Natürlich war eine der ersten Fragen, welche die Commerzienräthin an ihren Neffen richtete, nach dem Ergehen ihres Sohnes. Dieser hatte die Zeit seiner Abwesenheit von Monat zu Mo- nat ausgedehnt, obgleich Herr Horn schon lange seine Heimkehr gewünscht. Ferdinand hatte sich nämlich in London einer unbegrenzten Ver- schwendung hingegeben und Mr. Hughes, wenn er Anzeige von den Summen machte, welche der junge Horn von ihm entnommen, schon mehrmals darauf hingedeutet, es möchte vielleicht gerathen sein, den jungen Mann nach Deutsch- land zurückzuberufen.
"Ferdinand ist gesund", berichtete William; fügte aber mit einer gewissen Zurückhaltung hinzu, "ich zweifle jedoch, ob er freiwillig so- bald zurückkehrt, als Sie wünschen, liebe Tante."
"Und was, glaubst Du, ist es, was ihm davon abhält? Was fesselt ihn so sehr?"
"Eine Schwäche, falls man eine Leiden-
Natürlich war eine der erſten Fragen, welche die Commerzienräthin an ihren Neffen richtete, nach dem Ergehen ihres Sohnes. Dieſer hatte die Zeit ſeiner Abweſenheit von Monat zu Mo- nat ausgedehnt, obgleich Herr Horn ſchon lange ſeine Heimkehr gewünſcht. Ferdinand hatte ſich nämlich in London einer unbegrenzten Ver- ſchwendung hingegeben und Mr. Hughes, wenn er Anzeige von den Summen machte, welche der junge Horn von ihm entnommen, ſchon mehrmals darauf hingedeutet, es möchte vielleicht gerathen ſein, den jungen Mann nach Deutſch- land zurückzuberufen.
„Ferdinand iſt geſund“, berichtete William; fügte aber mit einer gewiſſen Zurückhaltung hinzu, „ich zweifle jedoch, ob er freiwillig ſo- bald zurückkehrt, als Sie wünſchen, liebe Tante.“
„Und was, glaubſt Du, iſt es, was ihm davon abhält? Was feſſelt ihn ſo ſehr?“
„Eine Schwäche, falls man eine Leiden-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0075"n="65"/><p>Natürlich war eine der erſten Fragen, welche<lb/>
die Commerzienräthin an ihren Neffen richtete,<lb/>
nach dem Ergehen ihres Sohnes. Dieſer hatte<lb/>
die Zeit ſeiner Abweſenheit von Monat zu Mo-<lb/>
nat ausgedehnt, obgleich Herr Horn ſchon lange<lb/>ſeine Heimkehr gewünſcht. Ferdinand hatte<lb/>ſich nämlich in London einer unbegrenzten Ver-<lb/>ſchwendung hingegeben und Mr. Hughes, wenn<lb/>
er Anzeige von den Summen machte, welche<lb/>
der junge Horn von ihm entnommen, ſchon<lb/>
mehrmals darauf hingedeutet, es möchte vielleicht<lb/>
gerathen ſein, den jungen Mann nach Deutſch-<lb/>
land zurückzuberufen.</p><lb/><p>„Ferdinand iſt geſund“, berichtete William;<lb/>
fügte aber mit einer gewiſſen Zurückhaltung<lb/>
hinzu, „ich zweifle jedoch, ob er freiwillig ſo-<lb/>
bald zurückkehrt, als Sie wünſchen, liebe Tante.“</p><lb/><p>„Und was, glaubſt Du, iſt es, was ihm<lb/>
davon abhält? Was feſſelt ihn ſo ſehr?“</p><lb/><p>„Eine Schwäche, falls man eine Leiden-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[65/0075]
Natürlich war eine der erſten Fragen, welche
die Commerzienräthin an ihren Neffen richtete,
nach dem Ergehen ihres Sohnes. Dieſer hatte
die Zeit ſeiner Abweſenheit von Monat zu Mo-
nat ausgedehnt, obgleich Herr Horn ſchon lange
ſeine Heimkehr gewünſcht. Ferdinand hatte
ſich nämlich in London einer unbegrenzten Ver-
ſchwendung hingegeben und Mr. Hughes, wenn
er Anzeige von den Summen machte, welche
der junge Horn von ihm entnommen, ſchon
mehrmals darauf hingedeutet, es möchte vielleicht
gerathen ſein, den jungen Mann nach Deutſch-
land zurückzuberufen.
„Ferdinand iſt geſund“, berichtete William;
fügte aber mit einer gewiſſen Zurückhaltung
hinzu, „ich zweifle jedoch, ob er freiwillig ſo-
bald zurückkehrt, als Sie wünſchen, liebe Tante.“
„Und was, glaubſt Du, iſt es, was ihm
davon abhält? Was feſſelt ihn ſo ſehr?“
„Eine Schwäche, falls man eine Leiden-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/75>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.