Leyser, Polycarp: Eine Christliche Leichpredigt/ Bey der Begräbnuß/ deß ... Fritzen von der Schullenburg ... Frankfurt (Main), 1589.Der Edlen vnnd Ehrentugendtreichen Frawen / Elsa / gebornen von Saldern / Fritzen von der Schulenburg / Christselicher gedächtnuß / nachgelassene Witwen / meiner günstigen Frauwen / wündsche ich Polycarpus Leyser D. Gnad vnd Trost / deß H. Geistes / von Gott dem Vatter / durch vnsern einigen Mitler vnnd Erlöser Jesum Christum / Amen. EDle / Ehrentugendtreiche Frauw / man hat zu allen zeiten Leut gefunden / welche / wann sie Got mit diesem Creutz belegt / daß er jhnen jhre Nechstverwandte durch den zeitlichen Todt hinweg genommen hat / sich in keinem weg recht darinn haben schicken können / sondern der Sachen mit dem trawren entweder zu viel oder zu wenig gethan haben. Dann erstlich sind gefunden worden die sich keines Menschen Todts fall haben bewegen oderbetrüben lassen / wie dann die gantze Sect der Stoicorum es für ein Tugend vnnd besondere Dapfferkeit gehalten / wann sie ohn allen Schmertzen vnnd Threnen auch jhrer leiblichen Kinder Leichen haben ansehen können. Daher liset man von einem / mit Namen Anaxagoras / welcher / da er auff ein mal zween Söhn verlohren hatte / nicht mehr darbey thät / dann allein schlecht sagte: Scio, eos mortales fuisse natos, das ist / Ich wuste es vorhin / daß sie sterblich in diese Welt geborn waren. Deßgleichen von einem andern / mit Namen Dion / welcher / da jhm einsmals Bottschafft kam / daß jhm ein Sohn vom Tach zu todt gefallen were / sich denselben Fall nicht so viel hat bewegen lassen / daß er seine Arbeit / die er gleich dazumal vnter händen hatte / deßwegen hinweg gelegt / vnd seinem Sohn zugeeylet hette. Der Edlen vnnd Ehrentugendtreichen Frawen / Elsa / gebornen von Saldern / Fritzen von der Schulenburg / Christselicher gedächtnuß / nachgelassene Witwen / meiner günstigen Frauwen / wündsche ich Polycarpus Leyser D. Gnad vnd Trost / deß H. Geistes / von Gott dem Vatter / durch vnsern einigen Mitler vnnd Erlöser Jesum Christum / Amen. EDle / Ehrentugendtreiche Frauw / man hat zu allen zeiten Leut gefunden / welche / wañ sie Got mit diesem Creutz belegt / daß er jhnen jhre Nechstverwandte durch den zeitlichen Todt hinweg genommen hat / sich in keinem weg recht dariñ haben schicken können / sondern der Sachen mit dem trawren entweder zu viel oder zu wenig gethan haben. Dann erstlich sind gefunden worden die sich keines Menschen Todts fall haben bewegen oderbetrüben lassen / wie dann die gantze Sect der Stoicorum es für ein Tugend vnnd besondere Dapfferkeit gehalten / wann sie ohn allen Schmertzen vnnd Threnen auch jhrer leiblichen Kinder Leichen haben ansehen können. Daher liset man von einem / mit Namẽ Anaxagoras / welcher / da er auff ein mal zween Söhn verlohren hatte / nicht mehr darbey thät / dann allein schlecht sagte: Scio, eos mortales fuisse natos, das ist / Ich wuste es vorhin / daß sie sterblich in diese Welt geborn waren. Deßgleichen von einem andern / mit Namen Dion / welcher / da jhm einsmals Bottschafft kam / daß jhm ein Sohn vom Tach zu todt gefallen were / sich denselben Fall nicht so viel hat bewegen lassen / daß er seine Arbeit / die er gleich dazumal vnter händen hatte / deßwegen hinweg gelegt / vnd seinem Sohn zugeeylet hette. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> </front> <body> <div> <head>Der Edlen vnnd Ehrentugendtreichen Frawen / Elsa / gebornen von Saldern / Fritzen von der Schulenburg / Christselicher gedächtnuß / nachgelassene Witwen / meiner günstigen Frauwen / wündsche ich Polycarpus Leyser D. Gnad vnd Trost / deß H. Geistes / von Gott dem Vatter / durch vnsern einigen Mitler vnnd Erlöser Jesum Christum / Amen.<lb/></head> <p>EDle / Ehrentugendtreiche Frauw / man hat zu allen zeiten Leut gefunden / welche / wañ sie Got mit diesem Creutz belegt / daß er jhnen jhre Nechstverwandte durch den zeitlichen Todt hinweg genommen hat / sich in keinem weg recht dariñ haben schicken können / sondern der Sachen mit dem trawren entweder zu viel oder zu wenig gethan haben.</p> <p>Dann erstlich sind gefunden worden die sich keines Menschen Todts fall haben bewegen oderbetrüben lassen / wie dann die gantze Sect der Stoicorum es für ein Tugend vnnd besondere Dapfferkeit gehalten / wann sie ohn allen Schmertzen vnnd Threnen auch jhrer leiblichen Kinder Leichen haben ansehen können. Daher liset man von einem / mit Namẽ Anaxagoras / welcher / da er auff ein mal zween Söhn verlohren hatte / nicht mehr darbey thät / dann allein schlecht sagte: Scio, eos mortales fuisse natos, das ist / Ich wuste es vorhin / daß sie sterblich in diese Welt geborn waren. Deßgleichen von einem andern / mit Namen Dion / welcher / da jhm einsmals Bottschafft kam / daß jhm ein Sohn vom Tach zu todt gefallen were / sich denselben Fall nicht so viel hat bewegen lassen / daß er seine Arbeit / die er gleich dazumal vnter händen hatte / deßwegen hinweg gelegt / vnd seinem Sohn zugeeylet hette.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0005]
Der Edlen vnnd Ehrentugendtreichen Frawen / Elsa / gebornen von Saldern / Fritzen von der Schulenburg / Christselicher gedächtnuß / nachgelassene Witwen / meiner günstigen Frauwen / wündsche ich Polycarpus Leyser D. Gnad vnd Trost / deß H. Geistes / von Gott dem Vatter / durch vnsern einigen Mitler vnnd Erlöser Jesum Christum / Amen.
EDle / Ehrentugendtreiche Frauw / man hat zu allen zeiten Leut gefunden / welche / wañ sie Got mit diesem Creutz belegt / daß er jhnen jhre Nechstverwandte durch den zeitlichen Todt hinweg genommen hat / sich in keinem weg recht dariñ haben schicken können / sondern der Sachen mit dem trawren entweder zu viel oder zu wenig gethan haben.
Dann erstlich sind gefunden worden die sich keines Menschen Todts fall haben bewegen oderbetrüben lassen / wie dann die gantze Sect der Stoicorum es für ein Tugend vnnd besondere Dapfferkeit gehalten / wann sie ohn allen Schmertzen vnnd Threnen auch jhrer leiblichen Kinder Leichen haben ansehen können. Daher liset man von einem / mit Namẽ Anaxagoras / welcher / da er auff ein mal zween Söhn verlohren hatte / nicht mehr darbey thät / dann allein schlecht sagte: Scio, eos mortales fuisse natos, das ist / Ich wuste es vorhin / daß sie sterblich in diese Welt geborn waren. Deßgleichen von einem andern / mit Namen Dion / welcher / da jhm einsmals Bottschafft kam / daß jhm ein Sohn vom Tach zu todt gefallen were / sich denselben Fall nicht so viel hat bewegen lassen / daß er seine Arbeit / die er gleich dazumal vnter händen hatte / deßwegen hinweg gelegt / vnd seinem Sohn zugeeylet hette.
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Zitationshilfe: | Leyser, Polycarp: Eine Christliche Leichpredigt/ Bey der Begräbnuß/ deß ... Fritzen von der Schullenburg ... Frankfurt (Main), 1589, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/leyser_leichpredigt_1589/5>, abgerufen am 16.02.2025. |