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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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gegen sich selbst, wahr gegen seine Freunde,
glühte er dennoch ganz wie früher für Recht,
Freiheit und Ehre, und hing mit dem alten
schwärmerischen Glauben dem Christenthume an,
das ihm der Urquell der Wahrheit und Liebe
war. Der günstige Erfolg, den sein Unterricht
im Meierschen Hause hatte, verschaffte ihm bald
so viel Stunden, daß er den Aufforderungen,
die in dieser Beziehung an ihn gemacht wur-
den, kaum genügen konnte, während sie ihm
eine sorgenfreie Existenz bereiteten, da der
Unterricht in der reichen Handelsstadt ganz
anders als in dem kleinen Universitätsstädtchen
bezahlt wurde. Er konnte seine Mutter zu sich
nehmen, mit der er seine kleine freundliche
Wohnung theilte, und die bald in vielen Fa-
milien, besonders aber im Meierschen Hause
ebenso geachtet und geliebt wurde, als Rein-
hard selbst. -- Sein Verhältniß zu Eduard
blieb unverändert, und er wurde diesem noch

gegen ſich ſelbſt, wahr gegen ſeine Freunde,
glühte er dennoch ganz wie früher für Recht,
Freiheit und Ehre, und hing mit dem alten
ſchwärmeriſchen Glauben dem Chriſtenthume an,
das ihm der Urquell der Wahrheit und Liebe
war. Der günſtige Erfolg, den ſein Unterricht
im Meierſchen Hauſe hatte, verſchaffte ihm bald
ſo viel Stunden, daß er den Aufforderungen,
die in dieſer Beziehung an ihn gemacht wur-
den, kaum genügen konnte, während ſie ihm
eine ſorgenfreie Exiſtenz bereiteten, da der
Unterricht in der reichen Handelsſtadt ganz
anders als in dem kleinen Univerſitätsſtädtchen
bezahlt wurde. Er konnte ſeine Mutter zu ſich
nehmen, mit der er ſeine kleine freundliche
Wohnung theilte, und die bald in vielen Fa-
milien, beſonders aber im Meierſchen Hauſe
ebenſo geachtet und geliebt wurde, als Rein-
hard ſelbſt. — Sein Verhältniß zu Eduard
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[63/0075] gegen ſich ſelbſt, wahr gegen ſeine Freunde, glühte er dennoch ganz wie früher für Recht, Freiheit und Ehre, und hing mit dem alten ſchwärmeriſchen Glauben dem Chriſtenthume an, das ihm der Urquell der Wahrheit und Liebe war. Der günſtige Erfolg, den ſein Unterricht im Meierſchen Hauſe hatte, verſchaffte ihm bald ſo viel Stunden, daß er den Aufforderungen, die in dieſer Beziehung an ihn gemacht wur- den, kaum genügen konnte, während ſie ihm eine ſorgenfreie Exiſtenz bereiteten, da der Unterricht in der reichen Handelsſtadt ganz anders als in dem kleinen Univerſitätsſtädtchen bezahlt wurde. Er konnte ſeine Mutter zu ſich nehmen, mit der er ſeine kleine freundliche Wohnung theilte, und die bald in vielen Fa- milien, beſonders aber im Meierſchen Hauſe ebenſo geachtet und geliebt wurde, als Rein- hard ſelbſt. — Sein Verhältniß zu Eduard blieb unverändert, und er wurde dieſem noch

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/75>, abgerufen am 24.11.2024.