſich im Oriente aufgehalten haben, Ver-<lb/> trauen verdienen, ſo haben die türkiſchen Weiber in der<lb/> Reisnahrung und in den häufigen Klyſtieren von Fleiſch-<lb/> brühe die Bedingungen vereinigt zur Zellen- und Fettbil-<lb/> dung.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [101/0125]
Reſpiration und Ernährung.
organiſche Kraft, durch welche die Beſtandtheile des Bluts
zu Membranen und Zellen werden, im Zuſtand der Krank-
heit nothwendig abgenommen haben; die Intenſität der Le-
benskraft, ihre Fähigkeit, Metamorphoſen überhaupt zu be-
wirken, ſie nimmt im Kranken, in ſeinem Magen ſowohl,
wie in allen Theilen ſeines Körpers ab. In dieſem Zuſtande
zeigt die practiſche Medizin, daß die löslich gemachten leim-
gebenden Gebilde einen ganz entſchiedenen Einfluß auf das
Befinden des Körpers äußern; in einer Form dargeboten,
in der ſie ſich zur Aſſimilation eignen, dienen ſie zur Erſpa-
rung von Kraft, ähnlich ſo wie es für den Magen durch
zweckmäßig zubereitete Speiſe geſchieht. Die Knochenbrü-
chigkeit bei den grasfreſſenden Thieren iſt offenbar die Folge
einer Schwäche in denjenigen Theilen des Organismus,
welche beſtimmt ſind, die Metamorphoſen der Blutbeſtand-
theile in Zellenſubſtanz zu bewirken, und wenn die Angaben
von Aerzten, die ſich im Oriente aufgehalten haben, Ver-
trauen verdienen, ſo haben die türkiſchen Weiber in der
Reisnahrung und in den häufigen Klyſtieren von Fleiſch-
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Zitationshilfe: | Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/125>, abgerufen am 25.07.2024. |