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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Anhang.
Proceß ihrer Gährung bezweckt wurde. Die in dieses Kohlen-
beet eingesenkten Pflanzen zeichneten sich gar bald durch eine
lebhafte Vegetation und ihr frisches gesundes Ansehen aus.
Wie es in dergleichen Beeten immer der Fall ist, daß nemlich
die Wurzeln vieler Pflanzen durch die Abzugslöcher der Töpfe
hindurchdringen und sich dann ausbreiten, so auch hier, nur
zeigte sich das Auffallende, daß diese in Kohle durchgewurzel-
ten Pflanzen sich durch Trieb und Ueppigkeit vor allen anderen,
z. B. in Lohe durchgewurzelten, sehr auszeichneten. Einige,
unter denen ich nur die schöne Thunbergia alata und die Gat-
tung Peireskia nenne, wucherten zum Erstaunen; erstere blü-
hete so reichlich, daß Jeder, der sie sah, bestätigte, noch nie
solche Exemplare gefunden zu haben. Auch setzte sie, was sonst
meist nur nach künstlicher Bestäubung geschieht, ohne Zuthun
eine Menge Saamen an. Die Peireskien kamen so stark in
Trieb, daß die Aculeata Loten von mehreren Ellen trieb und
P. grandifolia Blätter von einem Fuß Länge machte. Solche
Erscheinungen, wozu noch viele scheinbar geringere, wie das
rasche Aufkeimen von Saamen, die sich selbst ausgestreut hat-
ten, das häufige Erscheinen junger Filices kommen, mußten
natürlich meine Aufmerksamkeit rege machen, und ich wurde so
nach und nach zu einer Reihe von Versuchen geführt, deren
Resultate in doppelter Beziehung nicht uninteressant sein dürf-
ten, denn außer dem technischen Nutzen für die Cultur der mei-
sten Pflanzen bieten sie auch in physiologischer Beziehung Man-
ches dar.

Das Nächste, was die Natur der Sache mit sich brachte,
war, daß ich zu verschiedenen Pflanzen einen Theil vegetabili-
scher Kohle der Erde beimischte und in dem Quantum steigerte,
je mehr ich die Vortheile dieser Methode einsah. Ganz vor-
züglich zeigte sich z. B. ein Beisatz von 2/3 Kohle unter Laub-

Anhang.
Proceß ihrer Gährung bezweckt wurde. Die in dieſes Kohlen-
beet eingeſenkten Pflanzen zeichneten ſich gar bald durch eine
lebhafte Vegetation und ihr friſches geſundes Anſehen aus.
Wie es in dergleichen Beeten immer der Fall iſt, daß nemlich
die Wurzeln vieler Pflanzen durch die Abzugslöcher der Töpfe
hindurchdringen und ſich dann ausbreiten, ſo auch hier, nur
zeigte ſich das Auffallende, daß dieſe in Kohle durchgewurzel-
ten Pflanzen ſich durch Trieb und Ueppigkeit vor allen anderen,
z. B. in Lohe durchgewurzelten, ſehr auszeichneten. Einige,
unter denen ich nur die ſchöne Thunbergia alata und die Gat-
tung Peireskia nenne, wucherten zum Erſtaunen; erſtere blü-
hete ſo reichlich, daß Jeder, der ſie ſah, beſtätigte, noch nie
ſolche Exemplare gefunden zu haben. Auch ſetzte ſie, was ſonſt
meiſt nur nach künſtlicher Beſtäubung geſchieht, ohne Zuthun
eine Menge Saamen an. Die Peireskien kamen ſo ſtark in
Trieb, daß die Aculeata Loten von mehreren Ellen trieb und
P. grandifolia Blätter von einem Fuß Länge machte. Solche
Erſcheinungen, wozu noch viele ſcheinbar geringere, wie das
raſche Aufkeimen von Saamen, die ſich ſelbſt ausgeſtreut hat-
ten, das häufige Erſcheinen junger Filices kommen, mußten
natürlich meine Aufmerkſamkeit rege machen, und ich wurde ſo
nach und nach zu einer Reihe von Verſuchen geführt, deren
Reſultate in doppelter Beziehung nicht unintereſſant ſein dürf-
ten, denn außer dem techniſchen Nutzen für die Cultur der mei-
ſten Pflanzen bieten ſie auch in phyſiologiſcher Beziehung Man-
ches dar.

Das Nächſte, was die Natur der Sache mit ſich brachte,
war, daß ich zu verſchiedenen Pflanzen einen Theil vegetabili-
ſcher Kohle der Erde beimiſchte und in dem Quantum ſteigerte,
je mehr ich die Vortheile dieſer Methode einſah. Ganz vor-
züglich zeigte ſich z. B. ein Beiſatz von ⅔ Kohle unter Laub-

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[185/0203] Anhang. Proceß ihrer Gährung bezweckt wurde. Die in dieſes Kohlen- beet eingeſenkten Pflanzen zeichneten ſich gar bald durch eine lebhafte Vegetation und ihr friſches geſundes Anſehen aus. Wie es in dergleichen Beeten immer der Fall iſt, daß nemlich die Wurzeln vieler Pflanzen durch die Abzugslöcher der Töpfe hindurchdringen und ſich dann ausbreiten, ſo auch hier, nur zeigte ſich das Auffallende, daß dieſe in Kohle durchgewurzel- ten Pflanzen ſich durch Trieb und Ueppigkeit vor allen anderen, z. B. in Lohe durchgewurzelten, ſehr auszeichneten. Einige, unter denen ich nur die ſchöne Thunbergia alata und die Gat- tung Peireskia nenne, wucherten zum Erſtaunen; erſtere blü- hete ſo reichlich, daß Jeder, der ſie ſah, beſtätigte, noch nie ſolche Exemplare gefunden zu haben. Auch ſetzte ſie, was ſonſt meiſt nur nach künſtlicher Beſtäubung geſchieht, ohne Zuthun eine Menge Saamen an. Die Peireskien kamen ſo ſtark in Trieb, daß die Aculeata Loten von mehreren Ellen trieb und P. grandifolia Blätter von einem Fuß Länge machte. Solche Erſcheinungen, wozu noch viele ſcheinbar geringere, wie das raſche Aufkeimen von Saamen, die ſich ſelbſt ausgeſtreut hat- ten, das häufige Erſcheinen junger Filices kommen, mußten natürlich meine Aufmerkſamkeit rege machen, und ich wurde ſo nach und nach zu einer Reihe von Verſuchen geführt, deren Reſultate in doppelter Beziehung nicht unintereſſant ſein dürf- ten, denn außer dem techniſchen Nutzen für die Cultur der mei- ſten Pflanzen bieten ſie auch in phyſiologiſcher Beziehung Man- ches dar. Das Nächſte, was die Natur der Sache mit ſich brachte, war, daß ich zu verſchiedenen Pflanzen einen Theil vegetabili- ſcher Kohle der Erde beimiſchte und in dem Quantum ſteigerte, je mehr ich die Vortheile dieſer Methode einſah. Ganz vor- züglich zeigte ſich z. B. ein Beiſatz von ⅔ Kohle unter Laub-

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/203>, abgerufen am 22.11.2024.