nen Holzfaser noch fremde, lösliche und unlösliche organische Stoffe enthält.
Das relative Verhältniß der Elemente des Eichenholzes ist deshalb ein anderes als beim Buchenholz, und beide sind wieder in ihrer Zusammensetzung verschieden von der reinen Holz- faser, die sich in allen Vegetabilien gleichbleibt. Die Unterschiede sind nichts desto weniger so unbedeutend, daß sie in den Fra- gen, die wir einer Discussion unterwerfen, unbeachtet bleiben können, um so mehr, da der Gehalt an diesen Materien je nach der Jahreszeit wechselt.
Nach den mit Sorgfalt von Gay-Lussac und Thenard ausgeführten Analysen des bei 100° getrockneten und mit Wasser und Weingeist von allen darin löslichen Theilen befreiten Eichen- holzes enthielt dasselbe 52,53 Kohlenstoff und 47,47 Wasserstoff, und Sauerstoff in dem Verhältniß wie im Wasser.
Es ist nun früher erwähnt worden, daß sich das feuchte Holz im Sauerstoffgas gerade so verhält, wie wenn sich sein Kohlenstoff direct mit dem Sauerstoff verbunden hätte, es ent- steht nämlich gasförmige Kohlensäure und Humus.
Wenn die Wirkung des Sauerstoffs sich ausschließlich auf den Kohlenstoff des Holzes erstreckt haben würde, wäre weiter nichts als Kohlenstoff von den Bestandtheilen des Holzes hin- weggenommen worden, so müßte man die übrigen Elemente unverändert, aber mit weniger Kohlenstoff verbunden, in dem Humus wiederfinden. Das Endresultat dieser Einwirkung würde demnach ein gänzliches Verschwinden des Kohlenstoffs sein, es würden zuletzt nur die Elemente des Wassers übrig bleiben.
Wenn wir aber das verwesende Holz in seinen verschiede- nen Stadien seiner Verwesung einer Untersuchung unterwerfen, so gelangen wir zu dem merkwürdigen Resultat, daß der Koh-
Verweſung der Holzfaſer.
nen Holzfaſer noch fremde, lösliche und unlösliche organiſche Stoffe enthält.
Das relative Verhältniß der Elemente des Eichenholzes iſt deshalb ein anderes als beim Buchenholz, und beide ſind wieder in ihrer Zuſammenſetzung verſchieden von der reinen Holz- faſer, die ſich in allen Vegetabilien gleichbleibt. Die Unterſchiede ſind nichts deſto weniger ſo unbedeutend, daß ſie in den Fra- gen, die wir einer Discuſſion unterwerfen, unbeachtet bleiben können, um ſo mehr, da der Gehalt an dieſen Materien je nach der Jahreszeit wechſelt.
Nach den mit Sorgfalt von Gay-Luſſac und Thénard ausgeführten Analyſen des bei 100° getrockneten und mit Waſſer und Weingeiſt von allen darin löslichen Theilen befreiten Eichen- holzes enthielt daſſelbe 52,53 Kohlenſtoff und 47,47 Waſſerſtoff, und Sauerſtoff in dem Verhältniß wie im Waſſer.
Es iſt nun früher erwähnt worden, daß ſich das feuchte Holz im Sauerſtoffgas gerade ſo verhält, wie wenn ſich ſein Kohlenſtoff direct mit dem Sauerſtoff verbunden hätte, es ent- ſteht nämlich gasförmige Kohlenſäure und Humus.
Wenn die Wirkung des Sauerſtoffs ſich ausſchließlich auf den Kohlenſtoff des Holzes erſtreckt haben würde, wäre weiter nichts als Kohlenſtoff von den Beſtandtheilen des Holzes hin- weggenommen worden, ſo müßte man die übrigen Elemente unverändert, aber mit weniger Kohlenſtoff verbunden, in dem Humus wiederfinden. Das Endreſultat dieſer Einwirkung würde demnach ein gänzliches Verſchwinden des Kohlenſtoffs ſein, es würden zuletzt nur die Elemente des Waſſers übrig bleiben.
Wenn wir aber das verweſende Holz in ſeinen verſchiede- nen Stadien ſeiner Verweſung einer Unterſuchung unterwerfen, ſo gelangen wir zu dem merkwürdigen Reſultat, daß der Koh-
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Verweſung der Holzfaſer.
nen Holzfaſer noch fremde, lösliche und unlösliche organiſche
Stoffe enthält.
Das relative Verhältniß der Elemente des Eichenholzes
iſt deshalb ein anderes als beim Buchenholz, und beide ſind
wieder in ihrer Zuſammenſetzung verſchieden von der reinen Holz-
faſer, die ſich in allen Vegetabilien gleichbleibt. Die Unterſchiede
ſind nichts deſto weniger ſo unbedeutend, daß ſie in den Fra-
gen, die wir einer Discuſſion unterwerfen, unbeachtet bleiben
können, um ſo mehr, da der Gehalt an dieſen Materien je
nach der Jahreszeit wechſelt.
Nach den mit Sorgfalt von Gay-Luſſac und Thénard
ausgeführten Analyſen des bei 100° getrockneten und mit Waſſer
und Weingeiſt von allen darin löslichen Theilen befreiten Eichen-
holzes enthielt daſſelbe 52,53 Kohlenſtoff und 47,47 Waſſerſtoff,
und Sauerſtoff in dem Verhältniß wie im Waſſer.
Es iſt nun früher erwähnt worden, daß ſich das feuchte
Holz im Sauerſtoffgas gerade ſo verhält, wie wenn ſich ſein
Kohlenſtoff direct mit dem Sauerſtoff verbunden hätte, es ent-
ſteht nämlich gasförmige Kohlenſäure und Humus.
Wenn die Wirkung des Sauerſtoffs ſich ausſchließlich auf
den Kohlenſtoff des Holzes erſtreckt haben würde, wäre weiter
nichts als Kohlenſtoff von den Beſtandtheilen des Holzes hin-
weggenommen worden, ſo müßte man die übrigen Elemente
unverändert, aber mit weniger Kohlenſtoff verbunden, in dem
Humus wiederfinden. Das Endreſultat dieſer Einwirkung
würde demnach ein gänzliches Verſchwinden des Kohlenſtoffs
ſein, es würden zuletzt nur die Elemente des Waſſers übrig
bleiben.
Wenn wir aber das verweſende Holz in ſeinen verſchiede-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/299>, abgerufen am 22.07.2024.
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