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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840.

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Die anorganischen Bestandtheile der Vegetabilien.
angewiesen sind, so bedürfen die Salzpflanzen des Kochsalzes,
die Schuttpflanzen des Ammoniaks und salpetersaurer Salze.
Keine von unseren Getreidepflanzen kann aber ausgebildete Saa-
men tragen, Saamen, welche Mehl geben, ohne eine reichliche
Menge von phosphorsaurer Bittererde, ohne Ammoniak zu ihrer
Ausbildung vorzufinden. Diese Saamen entwickeln sich nur
in einem Boden, wo diese drei Bestandtheile sich vereinigt be-
finden, und kein Boden ist reicher daran als Orte, wo Men-
schen und Thiere familienartig zusammenwohnen; sie folgen
dem Urin, den Excrementen derselben, weil sie ohne deren Be-
standtheile nicht zum Saamentragen kommen.

Wenn wir Salzpflanzen mehrere hundert Meilen von dem
Strande des Meeres entfernt in der Nähe unserer Salinen
finden, so wissen wir, daß sie auf dem natürlichsten Wege
dahin gelangen, Saamen von Pflanzen werden durch Winde
und Vögel über die ganze Oberfläche der Erde verbreitet, aber
sie entwickeln sich nur da, wo sich die Bedingungen ihres Le-
bens vorfinden.

In den Soolenkasten der Gradirgebäude auf der Saline
Salzhausen bei Nidda finden sich zahlreiche Schaaren kleiner
nicht über zwei Zoll langer Stachelfische. (Gasterosteus acu-
leatus.
) In den Soolenkasten der 6 Stunden davon entfern-
ten Saline Neuheim trifft man kein lebendes Wesen an, aber
die letztere ist überreich an Kohlensäure und Kalk, ihre Gradir
wände sind bedeckt mit Stalaktiten, in dem einen Wasser sind
die durch Vögel hingebrachten Eier zur Entwickelung gekom-
men, in dem andern nicht *).

*) "Die Krätzmilben werden von Burdach als Erzengnisse eines krank-
haften Zustandes angesehen, ebenso die Läufe bei Kindern, die Erzeu-
gung von Miesmuscheln in einem Fischteiche, von Salzpflanzen in der
Nähe von Salinen, von Nesseln und Gräsern, von Fischen in den Re-

Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien.
angewieſen ſind, ſo bedürfen die Salzpflanzen des Kochſalzes,
die Schuttpflanzen des Ammoniaks und ſalpeterſaurer Salze.
Keine von unſeren Getreidepflanzen kann aber ausgebildete Saa-
men tragen, Saamen, welche Mehl geben, ohne eine reichliche
Menge von phosphorſaurer Bittererde, ohne Ammoniak zu ihrer
Ausbildung vorzufinden. Dieſe Saamen entwickeln ſich nur
in einem Boden, wo dieſe drei Beſtandtheile ſich vereinigt be-
finden, und kein Boden iſt reicher daran als Orte, wo Men-
ſchen und Thiere familienartig zuſammenwohnen; ſie folgen
dem Urin, den Excrementen derſelben, weil ſie ohne deren Be-
ſtandtheile nicht zum Saamentragen kommen.

Wenn wir Salzpflanzen mehrere hundert Meilen von dem
Strande des Meeres entfernt in der Nähe unſerer Salinen
finden, ſo wiſſen wir, daß ſie auf dem natürlichſten Wege
dahin gelangen, Saamen von Pflanzen werden durch Winde
und Vögel über die ganze Oberfläche der Erde verbreitet, aber
ſie entwickeln ſich nur da, wo ſich die Bedingungen ihres Le-
bens vorfinden.

In den Soolenkaſten der Gradirgebäude auf der Saline
Salzhauſen bei Nidda finden ſich zahlreiche Schaaren kleiner
nicht über zwei Zoll langer Stachelfiſche. (Gasterosteus acu-
leatus.
) In den Soolenkaſten der 6 Stunden davon entfern-
ten Saline Neuheim trifft man kein lebendes Weſen an, aber
die letztere iſt überreich an Kohlenſäure und Kalk, ihre Gradir
wände ſind bedeckt mit Stalaktiten, in dem einen Waſſer ſind
die durch Vögel hingebrachten Eier zur Entwickelung gekom-
men, in dem andern nicht *).

*) »Die Krätzmilben werden von Burdach als Erzengniſſe eines krank-
haften Zuſtandes angeſehen, ebenſo die Läufe bei Kindern, die Erzeu-
gung von Miesmuſcheln in einem Fiſchteiche, von Salzpflanzen in der
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[100/0118] Die anorganiſchen Beſtandtheile der Vegetabilien. angewieſen ſind, ſo bedürfen die Salzpflanzen des Kochſalzes, die Schuttpflanzen des Ammoniaks und ſalpeterſaurer Salze. Keine von unſeren Getreidepflanzen kann aber ausgebildete Saa- men tragen, Saamen, welche Mehl geben, ohne eine reichliche Menge von phosphorſaurer Bittererde, ohne Ammoniak zu ihrer Ausbildung vorzufinden. Dieſe Saamen entwickeln ſich nur in einem Boden, wo dieſe drei Beſtandtheile ſich vereinigt be- finden, und kein Boden iſt reicher daran als Orte, wo Men- ſchen und Thiere familienartig zuſammenwohnen; ſie folgen dem Urin, den Excrementen derſelben, weil ſie ohne deren Be- ſtandtheile nicht zum Saamentragen kommen. Wenn wir Salzpflanzen mehrere hundert Meilen von dem Strande des Meeres entfernt in der Nähe unſerer Salinen finden, ſo wiſſen wir, daß ſie auf dem natürlichſten Wege dahin gelangen, Saamen von Pflanzen werden durch Winde und Vögel über die ganze Oberfläche der Erde verbreitet, aber ſie entwickeln ſich nur da, wo ſich die Bedingungen ihres Le- bens vorfinden. In den Soolenkaſten der Gradirgebäude auf der Saline Salzhauſen bei Nidda finden ſich zahlreiche Schaaren kleiner nicht über zwei Zoll langer Stachelfiſche. (Gasterosteus acu- leatus.) In den Soolenkaſten der 6 Stunden davon entfern- ten Saline Neuheim trifft man kein lebendes Weſen an, aber die letztere iſt überreich an Kohlenſäure und Kalk, ihre Gradir wände ſind bedeckt mit Stalaktiten, in dem einen Waſſer ſind die durch Vögel hingebrachten Eier zur Entwickelung gekom- men, in dem andern nicht *). *) »Die Krätzmilben werden von Burdach als Erzengniſſe eines krank- haften Zuſtandes angeſehen, ebenſo die Läufe bei Kindern, die Erzeu- gung von Miesmuſcheln in einem Fiſchteiche, von Salzpflanzen in der Nähe von Salinen, von Neſſeln und Gräſern, von Fiſchen in den Re-

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Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Agricultur und Physiologie. Braunschweig, 1840, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_agricultur_1840/118>, abgerufen am 23.11.2024.