mit einer Gewandtheit, die aus dem feinsten Schicklichkeitsgefühl und einem wohlwollenden Herzen entsprungen war, wußte er Eduard und Clara vor jeder zu schmerzlichen Berüh- rung zu bewahren. Während die Damen sich mit einer Unterhaltung über die in beiden Häu- sern nöthig gewordenen Ausstattungen für die Bräute beschäftigten, zog William seinen Freund mit sich und sagte: "Lieber Eduard! Clara hat gegen mich das Verlangen geäußert, Sie noch einmal allein zu sprechen, und ich hatte ihr zu- gesagt, ihr dazu Gelegenheit zu geben. Später bin ich anderer Meinung geworden, ich habe Clara gebeten, der Erfüllung dieses Wunsches zu entsagen. Sie werden mir zugeben müssen, daß es für uns Alle besser ist, wenn wir uns so schnell als möglich über eine Zeit fortzu- helfen versuchen, die überreich an schmerzlichen Eindrücken sein muß. Deshalb habe ich meine
mit einer Gewandtheit, die aus dem feinſten Schicklichkeitsgefühl und einem wohlwollenden Herzen entſprungen war, wußte er Eduard und Clara vor jeder zu ſchmerzlichen Berüh- rung zu bewahren. Während die Damen ſich mit einer Unterhaltung über die in beiden Häu- ſern nöthig gewordenen Ausſtattungen für die Bräute beſchäftigten, zog William ſeinen Freund mit ſich und ſagte: „Lieber Eduard! Clara hat gegen mich das Verlangen geäußert, Sie noch einmal allein zu ſprechen, und ich hatte ihr zu- geſagt, ihr dazu Gelegenheit zu geben. Später bin ich anderer Meinung geworden, ich habe Clara gebeten, der Erfüllung dieſes Wunſches zu entſagen. Sie werden mir zugeben müſſen, daß es für uns Alle beſſer iſt, wenn wir uns ſo ſchnell als möglich über eine Zeit fortzu- helfen verſuchen, die überreich an ſchmerzlichen Eindrücken ſein muß. Deshalb habe ich meine
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mit einer Gewandtheit, die aus dem feinſten
Schicklichkeitsgefühl und einem wohlwollenden
Herzen entſprungen war, wußte er Eduard
und Clara vor jeder zu ſchmerzlichen Berüh-
rung zu bewahren. Während die Damen ſich
mit einer Unterhaltung über die in beiden Häu-
ſern nöthig gewordenen Ausſtattungen für die
Bräute beſchäftigten, zog William ſeinen Freund
mit ſich und ſagte: „Lieber Eduard! Clara hat
gegen mich das Verlangen geäußert, Sie noch
einmal allein zu ſprechen, und ich hatte ihr zu-
geſagt, ihr dazu Gelegenheit zu geben. Später
bin ich anderer Meinung geworden, ich habe
Clara gebeten, der Erfüllung dieſes Wunſches
zu entſagen. Sie werden mir zugeben müſſen,
daß es für uns Alle beſſer iſt, wenn wir uns
ſo ſchnell als möglich über eine Zeit fortzu-
helfen verſuchen, die überreich an ſchmerzlichen
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/116>, abgerufen am 24.11.2024.
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