Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

befindlichen Noten mehrstimmige Sachen zu
finden, weil sie glaubte, daß dergleichen unter-
haltender sein würde. Die Etagere, auf der
die Noten lagen, stand hinter einer Thüre, de-
ren geöffnete Flügel Jenny verbargen, sodaß
sie von einigen Personen, die in der Thüre
standen, nicht gesehen werden konnte, obgleich
kein Wort, das jene sprachen, für Jenny ver-
loren ging.

"Was wird man jetzt singen?" fragte eine
alte Dame, deren Brust ein Stiftskreuz zierte,
einen jungen Attache der ... Gesandtschaft beim
Bundestage.

"Ich glaube das Fräulein Meier proponirte
mehrstimmige Piecen!" antwortete der junge
Mann.

"Sagen Sie mir, lieber Baron! die Meiers
scheinen ja Juden zu sein, wie kommt Frau von
Meining zu denen und namentlich Graf Wal-
ter? Man sagt, er soll der unablässige Begleiter

befindlichen Noten mehrſtimmige Sachen zu
finden, weil ſie glaubte, daß dergleichen unter-
haltender ſein würde. Die Etagère, auf der
die Noten lagen, ſtand hinter einer Thüre, de-
ren geöffnete Flügel Jenny verbargen, ſodaß
ſie von einigen Perſonen, die in der Thüre
ſtanden, nicht geſehen werden konnte, obgleich
kein Wort, das jene ſprachen, für Jenny ver-
loren ging.

„Was wird man jetzt ſingen?“ fragte eine
alte Dame, deren Bruſt ein Stiftskreuz zierte,
einen jungen Attaché der ... Geſandtſchaft beim
Bundestage.

„Ich glaube das Fräulein Meier proponirte
mehrſtimmige Piècen!“ antwortete der junge
Mann.

„Sagen Sie mir, lieber Baron! die Meiers
ſcheinen ja Juden zu ſein, wie kommt Frau von
Meining zu denen und namentlich Graf Wal-
ter? Man ſagt, er ſoll der unabläſſige Begleiter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0266" n="256"/>
befindlichen Noten mehr&#x017F;timmige Sachen zu<lb/>
finden, weil &#x017F;ie glaubte, daß dergleichen unter-<lb/>
haltender &#x017F;ein würde. Die Etagère, auf der<lb/>
die Noten lagen, &#x017F;tand hinter einer Thüre, de-<lb/>
ren geöffnete Flügel Jenny verbargen, &#x017F;odaß<lb/>
&#x017F;ie von einigen Per&#x017F;onen, die in der Thüre<lb/>
&#x017F;tanden, nicht ge&#x017F;ehen werden konnte, obgleich<lb/>
kein Wort, das jene &#x017F;prachen, für Jenny ver-<lb/>
loren ging.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Was wird man jetzt &#x017F;ingen?&#x201C; fragte eine<lb/>
alte Dame, deren Bru&#x017F;t ein Stiftskreuz zierte,<lb/>
einen jungen Attaché der ... Ge&#x017F;andt&#x017F;chaft beim<lb/>
Bundestage.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich glaube das Fräulein Meier proponirte<lb/>
mehr&#x017F;timmige Piècen!&#x201C; antwortete der junge<lb/>
Mann.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Sagen Sie mir, lieber Baron! die Meiers<lb/>
&#x017F;cheinen ja Juden zu &#x017F;ein, wie kommt Frau von<lb/>
Meining zu denen und namentlich Graf Wal-<lb/>
ter? Man &#x017F;agt, er &#x017F;oll der unablä&#x017F;&#x017F;ige Begleiter<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[256/0266] befindlichen Noten mehrſtimmige Sachen zu finden, weil ſie glaubte, daß dergleichen unter- haltender ſein würde. Die Etagère, auf der die Noten lagen, ſtand hinter einer Thüre, de- ren geöffnete Flügel Jenny verbargen, ſodaß ſie von einigen Perſonen, die in der Thüre ſtanden, nicht geſehen werden konnte, obgleich kein Wort, das jene ſprachen, für Jenny ver- loren ging. „Was wird man jetzt ſingen?“ fragte eine alte Dame, deren Bruſt ein Stiftskreuz zierte, einen jungen Attaché der ... Geſandtſchaft beim Bundestage. „Ich glaube das Fräulein Meier proponirte mehrſtimmige Piècen!“ antwortete der junge Mann. „Sagen Sie mir, lieber Baron! die Meiers ſcheinen ja Juden zu ſein, wie kommt Frau von Meining zu denen und namentlich Graf Wal- ter? Man ſagt, er ſoll der unabläſſige Begleiter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/266
Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/266>, abgerufen am 29.11.2024.