Stolz, den Sie in sich zu bekämpfen haben; aber zu sehr ins Ideale müssen Sie sich nicht verlieren. Sie haben mich zu Ihrem Vater angenommen, lassen Sie mich auch Ihren Kö- nig sein, der Ihnen ein Gehalt gibt, wie Ihre Kenntnisse es verdienen."
Reinhard erkannte mit Achtung das Eh- renwerthe in dem Betragen des alten Man- nes und dankte ihm für die Zartheit, mit welcher er ihn behandelte. Er fühlte, daß er das Anerbieten annehmen müsse, so schwer es ihm auch sei, und erklärte sich bereit dazu.
"Sie haben recht, mein theurer Vater", sagte er, "aber es kostet mich das Opfer mei- nes schönsten Glückes, des seligen Gefühles, Jenny Alles zu sein, Gatte, Ernährer, Freund und Beschützer!"
Da klopfte der Vater ihm auf die Schul- ter und schalt ihn einen Schwärmer, der
Stolz, den Sie in ſich zu bekämpfen haben; aber zu ſehr ins Ideale müſſen Sie ſich nicht verlieren. Sie haben mich zu Ihrem Vater angenommen, laſſen Sie mich auch Ihren Kö- nig ſein, der Ihnen ein Gehalt gibt, wie Ihre Kenntniſſe es verdienen.“
Reinhard erkannte mit Achtung das Eh- renwerthe in dem Betragen des alten Man- nes und dankte ihm für die Zartheit, mit welcher er ihn behandelte. Er fühlte, daß er das Anerbieten annehmen müſſe, ſo ſchwer es ihm auch ſei, und erklärte ſich bereit dazu.
„Sie haben recht, mein theurer Vater“, ſagte er, „aber es koſtet mich das Opfer mei- nes ſchönſten Glückes, des ſeligen Gefühles, Jenny Alles zu ſein, Gatte, Ernährer, Freund und Beſchützer!“
Da klopfte der Vater ihm auf die Schul- ter und ſchalt ihn einen Schwärmer, der
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Stolz, den Sie in ſich zu bekämpfen haben;
aber zu ſehr ins Ideale müſſen Sie ſich nicht
verlieren. Sie haben mich zu Ihrem Vater
angenommen, laſſen Sie mich auch Ihren Kö-
nig ſein, der Ihnen ein Gehalt gibt, wie Ihre
Kenntniſſe es verdienen.“
Reinhard erkannte mit Achtung das Eh-
renwerthe in dem Betragen des alten Man-
nes und dankte ihm für die Zartheit, mit
welcher er ihn behandelte. Er fühlte, daß er
das Anerbieten annehmen müſſe, ſo ſchwer es
ihm auch ſei, und erklärte ſich bereit dazu.
„Sie haben recht, mein theurer Vater“,
ſagte er, „aber es koſtet mich das Opfer mei-
nes ſchönſten Glückes, des ſeligen Gefühles,
Jenny Alles zu ſein, Gatte, Ernährer, Freund
und Beſchützer!“
Da klopfte der Vater ihm auf die Schul-
ter und ſchalt ihn einen Schwärmer, der
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/352>, abgerufen am 22.11.2024.
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