gung einer Materie verwendet, die sich nur in kleinen Quanti- täten als Bestandtheil der Nerven und des Gehirns vorfindet.
Im normalen Zustand der Bewegung und Arbeit enthält der Urin des Rindviehs und Pferdes Benzoesäure (mit 14 At. Kohlenstoff), sobald es ruhig im Stalle steht, hingegen Hip- pursäure (mit 18 At. Kohlenstoff).
Das Fleisch der wilden Thiere ist fettlos, die Hausthiere dagegen bedecken sich bei der Mästung mit Fett.
Lassen wir das fette Thier in freier Luft sich bewegen oder schwere Lasten ziehen, so verschwindet wieder das Fett.
Es ist offenbar, die Fettbildung im Thierkörper wird be- dingt durch ein Mißverhältniß in der Menge der genossenen Nahrungsmittel und des durch Lunge und Haut aufgenom- menen Sauerstoffs.
Ein Schwein wird bei Mästung mit stickstoffreichen Nah- rungsmitteln feist; bei Kartoffel- (Amylon-) Fütterung er- hält es wenig Fleisch, aber eine Decke von Speck. Die Milch einer Kuh, welche bei Stall-Fütterung eine reichliche Menge Butter enthält, wird auf freier Weide an Käsestoff reicher und an Fett und Milchzucker in dem nämlichen Verhältniß ärmer. Durch Bier und amylonhaltige Nahrung wächst der Buttergehalt der Frauenmilch; Fleischnahrung giebt weniger, aber an Käsestoff reichere Milch.
Wenn man erwägt, daß in der ganzen Thierklasse der Carnivoren, die außer dem verzehrten Fett kein stickstofffreies Nahrungsmittel genießen, die Fettbildung im Körper höchst unbedeutend ist, daß sie auch bei diesen zunimmt (wie bei
Der chemiſche Proceß der
gung einer Materie verwendet, die ſich nur in kleinen Quanti- täten als Beſtandtheil der Nerven und des Gehirns vorfindet.
Im normalen Zuſtand der Bewegung und Arbeit enthält der Urin des Rindviehs und Pferdes Benzoeſäure (mit 14 At. Kohlenſtoff), ſobald es ruhig im Stalle ſteht, hingegen Hip- purſäure (mit 18 At. Kohlenſtoff).
Das Fleiſch der wilden Thiere iſt fettlos, die Hausthiere dagegen bedecken ſich bei der Mäſtung mit Fett.
Laſſen wir das fette Thier in freier Luft ſich bewegen oder ſchwere Laſten ziehen, ſo verſchwindet wieder das Fett.
Es iſt offenbar, die Fettbildung im Thierkörper wird be- dingt durch ein Mißverhältniß in der Menge der genoſſenen Nahrungsmittel und des durch Lunge und Haut aufgenom- menen Sauerſtoffs.
Ein Schwein wird bei Mäſtung mit ſtickſtoffreichen Nah- rungsmitteln feiſt; bei Kartoffel- (Amylon-) Fütterung er- hält es wenig Fleiſch, aber eine Decke von Speck. Die Milch einer Kuh, welche bei Stall-Fütterung eine reichliche Menge Butter enthält, wird auf freier Weide an Käſeſtoff reicher und an Fett und Milchzucker in dem nämlichen Verhältniß ärmer. Durch Bier und amylonhaltige Nahrung wächſt der Buttergehalt der Frauenmilch; Fleiſchnahrung giebt weniger, aber an Käſeſtoff reichere Milch.
Wenn man erwägt, daß in der ganzen Thierklaſſe der Carnivoren, die außer dem verzehrten Fett kein ſtickſtofffreies Nahrungsmittel genießen, die Fettbildung im Körper höchſt unbedeutend iſt, daß ſie auch bei dieſen zunimmt (wie bei
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Der chemiſche Proceß der
gung einer Materie verwendet, die ſich nur in kleinen Quanti-
täten als Beſtandtheil der Nerven und des Gehirns vorfindet.
Im normalen Zuſtand der Bewegung und Arbeit enthält
der Urin des Rindviehs und Pferdes Benzoeſäure (mit 14 At.
Kohlenſtoff), ſobald es ruhig im Stalle ſteht, hingegen Hip-
purſäure (mit 18 At. Kohlenſtoff).
Das Fleiſch der wilden Thiere iſt fettlos, die Hausthiere
dagegen bedecken ſich bei der Mäſtung mit Fett.
Laſſen wir das fette Thier in freier Luft ſich bewegen
oder ſchwere Laſten ziehen, ſo verſchwindet wieder das Fett.
Es iſt offenbar, die Fettbildung im Thierkörper wird be-
dingt durch ein Mißverhältniß in der Menge der genoſſenen
Nahrungsmittel und des durch Lunge und Haut aufgenom-
menen Sauerſtoffs.
Ein Schwein wird bei Mäſtung mit ſtickſtoffreichen Nah-
rungsmitteln feiſt; bei Kartoffel- (Amylon-) Fütterung er-
hält es wenig Fleiſch, aber eine Decke von Speck. Die Milch
einer Kuh, welche bei Stall-Fütterung eine reichliche Menge
Butter enthält, wird auf freier Weide an Käſeſtoff reicher
und an Fett und Milchzucker in dem nämlichen Verhältniß
ärmer. Durch Bier und amylonhaltige Nahrung wächſt der
Buttergehalt der Frauenmilch; Fleiſchnahrung giebt weniger,
aber an Käſeſtoff reichere Milch.
Wenn man erwägt, daß in der ganzen Thierklaſſe der
Carnivoren, die außer dem verzehrten Fett kein ſtickſtofffreies
Nahrungsmittel genießen, die Fettbildung im Körper höchſt
unbedeutend iſt, daß ſie auch bei dieſen zunimmt (wie bei
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/108>, abgerufen am 16.02.2025.
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