So war man in die letzten Tage des Ok- tobers gekommen, als der Onkel, während sie im Meierschen Hause zu Mittag aßen, seinen Neffen aufforderte, ihm zum Dank für die Mühe, welche ihm die Besorgung der neuen Einrichtung verursachte, auch seinerseits gefällig zu sein und ihn zu einem Freunde zu begleiten, der am nächsten Tage eine Jagdpartie veran- stalten wollte, zu der er auch die beiden Gra- fen eingeladen hatte. Walter antwortete an- fangs ausweichend, aber der alte Herr wollte keine Entschuldigungen annehmen und sagte zu Jenny: "Ich bitte Sie, Töchterchen! legen Sie ein gutes Wort für einen alten Onkel ein, der Ihrem Bräutigam einst die erste Flinte in die Hand gab und sich nun ein- mal an den Künsten seines Schülers erfreuen möchte."
Was wollte Walter machen? Er mußte die Einladung des Greises annehmen, dessen bit-
So war man in die letzten Tage des Ok- tobers gekommen, als der Onkel, während ſie im Meierſchen Hauſe zu Mittag aßen, ſeinen Neffen aufforderte, ihm zum Dank für die Mühe, welche ihm die Beſorgung der neuen Einrichtung verurſachte, auch ſeinerſeits gefällig zu ſein und ihn zu einem Freunde zu begleiten, der am nächſten Tage eine Jagdpartie veran- ſtalten wollte, zu der er auch die beiden Gra- fen eingeladen hatte. Walter antwortete an- fangs ausweichend, aber der alte Herr wollte keine Entſchuldigungen annehmen und ſagte zu Jenny: „Ich bitte Sie, Töchterchen! legen Sie ein gutes Wort für einen alten Onkel ein, der Ihrem Bräutigam einſt die erſte Flinte in die Hand gab und ſich nun ein- mal an den Künſten ſeines Schülers erfreuen möchte.“
Was wollte Walter machen? Er mußte die Einladung des Greiſes annehmen, deſſen bit-
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So war man in die letzten Tage des Ok-
tobers gekommen, als der Onkel, während ſie
im Meierſchen Hauſe zu Mittag aßen, ſeinen
Neffen aufforderte, ihm zum Dank für die
Mühe, welche ihm die Beſorgung der neuen
Einrichtung verurſachte, auch ſeinerſeits gefällig
zu ſein und ihn zu einem Freunde zu begleiten,
der am nächſten Tage eine Jagdpartie veran-
ſtalten wollte, zu der er auch die beiden Gra-
fen eingeladen hatte. Walter antwortete an-
fangs ausweichend, aber der alte Herr wollte
keine Entſchuldigungen annehmen und ſagte zu
Jenny: „Ich bitte Sie, Töchterchen! legen
Sie ein gutes Wort für einen alten Onkel
ein, der Ihrem Bräutigam einſt die erſte
Flinte in die Hand gab und ſich nun ein-
mal an den Künſten ſeines Schülers erfreuen
möchte.“
Was wollte Walter machen? Er mußte die
Einladung des Greiſes annehmen, deſſen bit-
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/302>, abgerufen am 12.12.2024.
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