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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
Transport 55,43
Phosphorsaures Natron . . . . 2,94
Zweifach-phosphorsaures Ammoniak 1,65
Kochsalz . . . . . . . . . 4,45
Salmiak . . . . . . . . . 1,50
Phosphorsaure Bittererde und Kalk 1,00
Kieselerde . . . . . . . . . 0,03
Wasser . . . . . . . . . 933,00
1000,00

Nehmen wir aus dem Harn den Harnstoff, das milchsaure
Ammoniak, die freie Milchsäure, Harnsäure, phosphorsaures
Ammoniak und Salmiak hinweg, so bleiben 1 p. c. fester
Stoffe, die aus anorganischen Salzen bestehen, die natürlicher
Weise auf den vegetabilischen Organismus ganz gleich wirken
müssen, ob wir sie im Harn oder in Wasser gelös't auf's Feld
bringen.

Es bleibt, wie man sieht, nichts übrig, als die kräftige Wir-
kungsweise des Urins dem Harnstoff oder den andern Ammo-
niaksalzen zuzuschreiben.

Der Harnstoff ist in dem Urin des Menschen zum Theil
in der Form von milchsaurem Harnstoff (Henry), eine an-
dere Portion davon ist frei vorhanden.

Untersuchen wir nun, was geschehen wird, wenn wir den
Harn sich selbst überlassen, faulen lassen, wenn er also in den
Zustand übergeht, in welchem er als Dünger dient; aller
an Milchsäure gebundener Harnstoff verwandelt sich in milch-
saures Ammoniak, aller frei vorhandene geht in äußerst flüch-
tiges kohlensaures Ammoniak über.

In wohlbeschaffenen, vor der Verdunstung geschützten Dünger-
behältern wird das kohlensaure Ammoniak gelös't bleiben, bringen
wir den gefaulten Harn auf unsere Felder, so wird ein Theil des

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
Transport 55,43
Phosphorſaures Natron . . . . 2,94
Zweifach-phosphorſaures Ammoniak 1,65
Kochſalz . . . . . . . . . 4,45
Salmiak . . . . . . . . . 1,50
Phosphorſaure Bittererde und Kalk 1,00
Kieſelerde . . . . . . . . . 0,03
Waſſer . . . . . . . . . 933,00
1000,00

Nehmen wir aus dem Harn den Harnſtoff, das milchſaure
Ammoniak, die freie Milchſäure, Harnſäure, phosphorſaures
Ammoniak und Salmiak hinweg, ſo bleiben 1 p. c. feſter
Stoffe, die aus anorganiſchen Salzen beſtehen, die natürlicher
Weiſe auf den vegetabiliſchen Organismus ganz gleich wirken
müſſen, ob wir ſie im Harn oder in Waſſer gelöſ’t auf’s Feld
bringen.

Es bleibt, wie man ſieht, nichts übrig, als die kräftige Wir-
kungsweiſe des Urins dem Harnſtoff oder den andern Ammo-
niakſalzen zuzuſchreiben.

Der Harnſtoff iſt in dem Urin des Menſchen zum Theil
in der Form von milchſaurem Harnſtoff (Henry), eine an-
dere Portion davon iſt frei vorhanden.

Unterſuchen wir nun, was geſchehen wird, wenn wir den
Harn ſich ſelbſt überlaſſen, faulen laſſen, wenn er alſo in den
Zuſtand übergeht, in welchem er als Dünger dient; aller
an Milchſäure gebundener Harnſtoff verwandelt ſich in milch-
ſaures Ammoniak, aller frei vorhandene geht in äußerſt flüch-
tiges kohlenſaures Ammoniak über.

In wohlbeſchaffenen, vor der Verdunſtung geſchützten Dünger-
behältern wird das kohlenſaure Ammoniak gelöſ’t bleiben, bringen
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[171/0189] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. Transport 55,43 Phosphorſaures Natron . . . . 2,94 Zweifach-phosphorſaures Ammoniak 1,65 Kochſalz . . . . . . . . . 4,45 Salmiak . . . . . . . . . 1,50 Phosphorſaure Bittererde und Kalk 1,00 Kieſelerde . . . . . . . . . 0,03 Waſſer . . . . . . . . . 933,00 1000,00 Nehmen wir aus dem Harn den Harnſtoff, das milchſaure Ammoniak, die freie Milchſäure, Harnſäure, phosphorſaures Ammoniak und Salmiak hinweg, ſo bleiben 1 p. c. feſter Stoffe, die aus anorganiſchen Salzen beſtehen, die natürlicher Weiſe auf den vegetabiliſchen Organismus ganz gleich wirken müſſen, ob wir ſie im Harn oder in Waſſer gelöſ’t auf’s Feld bringen. Es bleibt, wie man ſieht, nichts übrig, als die kräftige Wir- kungsweiſe des Urins dem Harnſtoff oder den andern Ammo- niakſalzen zuzuſchreiben. Der Harnſtoff iſt in dem Urin des Menſchen zum Theil in der Form von milchſaurem Harnſtoff (Henry), eine an- dere Portion davon iſt frei vorhanden. Unterſuchen wir nun, was geſchehen wird, wenn wir den Harn ſich ſelbſt überlaſſen, faulen laſſen, wenn er alſo in den Zuſtand übergeht, in welchem er als Dünger dient; aller an Milchſäure gebundener Harnſtoff verwandelt ſich in milch- ſaures Ammoniak, aller frei vorhandene geht in äußerſt flüch- tiges kohlenſaures Ammoniak über. In wohlbeſchaffenen, vor der Verdunſtung geſchützten Dünger- behältern wird das kohlenſaure Ammoniak gelöſ’t bleiben, bringen wir den gefaulten Harn auf unſere Felder, ſo wird ein Theil des

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/189>, abgerufen am 25.11.2024.