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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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und diesen Zeitpunkt benutzte sie, mir Alles zu
rauben, was ich noch besaß, und mich zu ver-
lassen. Ich hatte ja nichts mehr zu verschenken,
zu verschwenden" So schloß er und wieder flog
das convulsivische Zittern durch seine Züge."

"Ich sah, daß seine körperliche Erschöpfung aufs
Höchste gestiegen war, und redete ihm zu, die
Nacht bei mir zu bleiben, zu ruhen; wir könn-
ten das Nöthige dann am Morgen überlegen.
Er betrachtete mich mit einem Mißtrauen, das
mich befremdete, da er gerade mich ausgesucht
hatte, und sagte: "Wollen Sie erst von der
Familie Horn Verhaltungsbefehle holen?" Nun
wußte ich, wie ihm beizukommen war. Es ge-
lang mir, ihn zu beruhigen. Ich ließ eine Mahl-
zeit auftragen, denn er bedurfte dringend einer
Erquickung. Mit gieriger Hast griff er nach
den Speisen und brach dann, als er sich gesät-
tigt hatte, in lautes Weinen aus. "So komme
ich in meine Heimat zurück!" rief er und fing

und dieſen Zeitpunkt benutzte ſie, mir Alles zu
rauben, was ich noch beſaß, und mich zu ver-
laſſen. Ich hatte ja nichts mehr zu verſchenken,
zu verſchwenden“ So ſchloß er und wieder flog
das convulſiviſche Zittern durch ſeine Züge.“

„Ich ſah, daß ſeine körperliche Erſchöpfung aufs
Höchſte geſtiegen war, und redete ihm zu, die
Nacht bei mir zu bleiben, zu ruhen; wir könn-
ten das Nöthige dann am Morgen überlegen.
Er betrachtete mich mit einem Mißtrauen, das
mich befremdete, da er gerade mich auſgeſucht
hatte, und ſagte: „Wollen Sie erſt von der
Familie Horn Verhaltungsbefehle holen?“ Nun
wußte ich, wie ihm beizukommen war. Es ge-
lang mir, ihn zu beruhigen. Ich ließ eine Mahl-
zeit auftragen, denn er bedurfte dringend einer
Erquickung. Mit gieriger Haſt griff er nach
den Speiſen und brach dann, als er ſich geſät-
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[210/0220] und dieſen Zeitpunkt benutzte ſie, mir Alles zu rauben, was ich noch beſaß, und mich zu ver- laſſen. Ich hatte ja nichts mehr zu verſchenken, zu verſchwenden“ So ſchloß er und wieder flog das convulſiviſche Zittern durch ſeine Züge.“ „Ich ſah, daß ſeine körperliche Erſchöpfung aufs Höchſte geſtiegen war, und redete ihm zu, die Nacht bei mir zu bleiben, zu ruhen; wir könn- ten das Nöthige dann am Morgen überlegen. Er betrachtete mich mit einem Mißtrauen, das mich befremdete, da er gerade mich auſgeſucht hatte, und ſagte: „Wollen Sie erſt von der Familie Horn Verhaltungsbefehle holen?“ Nun wußte ich, wie ihm beizukommen war. Es ge- lang mir, ihn zu beruhigen. Ich ließ eine Mahl- zeit auftragen, denn er bedurfte dringend einer Erquickung. Mit gieriger Haſt griff er nach den Speiſen und brach dann, als er ſich geſät- tigt hatte, in lautes Weinen aus. „So komme ich in meine Heimat zurück!“ rief er und fing

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/220>, abgerufen am 24.11.2024.