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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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denn schon vor der Taufe war die Wahr-
heit in mir Herr geworden über eine Täu-
schung, die ich mit der Angst der Ver-
zweiflung in mir zu erhalten strebte, um
Deinetwillen! Lügen kann ich nicht länger,
aber auch glauben kann ich nicht -- kein
Ausweg ist möglich; und mit dem Gefühl
der unaussprechlichsten Liebe, die ewig wahr
und unverändert in mir ist, werfe ich mich
an Deine Brust. Du sollst mir sagen, wie
ich Friede mache zwischen Liebe und Glau-
ben, wie ich mich wiederfinde in dem Gewühl
des Kampfes."

"Wenn Du mich liebst, habe Mitleid mit
mir, komme bald, komme gleich und laß mich
aus Deinem Munde die Worte hören, die
meiner Seele allein Ruhe geben können; sage
mir, daß Du mich lieben kannst, wenn ich
auch nicht an Christus glaube, wie Ihr es
verlangt. Ihr sagt, er sei die Liebe -- nun,

denn ſchon vor der Taufe war die Wahr-
heit in mir Herr geworden über eine Täu-
ſchung, die ich mit der Angſt der Ver-
zweiflung in mir zu erhalten ſtrebte, um
Deinetwillen! Lügen kann ich nicht länger,
aber auch glauben kann ich nicht — kein
Ausweg iſt möglich; und mit dem Gefühl
der unausſprechlichſten Liebe, die ewig wahr
und unverändert in mir iſt, werfe ich mich
an Deine Bruſt. Du ſollſt mir ſagen, wie
ich Friede mache zwiſchen Liebe und Glau-
ben, wie ich mich wiederfinde in dem Gewühl
des Kampfes.“

„Wenn Du mich liebſt, habe Mitleid mit
mir, komme bald, komme gleich und laß mich
aus Deinem Munde die Worte hören, die
meiner Seele allein Ruhe geben können; ſage
mir, daß Du mich lieben kannſt, wenn ich
auch nicht an Chriſtus glaube, wie Ihr es
verlangt. Ihr ſagt, er ſei die Liebe — nun,

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[130/0140] denn ſchon vor der Taufe war die Wahr- heit in mir Herr geworden über eine Täu- ſchung, die ich mit der Angſt der Ver- zweiflung in mir zu erhalten ſtrebte, um Deinetwillen! Lügen kann ich nicht länger, aber auch glauben kann ich nicht — kein Ausweg iſt möglich; und mit dem Gefühl der unausſprechlichſten Liebe, die ewig wahr und unverändert in mir iſt, werfe ich mich an Deine Bruſt. Du ſollſt mir ſagen, wie ich Friede mache zwiſchen Liebe und Glau- ben, wie ich mich wiederfinde in dem Gewühl des Kampfes.“ „Wenn Du mich liebſt, habe Mitleid mit mir, komme bald, komme gleich und laß mich aus Deinem Munde die Worte hören, die meiner Seele allein Ruhe geben können; ſage mir, daß Du mich lieben kannſt, wenn ich auch nicht an Chriſtus glaube, wie Ihr es verlangt. Ihr ſagt, er ſei die Liebe — nun,

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/140>, abgerufen am 25.11.2024.