Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.Gift, Contagien, Miasmen. der Bildung von neuen Producten ist; seine Wirkung ist derdes Labs auf Zucker in dieser Beziehung außerordentlich ähnlich. Das Gerstenmalz, gekeimte Saamen von Getreidearten Streuet man gemahlenes Gerstenmalz auf warmen Stärke- Mit der Metamorphose der Stärke haben sich aber die Die Verwandlung aller stärkemehlhaltigen Nahrungsmittel Gift, Contagien, Miasmen. der Bildung von neuen Producten iſt; ſeine Wirkung iſt derdes Labs auf Zucker in dieſer Beziehung außerordentlich ähnlich. Das Gerſtenmalz, gekeimte Saamen von Getreidearten Streuet man gemahlenes Gerſtenmalz auf warmen Stärke- Mit der Metamorphoſe der Stärke haben ſich aber die Die Verwandlung aller ſtärkemehlhaltigen Nahrungsmittel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0360" n="342"/><fw place="top" type="header">Gift, Contagien, Miasmen.</fw><lb/> der Bildung von neuen Producten iſt; ſeine Wirkung iſt der<lb/> des Labs auf Zucker in dieſer Beziehung außerordentlich<lb/> ähnlich.</p><lb/> <p>Das Gerſtenmalz, gekeimte Saamen von Getreidearten<lb/> überhaupt, enthalten eine während dem Keimungsproceß aus<lb/> dem Kleber gebildete Subſtanz, die <hi rendition="#g">Diaſtaſe</hi>, welche mit<lb/> Amylon und Waſſer bei einer gewiſſen Temperatur, ohne eine<lb/> Aenderung in dem Amylon zu bewirken, nicht zuſammengebracht<lb/> werden kann.</p><lb/> <p>Streuet man gemahlenes Gerſtenmalz auf warmen Stärke-<lb/> kleiſter, ſo wird er nach einigen Minuten flüſſig wie Waſſer;<lb/> die Flüſſigkeit enthält jetzt eine dem Gummi in vielen Eigen-<lb/> ſchaften ähnliche Subſtanz; bei etwas mehr Malz und länger<lb/> dauernder Erhitzung nimmt die Flüſſigkeit einen ſüßen Ge-<lb/> ſchmack an, alle Stärke findet ſich in Traubenzucker verwandelt.</p><lb/> <p>Mit der Metamorphoſe der Stärke haben ſich aber die<lb/> Beſtandtheile der Diaſtaſe ebenfalls zu neuen Verbindungen<lb/> umgeſetzt.</p><lb/> <p>Die Verwandlung aller ſtärkemehlhaltigen Nahrungsmittel<lb/> in Traubenzucker, welche in der zuckrigen Harnruhr (<hi rendition="#aq">Diabetes<lb/> mellitus</hi>) vor ſich geht, ſetzt das Vorhandenſein einer Materie,<lb/> eines Beſtandtheils oder der Beſtandtheile eines Organs vor-<lb/> aus, die ſich im Zuſtande einer chemiſchen Action befinden, im<lb/> Zuſtande einer Thätigkeit, der die Lebenskraft im kranken<lb/> Organ keinen Widerſtand entgegenſetzt. Die Beſtandtheile<lb/> des Organs müſſen gleichzeitig mit dem Stärkemehl eine<lb/> fortdauernde Aenderung erleiden, je mehr wir von dem letzteren<lb/> zuführen, deſto ſtärker und intenſiver wird die Krankheit; füh-<lb/> ren wir ausſchließlich nur ſolche Nahrungsſtoffe zu, welche<lb/> durch die nämliche Urſache keine Metamorphoſe erleiden, ſtei-<lb/> gern wir durch Reizmittel und kräftige Speiſen die Lebens-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [342/0360]
Gift, Contagien, Miasmen.
der Bildung von neuen Producten iſt; ſeine Wirkung iſt der
des Labs auf Zucker in dieſer Beziehung außerordentlich
ähnlich.
Das Gerſtenmalz, gekeimte Saamen von Getreidearten
überhaupt, enthalten eine während dem Keimungsproceß aus
dem Kleber gebildete Subſtanz, die Diaſtaſe, welche mit
Amylon und Waſſer bei einer gewiſſen Temperatur, ohne eine
Aenderung in dem Amylon zu bewirken, nicht zuſammengebracht
werden kann.
Streuet man gemahlenes Gerſtenmalz auf warmen Stärke-
kleiſter, ſo wird er nach einigen Minuten flüſſig wie Waſſer;
die Flüſſigkeit enthält jetzt eine dem Gummi in vielen Eigen-
ſchaften ähnliche Subſtanz; bei etwas mehr Malz und länger
dauernder Erhitzung nimmt die Flüſſigkeit einen ſüßen Ge-
ſchmack an, alle Stärke findet ſich in Traubenzucker verwandelt.
Mit der Metamorphoſe der Stärke haben ſich aber die
Beſtandtheile der Diaſtaſe ebenfalls zu neuen Verbindungen
umgeſetzt.
Die Verwandlung aller ſtärkemehlhaltigen Nahrungsmittel
in Traubenzucker, welche in der zuckrigen Harnruhr (Diabetes
mellitus) vor ſich geht, ſetzt das Vorhandenſein einer Materie,
eines Beſtandtheils oder der Beſtandtheile eines Organs vor-
aus, die ſich im Zuſtande einer chemiſchen Action befinden, im
Zuſtande einer Thätigkeit, der die Lebenskraft im kranken
Organ keinen Widerſtand entgegenſetzt. Die Beſtandtheile
des Organs müſſen gleichzeitig mit dem Stärkemehl eine
fortdauernde Aenderung erleiden, je mehr wir von dem letzteren
zuführen, deſto ſtärker und intenſiver wird die Krankheit; füh-
ren wir ausſchließlich nur ſolche Nahrungsſtoffe zu, welche
durch die nämliche Urſache keine Metamorphoſe erleiden, ſtei-
gern wir durch Reizmittel und kräftige Speiſen die Lebens-
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