mich wol noch zurecht und sehe dann morgen doch, was mein Unterricht im Schießen für Früchte bei Dir getragen hat."
Walter drückte dem väterlichen Freunde die Hand, der seine Unruhe scherzend verbergen wollte und nahm dankbar sein Erbieten an.
Werner's Herausforderung ließ nicht auf sich warten und Walter bat seinen Onkel, es so einzurichten, daß sie sich am nächsten Mor- gen schon treffen könnten. Er selbst wolle seine Angelegenheiten ordnen und den Abend dann bei Jenny zubringen. Aber sein Onkel rieth ihm davon ab. Er stellte ihm vor, daß Jenny ihn nicht erwarte. "Und", sagte er, "das gibt unnöthig eine Rührung, die sie beunruhigt und Dich aufregt. Ihr jungen Herren der jetzigen Zeit nehmt solche Dinge viel zu schwer. In meiner Jugend war das anders! Doch will ich Dich nicht hindern, Deine Angelegen- heiten, wie Du es nennst, zu ordnen. Nur
mich wol noch zurecht und ſehe dann morgen doch, was mein Unterricht im Schießen für Früchte bei Dir getragen hat.“
Walter drückte dem väterlichen Freunde die Hand, der ſeine Unruhe ſcherzend verbergen wollte und nahm dankbar ſein Erbieten an.
Werner's Herausforderung ließ nicht auf ſich warten und Walter bat ſeinen Onkel, es ſo einzurichten, daß ſie ſich am nächſten Mor- gen ſchon treffen könnten. Er ſelbſt wolle ſeine Angelegenheiten ordnen und den Abend dann bei Jenny zubringen. Aber ſein Onkel rieth ihm davon ab. Er ſtellte ihm vor, daß Jenny ihn nicht erwarte. „Und“, ſagte er, „das gibt unnöthig eine Rührung, die ſie beunruhigt und Dich aufregt. Ihr jungen Herren der jetzigen Zeit nehmt ſolche Dinge viel zu ſchwer. In meiner Jugend war das anders! Doch will ich Dich nicht hindern, Deine Angelegen- heiten, wie Du es nennſt, zu ordnen. Nur
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mich wol noch zurecht und ſehe dann morgen
doch, was mein Unterricht im Schießen für
Früchte bei Dir getragen hat.“
Walter drückte dem väterlichen Freunde die
Hand, der ſeine Unruhe ſcherzend verbergen
wollte und nahm dankbar ſein Erbieten an.
Werner's Herausforderung ließ nicht auf
ſich warten und Walter bat ſeinen Onkel, es
ſo einzurichten, daß ſie ſich am nächſten Mor-
gen ſchon treffen könnten. Er ſelbſt wolle ſeine
Angelegenheiten ordnen und den Abend dann
bei Jenny zubringen. Aber ſein Onkel rieth
ihm davon ab. Er ſtellte ihm vor, daß Jenny
ihn nicht erwarte. „Und“, ſagte er, „das gibt
unnöthig eine Rührung, die ſie beunruhigt
und Dich aufregt. Ihr jungen Herren der
jetzigen Zeit nehmt ſolche Dinge viel zu ſchwer.
In meiner Jugend war das anders! Doch
will ich Dich nicht hindern, Deine Angelegen-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/310>, abgerufen am 04.12.2024.
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