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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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concert, und zu einer Kirchenmusik zu gehen,
würde mich keine Macht der Welt bewegen."

"Weil Du kein Gefühl hast", rief Jenny
aus, immer bereit, die Ansicht der Pfarrerin
zu theilen, und Joseph zu widersprechen, "weil
Du ein kalter Verstandesmensch bist, und gar
nicht die Gefühle und die Wonne anderer Leute
kennst." --

"Deine Gefühle und Deine Wonne, mein
Kind, kenne ich vielleicht besser, als Du selbst!"
warf Joseph neckend hin, aber mit einem Blick
und einem Tone, der nur für Jenny verständ-
lich, diese in dunkler Röthe erglühen ließ.

Einen Augenblick schwieg sie bestürzt, nahm
sich aber zusammen, und sagte zu Hughes:
"Glauben Sie nicht auch, daß die Musik der
Worte entbehren könne?"

"Insofern bestimmt, als man gewiß sang,
ehe man daran dachte, den Gesang mit der
Sprache zu verbinden. Mir scheint es aber,


concert, und zu einer Kirchenmuſik zu gehen,
würde mich keine Macht der Welt bewegen.“

„Weil Du kein Gefühl haſt“, rief Jenny
aus, immer bereit, die Anſicht der Pfarrerin
zu theilen, und Joſeph zu widerſprechen, „weil
Du ein kalter Verſtandesmenſch biſt, und gar
nicht die Gefühle und die Wonne anderer Leute
kennſt.“ —

„Deine Gefühle und Deine Wonne, mein
Kind, kenne ich vielleicht beſſer, als Du ſelbſt!“
warf Joſeph neckend hin, aber mit einem Blick
und einem Tone, der nur für Jenny verſtänd-
lich, dieſe in dunkler Röthe erglühen ließ.

Einen Augenblick ſchwieg ſie beſtürzt, nahm
ſich aber zuſammen, und ſagte zu Hughes:
„Glauben Sie nicht auch, daß die Muſik der
Worte entbehren könne?“

„Inſofern beſtimmt, als man gewiß ſang,
ehe man daran dachte, den Geſang mit der
Sprache zu verbinden. Mir ſcheint es aber,

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[79/0091] concert, und zu einer Kirchenmuſik zu gehen, würde mich keine Macht der Welt bewegen.“ „Weil Du kein Gefühl haſt“, rief Jenny aus, immer bereit, die Anſicht der Pfarrerin zu theilen, und Joſeph zu widerſprechen, „weil Du ein kalter Verſtandesmenſch biſt, und gar nicht die Gefühle und die Wonne anderer Leute kennſt.“ — „Deine Gefühle und Deine Wonne, mein Kind, kenne ich vielleicht beſſer, als Du ſelbſt!“ warf Joſeph neckend hin, aber mit einem Blick und einem Tone, der nur für Jenny verſtänd- lich, dieſe in dunkler Röthe erglühen ließ. Einen Augenblick ſchwieg ſie beſtürzt, nahm ſich aber zuſammen, und ſagte zu Hughes: „Glauben Sie nicht auch, daß die Muſik der Worte entbehren könne?“ „Inſofern beſtimmt, als man gewiß ſang, ehe man daran dachte, den Geſang mit der Sprache zu verbinden. Mir ſcheint es aber,

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/91>, abgerufen am 23.11.2024.