beschäftigt. In ihr vereinen sich der Geist und der Muth eines Mannes mit unend- licher Güte, und es überrascht mich oft, daß doch zuletzt, trotz aller männlichen Klarheit, irgend eine liebenswürdige weibliche Schwäche oder ein lebhaftes Gefühl den Sieg über den Verstand davon tragen."
"Sie sehen aus der Weise, in der ich ruhig den Charakter des Fräuleins zergliedere, daß mein Herz frei ist. Selbst der geübteste Anatom vermöchte das nicht, wenn das Klopfen des Herzens ihm die Hand unsicher macht, wie viel weniger ich. Also unbesorgt, mein Freund! finden Sie mir in unsern Kreisen eine liebens- würdige Gattin und ich will mich nicht länger sträuben, mir Ketten anlegen zu lassen, die sehr beglückend sein können, wie ich an mei- nem Freunde William und seiner schönen Frau bemerke."
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beſchäftigt. In ihr vereinen ſich der Geiſt und der Muth eines Mannes mit unend- licher Güte, und es überraſcht mich oft, daß doch zuletzt, trotz aller männlichen Klarheit, irgend eine liebenswürdige weibliche Schwäche oder ein lebhaftes Gefühl den Sieg über den Verſtand davon tragen.“
„Sie ſehen aus der Weiſe, in der ich ruhig den Charakter des Fräuleins zergliedere, daß mein Herz frei iſt. Selbſt der geübteſte Anatom vermöchte das nicht, wenn das Klopfen des Herzens ihm die Hand unſicher macht, wie viel weniger ich. Alſo unbeſorgt, mein Freund! finden Sie mir in unſern Kreiſen eine liebens- würdige Gattin und ich will mich nicht länger ſträuben, mir Ketten anlegen zu laſſen, die ſehr beglückend ſein können, wie ich an mei- nem Freunde William und ſeiner ſchönen Frau bemerke.“
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beſchäftigt. In ihr vereinen ſich der Geiſt
und der Muth eines Mannes mit unend-
licher Güte, und es überraſcht mich oft, daß
doch zuletzt, trotz aller männlichen Klarheit,
irgend eine liebenswürdige weibliche Schwäche
oder ein lebhaftes Gefühl den Sieg über den
Verſtand davon tragen.“
„Sie ſehen aus der Weiſe, in der ich ruhig
den Charakter des Fräuleins zergliedere, daß
mein Herz frei iſt. Selbſt der geübteſte Anatom
vermöchte das nicht, wenn das Klopfen des
Herzens ihm die Hand unſicher macht, wie
viel weniger ich. Alſo unbeſorgt, mein Freund!
finden Sie mir in unſern Kreiſen eine liebens-
würdige Gattin und ich will mich nicht länger
ſträuben, mir Ketten anlegen zu laſſen, die
ſehr beglückend ſein können, wie ich an mei-
nem Freunde William und ſeiner ſchönen Frau
bemerke.“
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/205>, abgerufen am 23.11.2024.
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