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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843.

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ihre Glieder. Clara bat sie, sich zu schonen;
sie versuchte ein Wort zu Gunsten ihres Bru-
ders einzulegen und der Mutter vorzustellen,
wie seine unbesonnene Handlung vielleicht we-
niger traurig in ihren Folgen sein würde, als
man glaube.

Die Commerzienräthin ließ sie aber nicht
enden. "Das verstehst Du nicht", sagte sie hef-
tig; "oder kann irgend Etwas die Schmach ver-
tilgen, daß ein Weib wie jenes den Namen un-
serer Familie, meinen Namen trägt? Fürchte
nicht, daß Ferdinand Mangel leiden, daß Dein
Vater ihn enterben könne, wie er neulich ge-
droht. Er soll mehr haben, als er bedarf, mehr,
als Lord D. dem Weibe geboten hätte, unter
der einzigen Bedingung, daß er unsern Namen
ablegt, daß er nie nach Deutschland kommt,
daß ich nie von ihm und seinem Weibe höre.
Für mich ist Ferdinand todt, ich habe keinen
Sohn mehr", wiederholte sie nochmals.

5*

ihre Glieder. Clara bat ſie, ſich zu ſchonen;
ſie verſuchte ein Wort zu Gunſten ihres Bru-
ders einzulegen und der Mutter vorzuſtellen,
wie ſeine unbeſonnene Handlung vielleicht we-
niger traurig in ihren Folgen ſein würde, als
man glaube.

Die Commerzienräthin ließ ſie aber nicht
enden. „Das verſtehſt Du nicht“, ſagte ſie hef-
tig; „oder kann irgend Etwas die Schmach ver-
tilgen, daß ein Weib wie jenes den Namen un-
ſerer Familie, meinen Namen trägt? Fürchte
nicht, daß Ferdinand Mangel leiden, daß Dein
Vater ihn enterben könne, wie er neulich ge-
droht. Er ſoll mehr haben, als er bedarf, mehr,
als Lord D. dem Weibe geboten hätte, unter
der einzigen Bedingung, daß er unſern Namen
ablegt, daß er nie nach Deutſchland kommt,
daß ich nie von ihm und ſeinem Weibe höre.
Für mich iſt Ferdinand todt, ich habe keinen
Sohn mehr“, wiederholte ſie nochmals.

5*
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[99/0109] ihre Glieder. Clara bat ſie, ſich zu ſchonen; ſie verſuchte ein Wort zu Gunſten ihres Bru- ders einzulegen und der Mutter vorzuſtellen, wie ſeine unbeſonnene Handlung vielleicht we- niger traurig in ihren Folgen ſein würde, als man glaube. Die Commerzienräthin ließ ſie aber nicht enden. „Das verſtehſt Du nicht“, ſagte ſie hef- tig; „oder kann irgend Etwas die Schmach ver- tilgen, daß ein Weib wie jenes den Namen un- ſerer Familie, meinen Namen trägt? Fürchte nicht, daß Ferdinand Mangel leiden, daß Dein Vater ihn enterben könne, wie er neulich ge- droht. Er ſoll mehr haben, als er bedarf, mehr, als Lord D. dem Weibe geboten hätte, unter der einzigen Bedingung, daß er unſern Namen ablegt, daß er nie nach Deutſchland kommt, daß ich nie von ihm und ſeinem Weibe höre. Für mich iſt Ferdinand todt, ich habe keinen Sohn mehr“, wiederholte ſie nochmals. 5*

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/109>, abgerufen am 27.11.2024.