"Der Gedanke ist des Monarchen werth, Fräulein Therese!" fiel Steinheim ein.
"Und schöne Gegenden werden Ihrem Auge erquickend sein", sprach Erlau, "wenn Reinhard darauf besteht, Sie in jene Einöde zu führen, in der die Heerde weidet, die er hüten soll. Ich sehe Sie schon, Fräulein, mit einem Schä- fer- oder Krummstabe -- ich weiß nicht, was Pfarrerinnen in Arkadien führen, durch die sandigen Fluren wallen. Ich höre Sie, Rein- hard zu Liebe, über jedes Heidekraut, das der Boden hervorbringt, in Ach! und Oh! zerflie- ßen und Gott danken dafür, daß er diesen Sand aus seiner großen Barmherzigkeit er- schaffen, damit er uns in die Augen fliege, wenn ein warmer Lufthauch sich je einmal in solch eine Gegend verirrt."
"Lassen Sie das Gustav ja nicht hören", warnte Jenny, " er würde es übel deuten!"
"Du solltest es auch nicht leiden, liebe
„Der Gedanke iſt des Monarchen werth, Fräulein Thereſe!“ fiel Steinheim ein.
„Und ſchöne Gegenden werden Ihrem Auge erquickend ſein“, ſprach Erlau, „wenn Reinhard darauf beſteht, Sie in jene Einöde zu führen, in der die Heerde weidet, die er hüten ſoll. Ich ſehe Sie ſchon, Fräulein, mit einem Schä- fer- oder Krummſtabe — ich weiß nicht, was Pfarrerinnen in Arkadien führen, durch die ſandigen Fluren wallen. Ich höre Sie, Rein- hard zu Liebe, über jedes Heidekraut, das der Boden hervorbringt, in Ach! und Oh! zerflie- ßen und Gott danken dafür, daß er dieſen Sand aus ſeiner großen Barmherzigkeit er- ſchaffen, damit er uns in die Augen fliege, wenn ein warmer Lufthauch ſich je einmal in ſolch eine Gegend verirrt.“
„Laſſen Sie das Guſtav ja nicht hören“, warnte Jenny, „ er würde es übel deuten!“
„Du ſollteſt es auch nicht leiden, liebe
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„Der Gedanke iſt des Monarchen werth,
Fräulein Thereſe!“ fiel Steinheim ein.
„Und ſchöne Gegenden werden Ihrem Auge
erquickend ſein“, ſprach Erlau, „wenn Reinhard
darauf beſteht, Sie in jene Einöde zu führen,
in der die Heerde weidet, die er hüten ſoll.
Ich ſehe Sie ſchon, Fräulein, mit einem Schä-
fer- oder Krummſtabe — ich weiß nicht, was
Pfarrerinnen in Arkadien führen, durch die
ſandigen Fluren wallen. Ich höre Sie, Rein-
hard zu Liebe, über jedes Heidekraut, das der
Boden hervorbringt, in Ach! und Oh! zerflie-
ßen und Gott danken dafür, daß er dieſen
Sand aus ſeiner großen Barmherzigkeit er-
ſchaffen, damit er uns in die Augen fliege,
wenn ein warmer Lufthauch ſich je einmal in
ſolch eine Gegend verirrt.“
„Laſſen Sie das Guſtav ja nicht hören“,
warnte Jenny, „ er würde es übel deuten!“
„Du ſollteſt es auch nicht leiden, liebe
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/400>, abgerufen am 22.11.2024.
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