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Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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verlassen, die königliche Familie sei ihm gefolgt und Alle in Breslau glücklich eingetroffen. Die Rührung, die Freude, welche wir damals empfanden, den König frei und als Herrn seines Willens zu wissen, die fühlen unsere jetzigen Tage uns nicht nach.

Eine gute Botschaft folgte nun der andern, und gut nannten wir Alles, was uns der Freiheit entgegenführte, auch wenn man es mit Blut und Thränen zu erkaufen hatte. Während die Stadt noch voll von Franzosen war, eilten die jungen Männer nach den Ostprovinzen, sich der neuen Landwehr zuzugesellen, und als am Ende Februar unerwartet die ersten Kosacken, unsere sogenannten Feinde, in Berlin erschienen, war der Jubel über ihre Ankunft so gewaltig, daß man einen Aufstand in der Stadt, daß die Franzosen eine sicilianische Vesper zu fürchten begannen.

Ich werde wieder jung, wenn ich jener Tage gedenke, wenn ich mich des Enthusiasmus erinnere, der uns belebte, als wir zum erstenmale die preußische Cocarde an dem Hute unserer Brüder und Väter sahen, wenn ich mich des Tages erinnere, da die Franzosen Berlin verließen, da der Aufruf des Königs an sein Volk erscholl. Es war eine heilige, eine große Zeit, die rechte Weihezeit des deutschen Volkes, und Jeder von uns hat in ihr einen Stern gewonnen für sein ganzes Leben, auf den er hoffnungsvoll zurückblickt, wenn die Tage um ihn trüb und trüber werden.

verlassen, die königliche Familie sei ihm gefolgt und Alle in Breslau glücklich eingetroffen. Die Rührung, die Freude, welche wir damals empfanden, den König frei und als Herrn seines Willens zu wissen, die fühlen unsere jetzigen Tage uns nicht nach.

Eine gute Botschaft folgte nun der andern, und gut nannten wir Alles, was uns der Freiheit entgegenführte, auch wenn man es mit Blut und Thränen zu erkaufen hatte. Während die Stadt noch voll von Franzosen war, eilten die jungen Männer nach den Ostprovinzen, sich der neuen Landwehr zuzugesellen, und als am Ende Februar unerwartet die ersten Kosacken, unsere sogenannten Feinde, in Berlin erschienen, war der Jubel über ihre Ankunft so gewaltig, daß man einen Aufstand in der Stadt, daß die Franzosen eine sicilianische Vesper zu fürchten begannen.

Ich werde wieder jung, wenn ich jener Tage gedenke, wenn ich mich des Enthusiasmus erinnere, der uns belebte, als wir zum erstenmale die preußische Cocarde an dem Hute unserer Brüder und Väter sahen, wenn ich mich des Tages erinnere, da die Franzosen Berlin verließen, da der Aufruf des Königs an sein Volk erscholl. Es war eine heilige, eine große Zeit, die rechte Weihezeit des deutschen Volkes, und Jeder von uns hat in ihr einen Stern gewonnen für sein ganzes Leben, auf den er hoffnungsvoll zurückblickt, wenn die Tage um ihn trüb und trüber werden.

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[0061] verlassen, die königliche Familie sei ihm gefolgt und Alle in Breslau glücklich eingetroffen. Die Rührung, die Freude, welche wir damals empfanden, den König frei und als Herrn seines Willens zu wissen, die fühlen unsere jetzigen Tage uns nicht nach. Eine gute Botschaft folgte nun der andern, und gut nannten wir Alles, was uns der Freiheit entgegenführte, auch wenn man es mit Blut und Thränen zu erkaufen hatte. Während die Stadt noch voll von Franzosen war, eilten die jungen Männer nach den Ostprovinzen, sich der neuen Landwehr zuzugesellen, und als am Ende Februar unerwartet die ersten Kosacken, unsere sogenannten Feinde, in Berlin erschienen, war der Jubel über ihre Ankunft so gewaltig, daß man einen Aufstand in der Stadt, daß die Franzosen eine sicilianische Vesper zu fürchten begannen. Ich werde wieder jung, wenn ich jener Tage gedenke, wenn ich mich des Enthusiasmus erinnere, der uns belebte, als wir zum erstenmale die preußische Cocarde an dem Hute unserer Brüder und Väter sahen, wenn ich mich des Tages erinnere, da die Franzosen Berlin verließen, da der Aufruf des Königs an sein Volk erscholl. Es war eine heilige, eine große Zeit, die rechte Weihezeit des deutschen Volkes, und Jeder von uns hat in ihr einen Stern gewonnen für sein ganzes Leben, auf den er hoffnungsvoll zurückblickt, wenn die Tage um ihn trüb und trüber werden.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:16:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:16:08Z)

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_tante_1910/61>, abgerufen am 24.11.2024.