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Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Es war mir, als hätte mir Einer ein Märchen erzählt. So lange die Großmama jedoch im Hause war, ließ ich mir nichts merken; kaum aber hatte sie sich entfernt, als ich von den Ohrringen und von Carolinens Halsband zu sprechen und von dem Schrank und den Reden der Großmutter in kindischer Weise durcheinander zu sprechen begann.

Anfangs achtete Niemand sonderlich darauf, bis Caroline durch ihr abwehrendes Zwischenreden die Mutter aufmerksam werden ließ und nun durch Fragen und Ermahnungen endlich der ganze Vorgang zu der Eltern Ohren kam. Beiden war es höchlich unlieb, daß die Großmutter in dem jungen Mädchen die Eitelkeit und Habsucht also weckte, mehr noch verdroß es sie aber, daß sie Caroline in solcher Weise ihren Eltern feindlich gegenüberstellte, und nachdem noch lange und viel davon gesprochen worden, bis am Abend Gäste zu uns kamen, beschloß der Vater, gleich am nächsten Tage zur Großmama zu gehen und sie darüber in allem Ernste zu Rede zu stellen.

Indeß, waren die Eltern am Neujahrstage dadurch mißgestimmt gewesen, so wurden sie's am nächsten Tage nur noch mehr. Der Vater sprach kein Wort bei Tische, die Mutter war blaß und sah ihn ängstlich an, als halte sie ihn für krank. Niemand wußte, was vorging, Alle aber hatten das Gefühl, als sei oder werde etwas Uebles geschehen, und so blieb es auch den lieben langen Tag und auch den ganzen Abend.

Es war mir, als hätte mir Einer ein Märchen erzählt. So lange die Großmama jedoch im Hause war, ließ ich mir nichts merken; kaum aber hatte sie sich entfernt, als ich von den Ohrringen und von Carolinens Halsband zu sprechen und von dem Schrank und den Reden der Großmutter in kindischer Weise durcheinander zu sprechen begann.

Anfangs achtete Niemand sonderlich darauf, bis Caroline durch ihr abwehrendes Zwischenreden die Mutter aufmerksam werden ließ und nun durch Fragen und Ermahnungen endlich der ganze Vorgang zu der Eltern Ohren kam. Beiden war es höchlich unlieb, daß die Großmutter in dem jungen Mädchen die Eitelkeit und Habsucht also weckte, mehr noch verdroß es sie aber, daß sie Caroline in solcher Weise ihren Eltern feindlich gegenüberstellte, und nachdem noch lange und viel davon gesprochen worden, bis am Abend Gäste zu uns kamen, beschloß der Vater, gleich am nächsten Tage zur Großmama zu gehen und sie darüber in allem Ernste zu Rede zu stellen.

Indeß, waren die Eltern am Neujahrstage dadurch mißgestimmt gewesen, so wurden sie's am nächsten Tage nur noch mehr. Der Vater sprach kein Wort bei Tische, die Mutter war blaß und sah ihn ängstlich an, als halte sie ihn für krank. Niemand wußte, was vorging, Alle aber hatten das Gefühl, als sei oder werde etwas Uebles geschehen, und so blieb es auch den lieben langen Tag und auch den ganzen Abend.

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[0037] Es war mir, als hätte mir Einer ein Märchen erzählt. So lange die Großmama jedoch im Hause war, ließ ich mir nichts merken; kaum aber hatte sie sich entfernt, als ich von den Ohrringen und von Carolinens Halsband zu sprechen und von dem Schrank und den Reden der Großmutter in kindischer Weise durcheinander zu sprechen begann. Anfangs achtete Niemand sonderlich darauf, bis Caroline durch ihr abwehrendes Zwischenreden die Mutter aufmerksam werden ließ und nun durch Fragen und Ermahnungen endlich der ganze Vorgang zu der Eltern Ohren kam. Beiden war es höchlich unlieb, daß die Großmutter in dem jungen Mädchen die Eitelkeit und Habsucht also weckte, mehr noch verdroß es sie aber, daß sie Caroline in solcher Weise ihren Eltern feindlich gegenüberstellte, und nachdem noch lange und viel davon gesprochen worden, bis am Abend Gäste zu uns kamen, beschloß der Vater, gleich am nächsten Tage zur Großmama zu gehen und sie darüber in allem Ernste zu Rede zu stellen. Indeß, waren die Eltern am Neujahrstage dadurch mißgestimmt gewesen, so wurden sie's am nächsten Tage nur noch mehr. Der Vater sprach kein Wort bei Tische, die Mutter war blaß und sah ihn ängstlich an, als halte sie ihn für krank. Niemand wußte, was vorging, Alle aber hatten das Gefühl, als sei oder werde etwas Uebles geschehen, und so blieb es auch den lieben langen Tag und auch den ganzen Abend.

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:16:08Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:16:08Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Die Tante. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 69–193. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_tante_1910/37>, abgerufen am 25.11.2024.