Zwei Pflanzen werden neben einander oder hinter einan- der gedeihen, wenn sie aus dem Boden verschiedenartige Ma- terien zu ihrer Ausbildung nöthig haben, oder wenn die Sta- dien ihres Wachsthums, die Blüthe und Fruchtbildung weit auseinander liegen.
Auf einem an Kali reichen Boden kann man mit Vortheil Weizen nach Taback bauen, denn der Taback bedarf keiner phos- phorsauren Salze, die dem Weizen nicht fehlen dürfen; diese Pflanze hat nur Alkalien und stickstoffreiche Nahrungsmittel nöthig.
Nach der Analyse von Posselt und Reimann enthal- ten 1000 Theile Tabacksblätter 16 Theile phosphorsauren Kalk, 8,8 Kieselerde und keine Bittererde, während die gleiche Menge Weizenstroh 47,3 Theile, und die nemliche Quantiät Weizenkörner 99,45 Theile phosphorsaure Salze enthält. (Saussure.)
Nehmen wir an, daß die Weizenkörner halb so viel wie- gen als das Stroh, so verhalten sich die phosphorsauren Salze, welche vom Weizen und Taback von gleichen Gewichten der- selben entzogen werden wie 97,7 : 16. Dieß ist ein höchst bedeutender Unterschied. Die Wurzeln des Tabacks nehmen so gut wie die des Weizens die in dem Boden enthaltenen phosphorsauren Salze auf, allein der erstere giebt sie ihm wie- der zurück, weil sie zu seiner Ausbildung nicht wesentlich noth- wendig sind.
Die Cultur.
Zwei Pflanzen werden neben einander oder hinter einan- der gedeihen, wenn ſie aus dem Boden verſchiedenartige Ma- terien zu ihrer Ausbildung nöthig haben, oder wenn die Sta- dien ihres Wachsthums, die Blüthe und Fruchtbildung weit auseinander liegen.
Auf einem an Kali reichen Boden kann man mit Vortheil Weizen nach Taback bauen, denn der Taback bedarf keiner phos- phorſauren Salze, die dem Weizen nicht fehlen dürfen; dieſe Pflanze hat nur Alkalien und ſtickſtoffreiche Nahrungsmittel nöthig.
Nach der Analyſe von Poſſelt und Reimann enthal- ten 1000 Theile Tabacksblätter 16 Theile phosphorſauren Kalk, 8,8 Kieſelerde und keine Bittererde, während die gleiche Menge Weizenſtroh 47,3 Theile, und die nemliche Quantiät Weizenkörner 99,45 Theile phosphorſaure Salze enthält. (Sauſſure.)
Nehmen wir an, daß die Weizenkörner halb ſo viel wie- gen als das Stroh, ſo verhalten ſich die phosphorſauren Salze, welche vom Weizen und Taback von gleichen Gewichten der- ſelben entzogen werden wie 97,7 : 16. Dieß iſt ein höchſt bedeutender Unterſchied. Die Wurzeln des Tabacks nehmen ſo gut wie die des Weizens die in dem Boden enthaltenen phosphorſauren Salze auf, allein der erſtere giebt ſie ihm wie- der zurück, weil ſie zu ſeiner Ausbildung nicht weſentlich noth- wendig ſind.
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Die Cultur.
Zwei Pflanzen werden neben einander oder hinter einan-
der gedeihen, wenn ſie aus dem Boden verſchiedenartige Ma-
terien zu ihrer Ausbildung nöthig haben, oder wenn die Sta-
dien ihres Wachsthums, die Blüthe und Fruchtbildung weit
auseinander liegen.
Auf einem an Kali reichen Boden kann man mit Vortheil
Weizen nach Taback bauen, denn der Taback bedarf keiner phos-
phorſauren Salze, die dem Weizen nicht fehlen dürfen; dieſe
Pflanze hat nur Alkalien und ſtickſtoffreiche Nahrungsmittel
nöthig.
Nach der Analyſe von Poſſelt und Reimann enthal-
ten 1000 Theile Tabacksblätter 16 Theile phosphorſauren
Kalk, 8,8 Kieſelerde und keine Bittererde, während die gleiche
Menge Weizenſtroh 47,3 Theile, und die nemliche Quantiät
Weizenkörner 99,45 Theile phosphorſaure Salze enthält.
(Sauſſure.)
Nehmen wir an, daß die Weizenkörner halb ſo viel wie-
gen als das Stroh, ſo verhalten ſich die phosphorſauren Salze,
welche vom Weizen und Taback von gleichen Gewichten der-
ſelben entzogen werden wie 97,7 : 16. Dieß iſt ein höchſt
bedeutender Unterſchied. Die Wurzeln des Tabacks nehmen
ſo gut wie die des Weizens die in dem Boden enthaltenen
phosphorſauren Salze auf, allein der erſtere giebt ſie ihm wie-
der zurück, weil ſie zu ſeiner Ausbildung nicht weſentlich noth-
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/160>, abgerufen am 23.11.2024.
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