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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843.

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aber es sollte ihn auch Mitleid und Schonung
für die Armen lehren, die echt biblisch die
Hand küssen, welche sie schlägt, und man darf
sich nicht wundern, wenn einst die Stunde
kommt, in der das Weib gleichen Schmerz mit
dem Manne zu tragen berufen ist, es ruhig
in liebender Ergebung zu finden, wo der Mann
gegen das Schicksal tobt, so lange er die
Möglichkeit begreift, ein besseres Loos zu er-
trotzen.

Das Letztere war, wie gesagt, auch Eduard's
Fall, der nicht allein die Geliebte verlor, son-
dern der aufs Neue glaubte eine Unbill rächen
zu müssen, die man an ihm, an seinem Volke
begangen. Er hätte in der ersten Leidenschaft
des Schmerzes eine Welt zertrümmern mögen,
die noch immer in stumpfer Gefühllosigkeit
Recht und Wahrheit verhöhnte; und seine
Phantasie erschrak vor keiner noch so gewaltsa-
men Maßregel, welche ihn zum Besitz der Ge-

aber es ſollte ihn auch Mitleid und Schonung
für die Armen lehren, die echt bibliſch die
Hand küſſen, welche ſie ſchlägt, und man darf
ſich nicht wundern, wenn einſt die Stunde
kommt, in der das Weib gleichen Schmerz mit
dem Manne zu tragen berufen iſt, es ruhig
in liebender Ergebung zu finden, wo der Mann
gegen das Schickſal tobt, ſo lange er die
Möglichkeit begreift, ein beſſeres Loos zu er-
trotzen.

Das Letztere war, wie geſagt, auch Eduard's
Fall, der nicht allein die Geliebte verlor, ſon-
dern der aufs Neue glaubte eine Unbill rächen
zu müſſen, die man an ihm, an ſeinem Volke
begangen. Er hätte in der erſten Leidenſchaft
des Schmerzes eine Welt zertrümmern mögen,
die noch immer in ſtumpfer Gefühlloſigkeit
Recht und Wahrheit verhöhnte; und ſeine
Phantaſie erſchrak vor keiner noch ſo gewaltſa-
men Maßregel, welche ihn zum Beſitz der Ge-

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[381/0389] aber es ſollte ihn auch Mitleid und Schonung für die Armen lehren, die echt bibliſch die Hand küſſen, welche ſie ſchlägt, und man darf ſich nicht wundern, wenn einſt die Stunde kommt, in der das Weib gleichen Schmerz mit dem Manne zu tragen berufen iſt, es ruhig in liebender Ergebung zu finden, wo der Mann gegen das Schickſal tobt, ſo lange er die Möglichkeit begreift, ein beſſeres Loos zu er- trotzen. Das Letztere war, wie geſagt, auch Eduard's Fall, der nicht allein die Geliebte verlor, ſon- dern der aufs Neue glaubte eine Unbill rächen zu müſſen, die man an ihm, an ſeinem Volke begangen. Er hätte in der erſten Leidenſchaft des Schmerzes eine Welt zertrümmern mögen, die noch immer in ſtumpfer Gefühlloſigkeit Recht und Wahrheit verhöhnte; und ſeine Phantaſie erſchrak vor keiner noch ſo gewaltſa- men Maßregel, welche ihn zum Beſitz der Ge-

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Zitationshilfe: Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/389>, abgerufen am 24.11.2024.