die Summe, welche meine Mutter mir geschenkt, ausreicht, in Paris in der Weise zu leben, an welche meine Frau gewöhnt ist. Danke meiner Mutter, daß sie, wie immer meine Wünsche er- rathend, auch jetzt meiner Bitte zuvorkam und mir die Mittel gab, schneller zur Ausführung eines Entschlusses zu schreiten, der unwiderruflich war, weil er mein Glück sichert und zugleich die Erfüllung einer Pflicht ist gegen eine Frau, die aus Liebe für mich eine glänzende Zukunft aufgegeben. Jeder Versuch, diese Verbindung zu lösen, würde vergebens sein, da sie durchaus nach allen Gesetzen gültig vollzogen ist, und würde nur die Folge haben, daß ich mit mei- ner Frau früher nach Hause käme, um die nö- thigen Schritte dagegen zu thun, obgleich, wie meine Mutter in ihrem Vorurtheil schreibt, die Anwesenheit meiner Frau, welche Lord D. zu seiner Gemahlin erkoren hatte, ein Schimpf für unsere Familie sein würde. Darüber will ich
die Summe, welche meine Mutter mir geſchenkt, ausreicht, in Paris in der Weiſe zu leben, an welche meine Frau gewöhnt iſt. Danke meiner Mutter, daß ſie, wie immer meine Wünſche er- rathend, auch jetzt meiner Bitte zuvorkam und mir die Mittel gab, ſchneller zur Ausführung eines Entſchluſſes zu ſchreiten, der unwiderruflich war, weil er mein Glück ſichert und zugleich die Erfüllung einer Pflicht iſt gegen eine Frau, die aus Liebe für mich eine glänzende Zukunft aufgegeben. Jeder Verſuch, dieſe Verbindung zu löſen, würde vergebens ſein, da ſie durchaus nach allen Geſetzen gültig vollzogen iſt, und würde nur die Folge haben, daß ich mit mei- ner Frau früher nach Hauſe käme, um die nö- thigen Schritte dagegen zu thun, obgleich, wie meine Mutter in ihrem Vorurtheil ſchreibt, die Anweſenheit meiner Frau, welche Lord D. zu ſeiner Gemahlin erkoren hatte, ein Schimpf für unſere Familie ſein würde. Darüber will ich
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die Summe, welche meine Mutter mir geſchenkt,
ausreicht, in Paris in der Weiſe zu leben, an
welche meine Frau gewöhnt iſt. Danke meiner
Mutter, daß ſie, wie immer meine Wünſche er-
rathend, auch jetzt meiner Bitte zuvorkam und
mir die Mittel gab, ſchneller zur Ausführung
eines Entſchluſſes zu ſchreiten, der unwiderruflich
war, weil er mein Glück ſichert und zugleich
die Erfüllung einer Pflicht iſt gegen eine Frau,
die aus Liebe für mich eine glänzende Zukunft
aufgegeben. Jeder Verſuch, dieſe Verbindung
zu löſen, würde vergebens ſein, da ſie durchaus
nach allen Geſetzen gültig vollzogen iſt, und
würde nur die Folge haben, daß ich mit mei-
ner Frau früher nach Hauſe käme, um die nö-
thigen Schritte dagegen zu thun, obgleich, wie
meine Mutter in ihrem Vorurtheil ſchreibt, die
Anweſenheit meiner Frau, welche Lord D. zu
ſeiner Gemahlin erkoren hatte, ein Schimpf für
unſere Familie ſein würde. Darüber will ich
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 2. Leipzig, 1843, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny02_1843/103>, abgerufen am 22.11.2024.
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