"Wenn nun aber dies Wohlleben mit mei- nem Stande nicht verträglich ist!" entgegnete Reinhard. "Wenn Sie wüßten, lieber Va- ter!" fügte er hinzu, "wie sehr ich die Opfer fühle, die Jenny mir bringen muß; wie ent- setzlich sie mich drücken, Sie würden anders über mich urtheilen. Lassen Sie mich offen sein, wie ich es gegen den Vater meiner Braut sein muß. Ich habe mit aller Kraft meines Willens gegen die Liebe gekämpft, die ich für Jenny fühlte, weil ich wußte, daß unsere Wege weit von ein- ander liegen; daß es Thorheit sei, zu wähnen, ich würde ihr jemals eine Existenz bereiten kön- nen, welche dem Leben gleich käme, an das sie gewöhnt ist. Meine Liebe zu Jenny, und mein Vertrauen zu ihr, waren stärker, als alle Ein- wendungen der Vernunft. Ich täuschte mich selbst mit dem Ideale, daß Liebe jede Entbeh- rung nicht nur leicht, sondern unfühlbar mache. Tadeln Sie mich deshalb nicht zu strenge."
„Wenn nun aber dies Wohlleben mit mei- nem Stande nicht verträglich iſt!“ entgegnete Reinhard. „Wenn Sie wüßten, lieber Va- ter!“ fügte er hinzu, „wie ſehr ich die Opfer fühle, die Jenny mir bringen muß; wie ent- ſetzlich ſie mich drücken, Sie würden anders über mich urtheilen. Laſſen Sie mich offen ſein, wie ich es gegen den Vater meiner Braut ſein muß. Ich habe mit aller Kraft meines Willens gegen die Liebe gekämpft, die ich für Jenny fühlte, weil ich wußte, daß unſere Wege weit von ein- ander liegen; daß es Thorheit ſei, zu wähnen, ich würde ihr jemals eine Exiſtenz bereiten kön- nen, welche dem Leben gleich käme, an das ſie gewöhnt iſt. Meine Liebe zu Jenny, und mein Vertrauen zu ihr, waren ſtärker, als alle Ein- wendungen der Vernunft. Ich täuſchte mich ſelbſt mit dem Ideale, daß Liebe jede Entbeh- rung nicht nur leicht, ſondern unfühlbar mache. Tadeln Sie mich deshalb nicht zu ſtrenge.“
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„Wenn nun aber dies Wohlleben mit mei-
nem Stande nicht verträglich iſt!“ entgegnete
Reinhard. „Wenn Sie wüßten, lieber Va-
ter!“ fügte er hinzu, „wie ſehr ich die Opfer
fühle, die Jenny mir bringen muß; wie ent-
ſetzlich ſie mich drücken, Sie würden anders über
mich urtheilen. Laſſen Sie mich offen ſein, wie
ich es gegen den Vater meiner Braut ſein muß.
Ich habe mit aller Kraft meines Willens gegen
die Liebe gekämpft, die ich für Jenny fühlte,
weil ich wußte, daß unſere Wege weit von ein-
ander liegen; daß es Thorheit ſei, zu wähnen,
ich würde ihr jemals eine Exiſtenz bereiten kön-
nen, welche dem Leben gleich käme, an das ſie
gewöhnt iſt. Meine Liebe zu Jenny, und mein
Vertrauen zu ihr, waren ſtärker, als alle Ein-
wendungen der Vernunft. Ich täuſchte mich
ſelbſt mit dem Ideale, daß Liebe jede Entbeh-
rung nicht nur leicht, ſondern unfühlbar mache.
Tadeln Sie mich deshalb nicht zu ſtrenge.“
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Lewald, Fanny: Jenny. Bd. 1. Leipzig, 1843, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lewald_jenny01_1843/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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