dann ist er mit mir, denn ich liebe Dich, wie je ein Mensch zu lieben vermochte; ich kenne kein Glück als Deine Liebe. Schreibe mir nicht! Das dauert zu lange, komme selbst, damit ich Dich sehe und in Dir eine Antwort finde, die langsam aus todten Lettern zu lesen, eine Qual wäre, die Du mir ersparen wirst, weil Du mich liebst. Ja! ich weiß, daß Du mich liebst: mit dem Glauben, sage ich Dir, auf Wie- dersehen! -- Adieu! Gustav! Geliebter, Leh- rer, Freund, Gatte, mein Alles auf der Welt! Laß mich nicht lange auf Deine An- kunft warten, jetzt, wo jede Minute mir zu Jahrtausenden wird, bis ich Dich sehe!"
Nachdem Jenny diesen Brief gefaltet und der Diener ihn besorgt hatte, schien es ihr, als hätte sie nichts von Dem gesagt, was sie eigent- lich gedacht. Sie wollte ihn zurück haben, es anders sagen, nochmals überlegen. Sie warf
dann iſt er mit mir, denn ich liebe Dich, wie je ein Menſch zu lieben vermochte; ich kenne kein Glück als Deine Liebe. Schreibe mir nicht! Das dauert zu lange, komme ſelbſt, damit ich Dich ſehe und in Dir eine Antwort finde, die langſam aus todten Lettern zu leſen, eine Qual wäre, die Du mir erſparen wirſt, weil Du mich liebſt. Ja! ich weiß, daß Du mich liebſt: mit dem Glauben, ſage ich Dir, auf Wie- derſehen! — Adieu! Guſtav! Geliebter, Leh- rer, Freund, Gatte, mein Alles auf der Welt! Laß mich nicht lange auf Deine An- kunft warten, jetzt, wo jede Minute mir zu Jahrtauſenden wird, bis ich Dich ſehe!“
Nachdem Jenny dieſen Brief gefaltet und der Diener ihn beſorgt hatte, ſchien es ihr, als hätte ſie nichts von Dem geſagt, was ſie eigent- lich gedacht. Sie wollte ihn zurück haben, es anders ſagen, nochmals überlegen. Sie warf
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dann iſt er mit mir, denn ich liebe Dich,
wie je ein Menſch zu lieben vermochte;
ich kenne kein Glück als Deine Liebe.
Schreibe mir nicht! Das dauert zu lange,
komme ſelbſt, damit ich Dich ſehe und in
Dir eine Antwort finde, die langſam aus
todten Lettern zu leſen, eine Qual wäre,
die Du mir erſparen wirſt, weil Du mich
liebſt. Ja! ich weiß, daß Du mich liebſt:
mit dem Glauben, ſage ich Dir, auf Wie-
derſehen! — Adieu! Guſtav! Geliebter, Leh-
rer, Freund, Gatte, mein Alles auf der
Welt! Laß mich nicht lange auf Deine An-
kunft warten, jetzt, wo jede Minute mir zu
Jahrtauſenden wird, bis ich Dich ſehe!“
Nachdem Jenny dieſen Brief gefaltet und
der Diener ihn beſorgt hatte, ſchien es ihr, als
hätte ſie nichts von Dem geſagt, was ſie eigent-
lich gedacht. Sie wollte ihn zurück haben, es
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/141>, abgerufen am 25.11.2024.
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