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Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Nach dem Essen kam ein Notar und mit ihm ein junger Mann, der seit wenig Tagen im Ministerium unter Schlichting beschäftigt war. Er hieß Klemenz, war armer Leute Kind, sehr früh verwaist, und Schlichting hatte ihn erziehen lassen. Er schätzte seinen Kopf und liebte ihn wie einen Sohn. Trotz seiner Jugend hatte Schlichting ihm die Aufsicht über die Verwaltung seines Vermögens und seines Gutes übergeben, einmal, weil er ihm vertraute, und dann auch, weil er den Jüngling damit vom Eintritt in das Heer zurückzuhalten wünschte, denn derselbe hatte eine schwache Brust und war den Anstrengungen eines Feldzugs in keiner Art gewachsen. Ich hatte Klemenz nur erst bei einem flüchtigen Besuche kennen gelernt, als in Gegenwart dieses jungen Mannes und meines Bruders, die uns als Zeugen dienten, unser Ehecontract vollzogen wurde. Schlichting entfernte sich dann nach dem Acte wieder, um den Rest des Abends noch seinen Angelegenheiten zu widmen.

Am andern Morgen, es war ein Sonnabend und schönes, klares Wetter, hatte Alles einen sonderbaren Anstrich, wie mich dünkte. Es war Werkeltag, und es sollte nichts im Hause ein Fest verkünden, damit unsere Heirath und des Onkels Reise nicht zu früh verrathen würden, denn man mußte sich damals noch vorsichtig auf weitem Wege zu des Königs Fahnen begeben. Aber obschon anscheinend Alles den gewohnten Gang ging, war es doch feierlich und still in unserer Nähe.

Nach dem Essen kam ein Notar und mit ihm ein junger Mann, der seit wenig Tagen im Ministerium unter Schlichting beschäftigt war. Er hieß Klemenz, war armer Leute Kind, sehr früh verwaist, und Schlichting hatte ihn erziehen lassen. Er schätzte seinen Kopf und liebte ihn wie einen Sohn. Trotz seiner Jugend hatte Schlichting ihm die Aufsicht über die Verwaltung seines Vermögens und seines Gutes übergeben, einmal, weil er ihm vertraute, und dann auch, weil er den Jüngling damit vom Eintritt in das Heer zurückzuhalten wünschte, denn derselbe hatte eine schwache Brust und war den Anstrengungen eines Feldzugs in keiner Art gewachsen. Ich hatte Klemenz nur erst bei einem flüchtigen Besuche kennen gelernt, als in Gegenwart dieses jungen Mannes und meines Bruders, die uns als Zeugen dienten, unser Ehecontract vollzogen wurde. Schlichting entfernte sich dann nach dem Acte wieder, um den Rest des Abends noch seinen Angelegenheiten zu widmen.

Am andern Morgen, es war ein Sonnabend und schönes, klares Wetter, hatte Alles einen sonderbaren Anstrich, wie mich dünkte. Es war Werkeltag, und es sollte nichts im Hause ein Fest verkünden, damit unsere Heirath und des Onkels Reise nicht zu früh verrathen würden, denn man mußte sich damals noch vorsichtig auf weitem Wege zu des Königs Fahnen begeben. Aber obschon anscheinend Alles den gewohnten Gang ging, war es doch feierlich und still in unserer Nähe.

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[0070] Nach dem Essen kam ein Notar und mit ihm ein junger Mann, der seit wenig Tagen im Ministerium unter Schlichting beschäftigt war. Er hieß Klemenz, war armer Leute Kind, sehr früh verwaist, und Schlichting hatte ihn erziehen lassen. Er schätzte seinen Kopf und liebte ihn wie einen Sohn. Trotz seiner Jugend hatte Schlichting ihm die Aufsicht über die Verwaltung seines Vermögens und seines Gutes übergeben, einmal, weil er ihm vertraute, und dann auch, weil er den Jüngling damit vom Eintritt in das Heer zurückzuhalten wünschte, denn derselbe hatte eine schwache Brust und war den Anstrengungen eines Feldzugs in keiner Art gewachsen. Ich hatte Klemenz nur erst bei einem flüchtigen Besuche kennen gelernt, als in Gegenwart dieses jungen Mannes und meines Bruders, die uns als Zeugen dienten, unser Ehecontract vollzogen wurde. Schlichting entfernte sich dann nach dem Acte wieder, um den Rest des Abends noch seinen Angelegenheiten zu widmen. Am andern Morgen, es war ein Sonnabend und schönes, klares Wetter, hatte Alles einen sonderbaren Anstrich, wie mich dünkte. Es war Werkeltag, und es sollte nichts im Hause ein Fest verkünden, damit unsere Heirath und des Onkels Reise nicht zu früh verrathen würden, denn man mußte sich damals noch vorsichtig auf weitem Wege zu des Königs Fahnen begeben. Aber obschon anscheinend Alles den gewohnten Gang ging, war es doch feierlich und still in unserer Nähe.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:16:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:16:08Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_tante_1910/70>, abgerufen am 24.11.2024.