unverändert wieder zurückgegeben wird, wenn die Ursache der Fixirung des Kohlenstoffs, wenn das Licht fehlt?
Diese Aushauchung von Kohlensäure hat mit dem Assimi- lationsproceß, mit dem Leben der Pflanze eben so wenig zu thun, als wie die Einsaugung des Sauerstoffs. Beide stehen mit einander nicht in der geringsten Beziehung, der eine ist ein rein mechanischer, der andere ein rein chemischer Proceß. Ein Docht von Baumwolle, den man in eine Lampe verschließt, welche eine mit Kohlensäure gesättigte Flüssigkeit enthält, wird sich gerade so verhalten, wie eine lebende Pflanze in der Nacht, Wasser und Kohlensäure werden durch Capillarität aufgesaugt, beide verdunsten außerhalb an dem Dochte wieder.
Pflanzen, welche in einem feuchten, an Humus reichen Bo- den leben, werden in der Nacht mehr Kohlensäure aushauchen, als andere an trockenen Standörtern, nach dem Regen mehr als bei trockener Witterung; alle diese Einflüsse erklären die Menge von Widersprüchen in den Beobachtungen, die man in Beziehung auf die Veränderung der Luft durch lebende Pflan- zen oder durch abgeschnittene Zweige davon, bei Abschluß des Lichtes oder im gewöhnlichen Tageslichte gemacht hat. Wider- sprüche, welche keiner Beachtung werth sind, da sie nur That- sachen feststellen, ohne die Frage zu lösen.
Es giebt aber noch andere entscheidende Beweise, daß die Pflanzen mehr Sauerstoff an die Luft abgeben, als sie über- haupt derselben entziehen, Beweise, die sich freilich nur an den Pflanzen, welche unter Wasser leben, mit Sicherheit führen lassen.
Wenn die Oberfläche von Teichen und Gräben, deren Boden mit grünen Pflanzen bedeckt ist, im Winter gefriert, so daß das Wasser von der Atmosphäre völlig durch eine Schicht klaren Eises abgeschlossen ist, so sieht man während des Ta-
Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
unverändert wieder zurückgegeben wird, wenn die Urſache der Fixirung des Kohlenſtoffs, wenn das Licht fehlt?
Dieſe Aushauchung von Kohlenſäure hat mit dem Aſſimi- lationsproceß, mit dem Leben der Pflanze eben ſo wenig zu thun, als wie die Einſaugung des Sauerſtoffs. Beide ſtehen mit einander nicht in der geringſten Beziehung, der eine iſt ein rein mechaniſcher, der andere ein rein chemiſcher Proceß. Ein Docht von Baumwolle, den man in eine Lampe verſchließt, welche eine mit Kohlenſäure geſättigte Flüſſigkeit enthält, wird ſich gerade ſo verhalten, wie eine lebende Pflanze in der Nacht, Waſſer und Kohlenſäure werden durch Capillarität aufgeſaugt, beide verdunſten außerhalb an dem Dochte wieder.
Pflanzen, welche in einem feuchten, an Humus reichen Bo- den leben, werden in der Nacht mehr Kohlenſäure aushauchen, als andere an trockenen Standörtern, nach dem Regen mehr als bei trockener Witterung; alle dieſe Einflüſſe erklären die Menge von Widerſprüchen in den Beobachtungen, die man in Beziehung auf die Veränderung der Luft durch lebende Pflan- zen oder durch abgeſchnittene Zweige davon, bei Abſchluß des Lichtes oder im gewöhnlichen Tageslichte gemacht hat. Wider- ſprüche, welche keiner Beachtung werth ſind, da ſie nur That- ſachen feſtſtellen, ohne die Frage zu löſen.
Es giebt aber noch andere entſcheidende Beweiſe, daß die Pflanzen mehr Sauerſtoff an die Luft abgeben, als ſie über- haupt derſelben entziehen, Beweiſe, die ſich freilich nur an den Pflanzen, welche unter Waſſer leben, mit Sicherheit führen laſſen.
Wenn die Oberfläche von Teichen und Gräben, deren Boden mit grünen Pflanzen bedeckt iſt, im Winter gefriert, ſo daß das Waſſer von der Atmoſphäre völlig durch eine Schicht klaren Eiſes abgeſchloſſen iſt, ſo ſieht man während des Ta-
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Die Aſſimilation des Kohlenſtoffs.
unverändert wieder zurückgegeben wird, wenn die Urſache der
Fixirung des Kohlenſtoffs, wenn das Licht fehlt?
Dieſe Aushauchung von Kohlenſäure hat mit dem Aſſimi-
lationsproceß, mit dem Leben der Pflanze eben ſo wenig zu
thun, als wie die Einſaugung des Sauerſtoffs. Beide ſtehen
mit einander nicht in der geringſten Beziehung, der eine iſt
ein rein mechaniſcher, der andere ein rein chemiſcher Proceß.
Ein Docht von Baumwolle, den man in eine Lampe verſchließt,
welche eine mit Kohlenſäure geſättigte Flüſſigkeit enthält, wird
ſich gerade ſo verhalten, wie eine lebende Pflanze in der Nacht,
Waſſer und Kohlenſäure werden durch Capillarität aufgeſaugt,
beide verdunſten außerhalb an dem Dochte wieder.
Pflanzen, welche in einem feuchten, an Humus reichen Bo-
den leben, werden in der Nacht mehr Kohlenſäure aushauchen,
als andere an trockenen Standörtern, nach dem Regen mehr
als bei trockener Witterung; alle dieſe Einflüſſe erklären die
Menge von Widerſprüchen in den Beobachtungen, die man in
Beziehung auf die Veränderung der Luft durch lebende Pflan-
zen oder durch abgeſchnittene Zweige davon, bei Abſchluß des
Lichtes oder im gewöhnlichen Tageslichte gemacht hat. Wider-
ſprüche, welche keiner Beachtung werth ſind, da ſie nur That-
ſachen feſtſtellen, ohne die Frage zu löſen.
Es giebt aber noch andere entſcheidende Beweiſe, daß die
Pflanzen mehr Sauerſtoff an die Luft abgeben, als ſie über-
haupt derſelben entziehen, Beweiſe, die ſich freilich nur an den
Pflanzen, welche unter Waſſer leben, mit Sicherheit führen
laſſen.
Wenn die Oberfläche von Teichen und Gräben, deren
Boden mit grünen Pflanzen bedeckt iſt, im Winter gefriert, ſo
daß das Waſſer von der Atmoſphäre völlig durch eine Schicht
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/48>, abgerufen am 17.02.2025.
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