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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
der Veränderungen, durch welche die assimilirbaren Stoffe zu
Chymus und Chylus werden, in Folge von neuen Metamor-
phosen, die diese wieder erleiden, insofern sie zu Bestandtheilen
des Organismus werden, scheiden die Organe der Secretion
Verbindungen aus, die in den Nahrungsmitteln nur ihren Ele-
menten nach enthalten waren.

Diese letzteren stößt der Organismus als Excremente eben-
falls aus und es ist hieraus klar, daß die Excremente aus
zweierlei Stoffen bestehen müssen, von denen die einen unver-
daubare Gemeng- oder Bestandtheile der Nahrungsmittel, die
andern aber durch den Lebensproceß neugebildete Verbindungen
sind; sie sind entstanden in Folge der Bildung von Fett, von
Muskelfaser, Hirn- und Nervensubstanz, und sind durchaus un-
fähig, in irgend einem andern thierischen Organismus zu Fett,
Eiweiß, Muskelfaser, Gehirn- und Nervensubstanz metamorpho-
sirt zu werden.

In dem Lebensproceß der Pflanzen muß ein ganz ähnliches
Verhältniß stattfinden.

Wenn unter den Stoffen, welche von den Wurzeln einer
Pflanze aus dem Boden aufgenommen werden, sich solche befin-
den, die sie zu ihrer Ernährung nicht verwendet, so müssen sie
dem Boden wieder zurückgegeben werden; Excremente dieser Art
können einer zweiten und dritten Pflanze zu ihrer Nahrung
dienlich, zu ihrem Bestehen selbst unentbehrlich sein, allein die
in dem Organismus der Vegetabilien durch den Ernährungs-
proceß neugebildeten Materien, die also in Folge der Er-
zeugung
von Holzfaser, Amylon, Eiweiß, Kleber, Gummi,
Säuren etc. entstanden sind, sie können in keiner andern Pflan-
zengattung zur Bildung von Holzfaser, Amylon, Eiweiß,
Kleber etc. verwendet werden.

Man wird aus diesen Betrachtungen die Verschiedenheit

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
der Veränderungen, durch welche die aſſimilirbaren Stoffe zu
Chymus und Chylus werden, in Folge von neuen Metamor-
phoſen, die dieſe wieder erleiden, inſofern ſie zu Beſtandtheilen
des Organismus werden, ſcheiden die Organe der Secretion
Verbindungen aus, die in den Nahrungsmitteln nur ihren Ele-
menten nach enthalten waren.

Dieſe letzteren ſtößt der Organismus als Excremente eben-
falls aus und es iſt hieraus klar, daß die Excremente aus
zweierlei Stoffen beſtehen müſſen, von denen die einen unver-
daubare Gemeng- oder Beſtandtheile der Nahrungsmittel, die
andern aber durch den Lebensproceß neugebildete Verbindungen
ſind; ſie ſind entſtanden in Folge der Bildung von Fett, von
Muskelfaſer, Hirn- und Nervenſubſtanz, und ſind durchaus un-
fähig, in irgend einem andern thieriſchen Organismus zu Fett,
Eiweiß, Muskelfaſer, Gehirn- und Nervenſubſtanz metamorpho-
ſirt zu werden.

In dem Lebensproceß der Pflanzen muß ein ganz ähnliches
Verhältniß ſtattfinden.

Wenn unter den Stoffen, welche von den Wurzeln einer
Pflanze aus dem Boden aufgenommen werden, ſich ſolche befin-
den, die ſie zu ihrer Ernährung nicht verwendet, ſo müſſen ſie
dem Boden wieder zurückgegeben werden; Excremente dieſer Art
können einer zweiten und dritten Pflanze zu ihrer Nahrung
dienlich, zu ihrem Beſtehen ſelbſt unentbehrlich ſein, allein die
in dem Organismus der Vegetabilien durch den Ernährungs-
proceß neugebildeten Materien, die alſo in Folge der Er-
zeugung
von Holzfaſer, Amylon, Eiweiß, Kleber, Gummi,
Säuren ꝛc. entſtanden ſind, ſie können in keiner andern Pflan-
zengattung zur Bildung von Holzfaſer, Amylon, Eiweiß,
Kleber ꝛc. verwendet werden.

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[149/0167] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. der Veränderungen, durch welche die aſſimilirbaren Stoffe zu Chymus und Chylus werden, in Folge von neuen Metamor- phoſen, die dieſe wieder erleiden, inſofern ſie zu Beſtandtheilen des Organismus werden, ſcheiden die Organe der Secretion Verbindungen aus, die in den Nahrungsmitteln nur ihren Ele- menten nach enthalten waren. Dieſe letzteren ſtößt der Organismus als Excremente eben- falls aus und es iſt hieraus klar, daß die Excremente aus zweierlei Stoffen beſtehen müſſen, von denen die einen unver- daubare Gemeng- oder Beſtandtheile der Nahrungsmittel, die andern aber durch den Lebensproceß neugebildete Verbindungen ſind; ſie ſind entſtanden in Folge der Bildung von Fett, von Muskelfaſer, Hirn- und Nervenſubſtanz, und ſind durchaus un- fähig, in irgend einem andern thieriſchen Organismus zu Fett, Eiweiß, Muskelfaſer, Gehirn- und Nervenſubſtanz metamorpho- ſirt zu werden. In dem Lebensproceß der Pflanzen muß ein ganz ähnliches Verhältniß ſtattfinden. Wenn unter den Stoffen, welche von den Wurzeln einer Pflanze aus dem Boden aufgenommen werden, ſich ſolche befin- den, die ſie zu ihrer Ernährung nicht verwendet, ſo müſſen ſie dem Boden wieder zurückgegeben werden; Excremente dieſer Art können einer zweiten und dritten Pflanze zu ihrer Nahrung dienlich, zu ihrem Beſtehen ſelbſt unentbehrlich ſein, allein die in dem Organismus der Vegetabilien durch den Ernährungs- proceß neugebildeten Materien, die alſo in Folge der Er- zeugung von Holzfaſer, Amylon, Eiweiß, Kleber, Gummi, Säuren ꝛc. entſtanden ſind, ſie können in keiner andern Pflan- zengattung zur Bildung von Holzfaſer, Amylon, Eiweiß, Kleber ꝛc. verwendet werden. Man wird aus dieſen Betrachtungen die Verſchiedenheit

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/167>, abgerufen am 24.11.2024.