Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite


weilen fiel es ihm wol auf, wie er jetzt ganz
außer seinem gewohnten Kreise, in der Mitte
einer jüdischen Familie lebe und sich ganz be-
haglich dabei fühle, dann aber beruhigte er
sich mit dem Gedanken, daß es vernünftig sei,
bonne mine a mauvais jeu zu machen und daß
seine Pflicht ihm gebiete, den Schritt, den sein
Neffe nun doch gethan, gleichsam durch die
Anerkennung zu rechtfertigen und zu heiligen,
die er der künftigen Gräfin Walter schon jetzt
bewies. Er hatte erklärt, bis zur Hochzeit
seines Neffen in dieser Stadt bleiben zu wollen,
und unbeschäftigt, wie er es war, betrieb er
auf das Angelegentlichste die Besorgung der
Equipagen, des Silbergeräthes und alles Dessen,
was sonst noch zur vollständigen Einrichtung
des künftigen Haushaltes gehörte; oder er be-
suchte, da die Jagdzeit begonnen hatte, die
Edelleute seiner Bekanntschaft, die in der Nähe
ihre Besitzungen hatten.

13*


weilen fiel es ihm wol auf, wie er jetzt ganz
außer ſeinem gewohnten Kreiſe, in der Mitte
einer jüdiſchen Familie lebe und ſich ganz be-
haglich dabei fühle, dann aber beruhigte er
ſich mit dem Gedanken, daß es vernünftig ſei,
bonne mine à mauvais jeu zu machen und daß
ſeine Pflicht ihm gebiete, den Schritt, den ſein
Neffe nun doch gethan, gleichſam durch die
Anerkennung zu rechtfertigen und zu heiligen,
die er der künftigen Gräfin Walter ſchon jetzt
bewies. Er hatte erklärt, bis zur Hochzeit
ſeines Neffen in dieſer Stadt bleiben zu wollen,
und unbeſchäftigt, wie er es war, betrieb er
auf das Angelegentlichſte die Beſorgung der
Equipagen, des Silbergeräthes und alles Deſſen,
was ſonſt noch zur vollſtändigen Einrichtung
des künftigen Haushaltes gehörte; oder er be-
ſuchte, da die Jagdzeit begonnen hatte, die
Edelleute ſeiner Bekanntſchaft, die in der Nähe
ihre Beſitzungen hatten.

13*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0301" n="291"/><lb/>
weilen fiel es ihm wol auf, wie er jetzt ganz<lb/>
außer &#x017F;einem gewohnten Krei&#x017F;e, in der Mitte<lb/>
einer jüdi&#x017F;chen Familie lebe und &#x017F;ich ganz be-<lb/>
haglich dabei fühle, dann aber beruhigte er<lb/>
&#x017F;ich mit dem Gedanken, daß es vernünftig &#x017F;ei,<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">bonne mine à mauvais jeu</hi></hi> zu machen und daß<lb/>
&#x017F;eine Pflicht ihm gebiete, den Schritt, den &#x017F;ein<lb/>
Neffe nun doch gethan, gleich&#x017F;am durch die<lb/>
Anerkennung zu rechtfertigen und zu heiligen,<lb/>
die er der künftigen Gräfin Walter &#x017F;chon jetzt<lb/>
bewies. Er hatte erklärt, bis zur Hochzeit<lb/>
&#x017F;eines Neffen in die&#x017F;er Stadt bleiben zu wollen,<lb/>
und unbe&#x017F;chäftigt, wie er es war, betrieb er<lb/>
auf das Angelegentlich&#x017F;te die Be&#x017F;orgung der<lb/>
Equipagen, des Silbergeräthes und alles De&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
was &#x017F;on&#x017F;t noch zur voll&#x017F;tändigen Einrichtung<lb/>
des künftigen Haushaltes gehörte; oder er be-<lb/>
&#x017F;uchte, da die Jagdzeit begonnen hatte, die<lb/>
Edelleute &#x017F;einer Bekannt&#x017F;chaft, die in der Nähe<lb/>
ihre Be&#x017F;itzungen hatten.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">13*</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0301] weilen fiel es ihm wol auf, wie er jetzt ganz außer ſeinem gewohnten Kreiſe, in der Mitte einer jüdiſchen Familie lebe und ſich ganz be- haglich dabei fühle, dann aber beruhigte er ſich mit dem Gedanken, daß es vernünftig ſei, bonne mine à mauvais jeu zu machen und daß ſeine Pflicht ihm gebiete, den Schritt, den ſein Neffe nun doch gethan, gleichſam durch die Anerkennung zu rechtfertigen und zu heiligen, die er der künftigen Gräfin Walter ſchon jetzt bewies. Er hatte erklärt, bis zur Hochzeit ſeines Neffen in dieſer Stadt bleiben zu wollen, und unbeſchäftigt, wie er es war, betrieb er auf das Angelegentlichſte die Beſorgung der Equipagen, des Silbergeräthes und alles Deſſen, was ſonſt noch zur vollſtändigen Einrichtung des künftigen Haushaltes gehörte; oder er be- ſuchte, da die Jagdzeit begonnen hatte, die Edelleute ſeiner Bekanntſchaft, die in der Nähe ihre Beſitzungen hatten. 13*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/301
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/301>, abgerufen am 12.12.2024.