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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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Aufmerksamkeit Theresens machte ihm Freude.
Was jene plötzlich und schnell erfaßte, mußte
diese sich erst sorgsam zurechtlegen und klar
machen, dann aber blieb es ihr ein liebes mühsam
erworbenes Gut, dessen sie sich innig freute,
während Jenny des neuen Besitzes nicht mehr
achtete, wenn er ihr Eigenthum geworden, und
immer eifriger nach neuen Kenntnissen strebte.
Diese unruhige Eile machte, daß sie sich ihres
geistigen Reichthums kaum bewußt wurde und
sich und Andere damit in Verwunderung setzte,
wenn sie gelegentlich veranlaßt wurde, ihn gel-
tend zu machen.

Für Reinhard war der Unterricht doppelt
anziehend. Er hatte wenig in Gesellschaften
gelebt, wenig mit Frauen verkehrt und ihr
eigenthümliches Gemüthsleben, die ganze innere
Welt desselben, war ihm fremd. Mit erhöhter
Begeisterung las er die deutschen Klassiker mit
den Mädchen, wenn er Jenny, hingerissen

Aufmerkſamkeit Thereſens machte ihm Freude.
Was jene plötzlich und ſchnell erfaßte, mußte
dieſe ſich erſt ſorgſam zurechtlegen und klar
machen, dann aber blieb es ihr ein liebes mühſam
erworbenes Gut, deſſen ſie ſich innig freute,
während Jenny des neuen Beſitzes nicht mehr
achtete, wenn er ihr Eigenthum geworden, und
immer eifriger nach neuen Kenntniſſen ſtrebte.
Dieſe unruhige Eile machte, daß ſie ſich ihres
geiſtigen Reichthums kaum bewußt wurde und
ſich und Andere damit in Verwunderung ſetzte,
wenn ſie gelegentlich veranlaßt wurde, ihn gel-
tend zu machen.

Für Reinhard war der Unterricht doppelt
anziehend. Er hatte wenig in Geſellſchaften
gelebt, wenig mit Frauen verkehrt und ihr
eigenthümliches Gemüthsleben, die ganze innere
Welt deſſelben, war ihm fremd. Mit erhöhter
Begeiſterung las er die deutſchen Klaſſiker mit
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[66/0078] Aufmerkſamkeit Thereſens machte ihm Freude. Was jene plötzlich und ſchnell erfaßte, mußte dieſe ſich erſt ſorgſam zurechtlegen und klar machen, dann aber blieb es ihr ein liebes mühſam erworbenes Gut, deſſen ſie ſich innig freute, während Jenny des neuen Beſitzes nicht mehr achtete, wenn er ihr Eigenthum geworden, und immer eifriger nach neuen Kenntniſſen ſtrebte. Dieſe unruhige Eile machte, daß ſie ſich ihres geiſtigen Reichthums kaum bewußt wurde und ſich und Andere damit in Verwunderung ſetzte, wenn ſie gelegentlich veranlaßt wurde, ihn gel- tend zu machen. Für Reinhard war der Unterricht doppelt anziehend. Er hatte wenig in Geſellſchaften gelebt, wenig mit Frauen verkehrt und ihr eigenthümliches Gemüthsleben, die ganze innere Welt deſſelben, war ihm fremd. Mit erhöhter Begeiſterung las er die deutſchen Klaſſiker mit den Mädchen, wenn er Jenny, hingeriſſen

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/78>, abgerufen am 24.11.2024.