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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Verwesung der Holzfaser.
stoffs selbst in denjenigen Substanzen zu erwirken vermögen,
denen an und für sich diese Fähigkeit abgeht, wie beim Alkohol
(S. 250), der Gallussäure, dem Gerbestoff, den vegetabili-
schen Farbestoffen (S. 239), die Verwesung der vegetabilischen
Materien im Allgemeinen ausnehmend befördert. Durch die
Gegenwart von Säuren wird sie im Gegentheil aufgehalten
und verlangsamt.

In schwerem Lehmboden hält sich die eine Bedingung zur
Verwesung der darin enthaltenen vegetabilischen Stoffe, die
Feuchtigkeit nämlich, am längsten, allein sein fester Zusammen-
hang hindert die häufige Berührung mit der Luft.

In feuchtem Sandboden, und namentlich in einem aus
kohlensaurem Kalk und Sand gemengten Boden geht durch
die Berührung mit dem schwach alkalischen Kalk die Verwesung
am schnellsten von statten.

Betrachten wir nun die Verwesung der Holzfaser in einer
unendlich langen Zeit, indem wir die Bedingung seiner Ver-
änderung, nämlich die fortschreitende Hinwegnahme seines Was-
serstoffs, in der Form von Wasser, und die Trennung seines
Sauerstoffs in der Form von Kohlensäure festhalten, so ist
klar, daß, wenn wir von der Formel C36 H44 O22 die 22 Aeq.
Sauerstoff mit 11 Aeq. Kohlenstoff abziehen und die 22 Aeq.
Wasserstoff (H2 = 1 Aeq.) uns durch den Sauerstoff der
Luft oxidirt und in der Form von Wasser abgeschieden denken,
daß von 1 At. Eichenholz zuletzt 25 At. Kohlenstoff in reinem
Zustande übrig bleiben werden, d. h. von 100 Th. Eichenholz,
welche 52,5 Kohlenstoff enthalten, werden 37 Theile Kohle
übrig bleiben, welche als reiner Kohlenstoff, dem die Fähigkeit,
bei gewöhnlicher Temperatur sich zu oxidiren, gänzlich abgeht,
sich unverändert erhalten werden.

Zu diesem Endresultat gelangen wir bei der Verwesung des

Verweſung der Holzfaſer.
ſtoffs ſelbſt in denjenigen Subſtanzen zu erwirken vermögen,
denen an und für ſich dieſe Fähigkeit abgeht, wie beim Alkohol
(S. 250), der Gallusſäure, dem Gerbeſtoff, den vegetabili-
ſchen Farbeſtoffen (S. 239), die Verweſung der vegetabiliſchen
Materien im Allgemeinen ausnehmend befördert. Durch die
Gegenwart von Säuren wird ſie im Gegentheil aufgehalten
und verlangſamt.

In ſchwerem Lehmboden hält ſich die eine Bedingung zur
Verweſung der darin enthaltenen vegetabiliſchen Stoffe, die
Feuchtigkeit nämlich, am längſten, allein ſein feſter Zuſammen-
hang hindert die häufige Berührung mit der Luft.

In feuchtem Sandboden, und namentlich in einem aus
kohlenſaurem Kalk und Sand gemengten Boden geht durch
die Berührung mit dem ſchwach alkaliſchen Kalk die Verweſung
am ſchnellſten von ſtatten.

Betrachten wir nun die Verweſung der Holzfaſer in einer
unendlich langen Zeit, indem wir die Bedingung ſeiner Ver-
änderung, nämlich die fortſchreitende Hinwegnahme ſeines Waſ-
ſerſtoffs, in der Form von Waſſer, und die Trennung ſeines
Sauerſtoffs in der Form von Kohlenſäure feſthalten, ſo iſt
klar, daß, wenn wir von der Formel C36 H44 O22 die 22 Aeq.
Sauerſtoff mit 11 Aeq. Kohlenſtoff abziehen und die 22 Aeq.
Waſſerſtoff (H2 = 1 Aeq.) uns durch den Sauerſtoff der
Luft oxidirt und in der Form von Waſſer abgeſchieden denken,
daß von 1 At. Eichenholz zuletzt 25 At. Kohlenſtoff in reinem
Zuſtande übrig bleiben werden, d. h. von 100 Th. Eichenholz,
welche 52,5 Kohlenſtoff enthalten, werden 37 Theile Kohle
übrig bleiben, welche als reiner Kohlenſtoff, dem die Fähigkeit,
bei gewöhnlicher Temperatur ſich zu oxidiren, gänzlich abgeht,
ſich unverändert erhalten werden.

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[284/0302] Verweſung der Holzfaſer. ſtoffs ſelbſt in denjenigen Subſtanzen zu erwirken vermögen, denen an und für ſich dieſe Fähigkeit abgeht, wie beim Alkohol (S. 250), der Gallusſäure, dem Gerbeſtoff, den vegetabili- ſchen Farbeſtoffen (S. 239), die Verweſung der vegetabiliſchen Materien im Allgemeinen ausnehmend befördert. Durch die Gegenwart von Säuren wird ſie im Gegentheil aufgehalten und verlangſamt. In ſchwerem Lehmboden hält ſich die eine Bedingung zur Verweſung der darin enthaltenen vegetabiliſchen Stoffe, die Feuchtigkeit nämlich, am längſten, allein ſein feſter Zuſammen- hang hindert die häufige Berührung mit der Luft. In feuchtem Sandboden, und namentlich in einem aus kohlenſaurem Kalk und Sand gemengten Boden geht durch die Berührung mit dem ſchwach alkaliſchen Kalk die Verweſung am ſchnellſten von ſtatten. Betrachten wir nun die Verweſung der Holzfaſer in einer unendlich langen Zeit, indem wir die Bedingung ſeiner Ver- änderung, nämlich die fortſchreitende Hinwegnahme ſeines Waſ- ſerſtoffs, in der Form von Waſſer, und die Trennung ſeines Sauerſtoffs in der Form von Kohlenſäure feſthalten, ſo iſt klar, daß, wenn wir von der Formel C36 H44 O22 die 22 Aeq. Sauerſtoff mit 11 Aeq. Kohlenſtoff abziehen und die 22 Aeq. Waſſerſtoff (H2 = 1 Aeq.) uns durch den Sauerſtoff der Luft oxidirt und in der Form von Waſſer abgeſchieden denken, daß von 1 At. Eichenholz zuletzt 25 At. Kohlenſtoff in reinem Zuſtande übrig bleiben werden, d. h. von 100 Th. Eichenholz, welche 52,5 Kohlenſtoff enthalten, werden 37 Theile Kohle übrig bleiben, welche als reiner Kohlenſtoff, dem die Fähigkeit, bei gewöhnlicher Temperatur ſich zu oxidiren, gänzlich abgeht, ſich unverändert erhalten werden. Zu dieſem Endreſultat gelangen wir bei der Verweſung des

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/302>, abgerufen am 24.11.2024.