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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die Wechselwirthschaft und der Dünger.
Bestandtheile wiedergeben, welche ihm in der Form von Wur-
zeln, von Kraut oder Frucht genommen wurden.

Aber auch bei der reichlichsten Düngung mit diesen Mate-
rien hat man die Erfahrung gemacht, daß die Ernte nicht im-
mer mit der Düngung im Verhältniß steht, daß der Ertrag
vieler Pflanzen, trotz dem scheinbaren Ersatz durch Dünger,
abnimmt, wenn sie mehrere Jahre hinter einander auf dem
nemlichen Felde gebaut wird.

Auf der andern Seite machte man die Beobachtung, daß
ein Feld, was unfruchtbar für eine gewisse Pflanzengattung war,
deßhalb nicht aufgehört hatte, fruchtbar für eine andere zu sein,
und hieraus hat sich denn in einer Reihe von Jahren ein
System der Feldwirthschaft entwickelt, dessen Hauptaufgabe es
ist, einen möglichst hohen Ertrag mit dem kleinsten Aufwand
von Dünger zu erzielen.

Es ging aus diesen Erfahrungen zusammengenommen her-
vor, daß die Pflanzen verschiedenartige Bestandtheile des Bo-
dens zu ihrem Wachsthum bedürfen, und sehr bald sah man
ein, daß die Mannigfaltigkeit der Cultur so gut wie die Ruhe
(Brache) die Fruchtbarkeit des Bodens erhalte. Es war offen-
bar, daß alle Pflanzen dem Boden in verschiedenen Verhält-
nissen gewisse Materien zurückgeben mußten, die zur Nahrung
einer folgenden Generation verwendet werden konnten.

Von chemischen Principien, gestützt auf die Kenntniß der
Materien, welche die Pflanzen dem Boden entziehen, und
was ihm in dem Dünger zurückgegeben wird, ist bis jetzt in
der Agricultur keine Rede gewesen. Ihre Ausmittelung ist die
Aufgabe einer künftigen Generation, denn was kann von der
gegenwärtigen erwartet werden, welche mit einer Art von
Scheu und Mißtrauen alle Hülfsmittel zurückweis't, die ihr
von der Chemie dargeboten werden, welche die Kunst nicht

Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger.
Beſtandtheile wiedergeben, welche ihm in der Form von Wur-
zeln, von Kraut oder Frucht genommen wurden.

Aber auch bei der reichlichſten Düngung mit dieſen Mate-
rien hat man die Erfahrung gemacht, daß die Ernte nicht im-
mer mit der Düngung im Verhältniß ſteht, daß der Ertrag
vieler Pflanzen, trotz dem ſcheinbaren Erſatz durch Dünger,
abnimmt, wenn ſie mehrere Jahre hinter einander auf dem
nemlichen Felde gebaut wird.

Auf der andern Seite machte man die Beobachtung, daß
ein Feld, was unfruchtbar für eine gewiſſe Pflanzengattung war,
deßhalb nicht aufgehört hatte, fruchtbar für eine andere zu ſein,
und hieraus hat ſich denn in einer Reihe von Jahren ein
Syſtem der Feldwirthſchaft entwickelt, deſſen Hauptaufgabe es
iſt, einen möglichſt hohen Ertrag mit dem kleinſten Aufwand
von Dünger zu erzielen.

Es ging aus dieſen Erfahrungen zuſammengenommen her-
vor, daß die Pflanzen verſchiedenartige Beſtandtheile des Bo-
dens zu ihrem Wachsthum bedürfen, und ſehr bald ſah man
ein, daß die Mannigfaltigkeit der Cultur ſo gut wie die Ruhe
(Brache) die Fruchtbarkeit des Bodens erhalte. Es war offen-
bar, daß alle Pflanzen dem Boden in verſchiedenen Verhält-
niſſen gewiſſe Materien zurückgeben mußten, die zur Nahrung
einer folgenden Generation verwendet werden konnten.

Von chemiſchen Principien, geſtützt auf die Kenntniß der
Materien, welche die Pflanzen dem Boden entziehen, und
was ihm in dem Dünger zurückgegeben wird, iſt bis jetzt in
der Agricultur keine Rede geweſen. Ihre Ausmittelung iſt die
Aufgabe einer künftigen Generation, denn was kann von der
gegenwärtigen erwartet werden, welche mit einer Art von
Scheu und Mißtrauen alle Hülfsmittel zurückweiſ’t, die ihr
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[144/0162] Die Wechſelwirthſchaft und der Dünger. Beſtandtheile wiedergeben, welche ihm in der Form von Wur- zeln, von Kraut oder Frucht genommen wurden. Aber auch bei der reichlichſten Düngung mit dieſen Mate- rien hat man die Erfahrung gemacht, daß die Ernte nicht im- mer mit der Düngung im Verhältniß ſteht, daß der Ertrag vieler Pflanzen, trotz dem ſcheinbaren Erſatz durch Dünger, abnimmt, wenn ſie mehrere Jahre hinter einander auf dem nemlichen Felde gebaut wird. Auf der andern Seite machte man die Beobachtung, daß ein Feld, was unfruchtbar für eine gewiſſe Pflanzengattung war, deßhalb nicht aufgehört hatte, fruchtbar für eine andere zu ſein, und hieraus hat ſich denn in einer Reihe von Jahren ein Syſtem der Feldwirthſchaft entwickelt, deſſen Hauptaufgabe es iſt, einen möglichſt hohen Ertrag mit dem kleinſten Aufwand von Dünger zu erzielen. Es ging aus dieſen Erfahrungen zuſammengenommen her- vor, daß die Pflanzen verſchiedenartige Beſtandtheile des Bo- dens zu ihrem Wachsthum bedürfen, und ſehr bald ſah man ein, daß die Mannigfaltigkeit der Cultur ſo gut wie die Ruhe (Brache) die Fruchtbarkeit des Bodens erhalte. Es war offen- bar, daß alle Pflanzen dem Boden in verſchiedenen Verhält- niſſen gewiſſe Materien zurückgeben mußten, die zur Nahrung einer folgenden Generation verwendet werden konnten. Von chemiſchen Principien, geſtützt auf die Kenntniß der Materien, welche die Pflanzen dem Boden entziehen, und was ihm in dem Dünger zurückgegeben wird, iſt bis jetzt in der Agricultur keine Rede geweſen. Ihre Ausmittelung iſt die Aufgabe einer künftigen Generation, denn was kann von der gegenwärtigen erwartet werden, welche mit einer Art von Scheu und Mißtrauen alle Hülfsmittel zurückweiſ’t, die ihr von der Chemie dargeboten werden, welche die Kunſt nicht

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/162>, abgerufen am 24.11.2024.