Kohlensäure bildet, von Materien erhielt, die in Fett über- gingen, muß so viel Wärme entwickeln, daß man damit 200 Pfunde Wasser auf 39 Grade erheben kann.
In der Fettbildung schafft die Lebenskraft sich selbst ein Mittel, um dem Mangel an Sauerstoff und an der zu den vitalen Processen nöthigen Wärme zu begegnen.
Die Erfahrung zeigt, daß das Anbinden der Füße bei dem Geflügel und eine mittlere Temperatur ein Maximum von Fettbildung nach sich zieht. Diese Thiere sind in die- sem Zustande einer Pflanze vergleichbar, die im eminenten Grade die Fähigkeit besitzt, alle Nahrungsstoffe in Theile ihrer selbst zu verwandeln. Die im Ueberschuß zugeführten Blutbestandtheile werden zu Fleisch, zu Bestandtheilen der Gebilde, Amylon und die stickstofffreien Materien verwandeln sich in Fett. Bei dem Fettwerden auf Kosten stickstofffreier Nahrungsstoffe nehmen nur gewisse Theile des Organismus an Volumen zu; so ist die Leber einer gemästeten Gans 4--5mal größer, wie die einer ungemästeten, ohne daß man damit sagen kann, daß die Substanz der Leber selbst eine Zunahme erfahren hat. Während die Leber der ungemäste- ten Gans fest und elastisch ist, zeigt die der gemästeten eine weiche schwammige Beschaffenheit; der Unterschied liegt ledig- lich in einer mehr oder minderen Erweiterung der Zellen, ausgefüllt durch Fett.
In einigen Krankheiten erleiden nachweisbar die amylon- reichen Stoffe diejenigen Veränderungen nicht, die sie befähi- gen, den Respirationsproceß zu unterhalten oder in Fett
Der chemiſche Proceß der
Kohlenſäure bildet, von Materien erhielt, die in Fett über- gingen, muß ſo viel Wärme entwickeln, daß man damit 200 Pfunde Waſſer auf 39 Grade erheben kann.
In der Fettbildung ſchafft die Lebenskraft ſich ſelbſt ein Mittel, um dem Mangel an Sauerſtoff und an der zu den vitalen Proceſſen nöthigen Wärme zu begegnen.
Die Erfahrung zeigt, daß das Anbinden der Füße bei dem Geflügel und eine mittlere Temperatur ein Maximum von Fettbildung nach ſich zieht. Dieſe Thiere ſind in die- ſem Zuſtande einer Pflanze vergleichbar, die im eminenten Grade die Fähigkeit beſitzt, alle Nahrungsſtoffe in Theile ihrer ſelbſt zu verwandeln. Die im Ueberſchuß zugeführten Blutbeſtandtheile werden zu Fleiſch, zu Beſtandtheilen der Gebilde, Amylon und die ſtickſtofffreien Materien verwandeln ſich in Fett. Bei dem Fettwerden auf Koſten ſtickſtofffreier Nahrungsſtoffe nehmen nur gewiſſe Theile des Organismus an Volumen zu; ſo iſt die Leber einer gemäſteten Gans 4—5mal größer, wie die einer ungemäſteten, ohne daß man damit ſagen kann, daß die Subſtanz der Leber ſelbſt eine Zunahme erfahren hat. Während die Leber der ungemäſte- ten Gans feſt und elaſtiſch iſt, zeigt die der gemäſteten eine weiche ſchwammige Beſchaffenheit; der Unterſchied liegt ledig- lich in einer mehr oder minderen Erweiterung der Zellen, ausgefüllt durch Fett.
In einigen Krankheiten erleiden nachweisbar die amylon- reichen Stoffe diejenigen Veränderungen nicht, die ſie befähi- gen, den Reſpirationsproceß zu unterhalten oder in Fett
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0120"n="96"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Der chemiſche Proceß der</hi></fw><lb/>
Kohlenſäure bildet, von Materien erhielt, die in Fett über-<lb/>
gingen, muß ſo viel Wärme entwickeln, daß man damit 200<lb/>
Pfunde Waſſer auf 39 Grade erheben kann.</p><lb/><p>In der Fettbildung ſchafft die Lebenskraft ſich ſelbſt ein<lb/>
Mittel, um dem Mangel an Sauerſtoff und an der zu den<lb/>
vitalen Proceſſen nöthigen Wärme zu begegnen.</p><lb/><p>Die Erfahrung zeigt, daß das Anbinden der Füße bei<lb/>
dem Geflügel und eine mittlere Temperatur ein Maximum<lb/>
von Fettbildung nach ſich zieht. Dieſe Thiere ſind in die-<lb/>ſem Zuſtande einer Pflanze vergleichbar, die im eminenten<lb/>
Grade die Fähigkeit beſitzt, alle Nahrungsſtoffe in Theile<lb/>
ihrer ſelbſt zu verwandeln. Die im Ueberſchuß zugeführten<lb/>
Blutbeſtandtheile werden zu Fleiſch, zu Beſtandtheilen der<lb/>
Gebilde, Amylon und die ſtickſtofffreien Materien verwandeln<lb/>ſich in Fett. Bei dem Fettwerden auf Koſten ſtickſtofffreier<lb/>
Nahrungsſtoffe nehmen nur gewiſſe Theile des Organismus<lb/>
an Volumen zu; ſo iſt die Leber einer gemäſteten Gans<lb/>
4—5mal größer, wie die einer ungemäſteten, ohne daß man<lb/>
damit ſagen kann, daß die Subſtanz der Leber ſelbſt eine<lb/>
Zunahme erfahren hat. Während die Leber der ungemäſte-<lb/>
ten Gans feſt und elaſtiſch iſt, zeigt die der gemäſteten eine<lb/>
weiche ſchwammige Beſchaffenheit; der Unterſchied liegt ledig-<lb/>
lich in einer mehr oder minderen Erweiterung der Zellen,<lb/>
ausgefüllt durch Fett.</p><lb/><p>In einigen Krankheiten erleiden nachweisbar die amylon-<lb/>
reichen Stoffe diejenigen Veränderungen nicht, die ſie befähi-<lb/>
gen, den Reſpirationsproceß zu unterhalten oder in Fett<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[96/0120]
Der chemiſche Proceß der
Kohlenſäure bildet, von Materien erhielt, die in Fett über-
gingen, muß ſo viel Wärme entwickeln, daß man damit 200
Pfunde Waſſer auf 39 Grade erheben kann.
In der Fettbildung ſchafft die Lebenskraft ſich ſelbſt ein
Mittel, um dem Mangel an Sauerſtoff und an der zu den
vitalen Proceſſen nöthigen Wärme zu begegnen.
Die Erfahrung zeigt, daß das Anbinden der Füße bei
dem Geflügel und eine mittlere Temperatur ein Maximum
von Fettbildung nach ſich zieht. Dieſe Thiere ſind in die-
ſem Zuſtande einer Pflanze vergleichbar, die im eminenten
Grade die Fähigkeit beſitzt, alle Nahrungsſtoffe in Theile
ihrer ſelbſt zu verwandeln. Die im Ueberſchuß zugeführten
Blutbeſtandtheile werden zu Fleiſch, zu Beſtandtheilen der
Gebilde, Amylon und die ſtickſtofffreien Materien verwandeln
ſich in Fett. Bei dem Fettwerden auf Koſten ſtickſtofffreier
Nahrungsſtoffe nehmen nur gewiſſe Theile des Organismus
an Volumen zu; ſo iſt die Leber einer gemäſteten Gans
4—5mal größer, wie die einer ungemäſteten, ohne daß man
damit ſagen kann, daß die Subſtanz der Leber ſelbſt eine
Zunahme erfahren hat. Während die Leber der ungemäſte-
ten Gans feſt und elaſtiſch iſt, zeigt die der gemäſteten eine
weiche ſchwammige Beſchaffenheit; der Unterſchied liegt ledig-
lich in einer mehr oder minderen Erweiterung der Zellen,
ausgefüllt durch Fett.
In einigen Krankheiten erleiden nachweisbar die amylon-
reichen Stoffe diejenigen Veränderungen nicht, die ſie befähi-
gen, den Reſpirationsproceß zu unterhalten oder in Fett
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/120>, abgerufen am 24.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.